Da fand ich doch gestern im Kurier unter den Bildern des Jahres eines, wo EU-Kommissionspräsident Juncker sich von hinten herabbeugend einem vor ihm sitzenden Mann beidhändig in die Haare fährt – Untertitel: „EU-Präsident Juncker hatte es lustig mit sich“ (KURIER, 30.12.2018, S. 29). Ein Wiederholungstäter? Am 17. Dezember war die Vizeprotokoll-Leiterin der EU Ziel seiner „lustigen“ Attacke – er verwirbelte ihre langen blonden Haare (https://diepresse.com/home/ausland/eu/5547606/JeanClaude-Juncker-wuschelt-EUBeamtin-die-Haare). Also ein Haarfetischist? Wohl auch nicht, denn wie auf den Videos der Presse zu sehen, klopft er auch einmal dem damaligen Bundeskanzler Faymann mit einer zusammengelegten Zeitung auf den Kopf … Also ein Kopfjäger? Aber vielleicht will er damit nur demonstrieren, dass die EU keine Grenzen kennt … (auch lustig gemeint).

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Spiegel-Journalist Claas Relotius – heißt er wirklich so? Zweifel sind angebracht … – soll nicht nur Interviews und Reportagen mehr oder weniger gefälscht haben, sondern auch Leser zu Spenden (angeblich für türkische Waisenkinder) aufgerufen haben, und zwar auf sein Privatkonto, aber das hatte er logischerweise nicht ausgewiesen.

Tags darauf kommt ans Tageslicht, dass Österreichs Paradedichter Robert Menasse „lange Passagen“, die von Walter Hallstein, dem ersten Kommissionsvorsitzenden der EWG (Europäische Wirtschaftsgemeinschaft, d. i. die  Vorläuferorganisation der EU), zu einem pointierten Pseudozitat „verdichtet“ hat (Beide Meldungen: Der Standard, 24./25./26.12.2018, S.20). Menasse, Träger des Deutschen Buchpreis‘ 2017, verteidigt seine „Provokation“, „Fiktives als Faktisches auszugeben“ (Kurier, 24.12.2018, S. 8) damit, dass er ja nur „eine Autorität zu seinem Kronzeugen erklärt habe, der nichts dagegen gehabt hätte“ – woher will er das wissen? – und dass Dichter dürften, was Wissenschaftlern und Journalisten verwehrt sei (diesen letzten Satzteil habe ich „verdichtet“.)

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Das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA) begründet einen negativen Asylbescheid damit, die „behauptete“ Ohnmacht einer vergewaltigten Frau sei unglaubwürdig weil sie auch als „Schutz vor weiteren detaillierten Fragen zum tatsächlichen Geschehen abgeleitet werden kann“. (https://orf.at/stories/3105338/)

Abgesehen davon, dass vergewaltigte Frauen nur von eigