Unter mentaler Gewalt verstehe ich (ergänzend zu körperlicher, seelischer aber auch finanzieller und struktureller Gewalt) bewusste geistige Verdummung. So etwas reicht von „kreationistischem“ Schulunterricht (wenn etwa naturwissenschaftliche Erkenntnisse ignoriert werden und fest behauptet wird, die Welt wäre tatsächlich – also nicht nur als poetisches Gleichnis – von einem Schöpferwesen in sieben Tagen erbaut worden) bis zu den Gehirnwäschen in kommunistischen Diktaturen (wie z. B. Mao Zedongs China). Manches, was heute als Satire verteidigt wird, fällt für mich auch unter diesen Begriff – dann wenn damit Wunschdenken oder Propaganda als Realität beschrieben und als „Spaß“ verteidigt wird – oder, wie im Falle von Heiratsschwindlern, als Zukunftsversprechen.

Sprung in die Gegenwart der Politikerversprechen: Gelegentlich bekomme ich den Kontrastnewsletter, ein Produkt aus dem Parlamentsklub der SPÖ (das Nachfolgeprodukt des „Kontrast-Blogs“ unter Christian Kern).

Dabei  registriere ich genau, welche anderen davon ich nicht erhalte, die aber von hyperaktiven alten SP-FreundInnen auf Facebook breit gespamt werden (Scherz!).

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Als der freiheitliche Abgeordnete Wolfgang Zanger Ende März dieses Jahres Gewerkschafter als „Beidln“ bezeichnete, empörte sich der Nationalratspräsident wie auch viele Abgeordnete zu Recht (siehe meinen „Brief“ Nr. 26 „Sprachkotzen“ vom 31. 3.) – er selbst hingegen zeigte sich ob der Aufregung verwundert.

Abgeordnete, darin ist sich die breite Bevölkerung einig, sollen Vorbilder sein – vor allem auch in ihrer Sprache. Sie darf ruhig pointiert sein – aber nicht ordinär. In der Intimität der Abgeordnetenzimmer mag es tolerabel sein, wenn sich jemand von seinem Seelenmüll befreit, seine Umgebung wird aber dort davon vermutlich nicht „kontaminiert“, weil sie sich vermutlich an deftiger Wortwahl gegenüber Gegnern köstlich delektiert. Anders ist das dort, wo man Österreich vor der ganzen Welt repräsentiert – immerhin werden Nationalratsdebatten medial übertragen, zitiert und kommentiert.

Wichtiger ist allerdings, dass man weiß: Alle, die sich mit diesen verspotteten Gegnern identifizieren – oder zumindest deren Integrität (so wie auch die eigene) geschützt wissen wollen – werden gesundheitlich geschädigt. (Infolge der Erkenntnisse der computergestützten Gehirnforschung wissen wir seit gut 10 Jahren – manche Richter aber offensichtlich nicht – dass psychologische Attacken vom Gehirn wie körperliche Beschädigungen verarbeitet werden;  nachzulesen bei Joachim Bauer, „Schmerzgrenze“.)

Gezielte verbale Verletzungen sind daher als vorsätzliche Straftaten gegen die Gesundheit, also Leib und Leben, zu werten.

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Da schreibt mir doch eine Leserin meiner Anti-Gewalt-Briefe auf meine private Mailadresse (Danke!) zu dem letzten, „LEHR-TRIEB“: „Die Partei, die Menschlichkeit auf ihren Plakaten propagiert, hat in den letzten Jahren die SEMMELWEISKLINIK geschlossen und das Denkmal „verscherbelt“; was mir persönlich sehr Leid tut, weil ich dort meine Kinder geboren habe und diese Frauenklinik aus meiner Sicht ein Symbol für Menschlichkeit war. Die Person Ignaz Semmelweis ist mit seiner Entdeckung der Ursachen des Kindbettfiebers als „Besserwisser“ bei seinen Chefs und der damaligen Obrigkeit abgeblitzt und wenn ich mich recht erinnere wurde sein Verdienst erst nach seinem Ableben anerkannt.“ (Originalschreibweise)

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So wie Mediziner „geadelt“ werden, wenn eine Krankheit nach ihnen benannt wird (siehe Alzheimer, Bechterew oder Crohn), finden auch andere Forscher Ewigkeits-Ruhm, wenn sie Namensgeber sind. Oft ist es mühselig, ein neues Wort – einen „Neologismus“ zu erfinden um eine Sichtweise zu beschreiben, die bisher noch nicht bewusst eingenommen wurde.

Andreas Salcher ist ein Meister für Neuwortschöpfungen. Klingt „Osterhasenpädagogik“  – „Der Lehrer versteckt das Wissen vor seinen Schülern, und die müssen danach suchen, ,so als ob‘ es Ostereier wären“ — nicht wunderbar? (Erweitere Neuauflage „Der talentierte Schüler und seine ewigen feinde“, Seite 15.) Oder „Michelangelo Prinzip“?, nämlich die Gefahr, sich zu niedrige Ziele zu setzen. Aber dann findet sich in seinem Buch auch der Ausdruck „Lehrer-Trieb“ (Seite 265) und da bin ich nicht sicher, ob diese Wort- bzw. Begriffsneuschöpfung von Salcher stammt – denn unter dem letzten Satz dieses Schlusskapitels steht ein anderer Name, aber dieser wird im Inhaltsverzeichnis nicht als Co-Autor ausgewiesen. Also musste ich erst googeln um herauszufinden, wer Alexander Doepel ist — jedenfalls auch fand ich ihn nicht in Pädagogikfeldern, eher in der Architektur, und da ich bekanntlich sehr kritisch bin, will ich schon Qualifikationen und Kompetenzen genau wissen – denn den kurzen Hinweis in der Danksagung am Schluss des Buches hatte ich überlesen (und vielleicht war das auch generell beabsichtigt).

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In der Politdiskussion mit Sebastian Kurz am 18. September in ORF II wiederholte Pamela Rendi-Wagner gebetsmühlenartig das Narrativ (ich könnte auch formulieren: baute sie an der Legende) vom „anderen Gesicht“ ihres Gegners, der sich, so extemporierte sie, vor Kameras freundlich gäbe, aber in Wirklichkeit eiskalt sei (wie wenn man nicht auch eiskalt freundlich sein könnte).

Die „Erzählungen“ der SPÖ von der sozialen Kälte der gegnerischen Parteien sind wohl allen aus den vergangenen Wahlkämpfen bekannt. Es ist eine Definition – und ein Reframing. (Reframing, auf Deutsch „Neuumrahmung“, ist eine psychotherapeutische Technik, etwas gezielt aus einem anderen Blickwinkel zu beleuchten, Kameramanipulation miteingeschlossen.) So wird hier eine subjektive Körperempfindung als Umrahmung statt einer objektiven Bewertung von Planungsabsichten verwendet, die damit gar nichts zu tun haben. (Zu tun hätten sie dann, wenn etwa Wartebereiche in Sozialämtern etc. im Winter nicht mehr beheizbar gehalten würden um Besucher abzuhalten.)

Kälte und Wärme sind keine politischen Kategorien.

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Da lese ich doch soeben im Kurier (20.09.2019, Seite 5), Altkanzler Sebastian Kurz fordere, „Lehrer und Lehrerinnen müssen wieder Autoritätspersonen sein“, und um ihnen „den Rücken zu stärken“, solle es mehr „Unterstützungspersonal“ für Verwaltung und Sozialarbeiter geben und es sollten auch „die Grundwerte des Zusammenlebens unterrichtet werden“. Und er fordert eine Bildungspflicht statt Schulpflicht.

Abgesehen davon, dass es in Österreich – im Gegensatz zu Deutschland! – keine Schulpflicht gibt sondern eine Unterrichtspflicht (daher auch häuslicher Unterricht möglich ist), übrigens ein Denk-Fehler, den auch der selbsternannte Bildungsexperte Andreas Salcher in seiner Bestseller-Neuauflage „Der talentierte  Schüler und seine ewigen Feinde“ wiederholt macht! – sind diese Vorschläge ein Beispiel dafür, wie sich unbewusst das primäre geistige Bild vom „überlegenen“ Instruktor einschleicht, wenn es darum geht, „Verstöße“ oder „Gewaltexzesse“ im Schulsystem hintanzuhalten.

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Eigentlich wollte ich vorige Woche über den Sexismus des ÖGB-Präsidenten Katzian schreiben, der eine fast achtzigjährige Großspenderin der ÖVP als „Aufg’spritzte“ mit einer „Zwei-Millionen-Kette“ bezeichnete (Salzburger Nachrichten, 10.09.2019, Seite 2), gleichzeitig aber betonte, keinen Neid zu verspüren (https://www.kleinezeitung.at/politik/innenpolitik/5690118/Aufgspritzte_Heidi-Hortens-Anwalt-kuendigt-Klage-gegen). Ich wollte die Überheblichkeit des Spitzengewerkschafters kritisieren, dass Frauen über ihr Aussehen diskriminiert werden.

Nachdem Katzian sich umgehend entschuldigte, habe ich es sein lassen.

Gestern gab es das „Duell“ – weshalb diese Kriegs-Beschwörungen? Haben wir nicht ohnedies genug Gewalt im Alltag? reicht nicht „Konkurrentengespräch“? Dann würde der Stil, im konkreten Fall von Frau Rendi-Wagner – nicht so polemisch ausfallen – von ihr gegen Altkanzler Sebastian Kurz.

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Sie werden immer mehr: Männer, aber zunehmend auch Frauen, die auf fremde Erwachsene eindreschen, wenn diese nicht „folgen“.

Der 37jährige Wiener, der mehreren Frauen mit der Faust ins Gesicht schlagen wollte, ärgerte sich, dass diese ins Handy schauten oder mit dem Smartphone Musik hörten. Sie würden ihn nur „aufhalten“, schrieb die Zeitung Österreich (07.09.2019, Seite 12), und: „Die Frauen schauen die ganze Zeit ins Handy, und wenn ich sage, dass sie aufhören sollen, haben sie das auch gefälligst zu tun.“ Mich erinnert das an den ORF-Redakteur, der mich am 9. Februar 2017, als ich als Festrednerin beim Eintreffen in der Wirtschaftskammer Burgenland genau so niederschlug, als ich mich auf den einzigen freien Sessel gleich neben dem Eingang zum kurz Verschnaufen niedersetzen wollte (in der ersten Reihe war wie üblich ein Platz für mich reserviert). An den Folgen davon leide ich heute noch (u. a. 30% vermindertes Hörvermögen links).

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Zum Foto des Jahres 2018 wurde ein Bild von John Moore gewählt, dass ein etwa 2jähriges  Mädchen zeigt, das herzerweichend weinend vor seiner Mutter steht, die gerade von einer US-Grenzbeamtin der Leibesvisitation unterzogen wird. Dazu titeln die Salzburger Nachrichten (7. September 2019, Seite 8): „Ein Mädchen erschrickt an der US-Grenze“. Das empfinde ich als Fehlinterpretation.

Wer Erfahrung mit so kleinen Kindern hat, erkennt aber sogleich: Das Mädchen erschrickt nicht — es ist verstört, desorientiert und verzweifelt.

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In einer US-Schule dürfen zwar die Harry-Potter-Bände in der Bibliothek bleiben – aber die Jugendlichen dürfen sie nicht mehr lesen. Diesen Rat hat ein Exorzist der katholischen Schule St. Edwards im Bundesstaat Tennessee gegeben, las ich in den Salzburger Nachrichten, denn: Die in den Büchern gebräuchlichen Flüche und Zaubersprüche sind tatsächlich Flüche und Zaubersprüche; werden sie von einem Menschen gelesen, besteht die Gefahr, dass sie böse Geister in der Umgebung desjenigen heraufbeschwören, der den Text liest.“ (4. September, Seite 6).

Diesen „bösen Geist“ haben sie offensichtlich bei dem Exorzisten hervorgerufen – wie sonst käme er zu der Vermutung? Empirische Studie wird er wohl keine gemacht haben … und die meisten Menschen neigen dazu, alle Erscheinungsformen des Lebens mit ihrer eigenen biographischen Erfahrung zu vergleichen und zu bewerten (außer sie sind durch jahrelange psychoanalytische Selbsterfahrung darauf trainiert, die üblicherweise unbewussten Reaktion synchron wahrzunehmen und kritisch auf ihren Vorurteilsgehalt zu überprüfen).

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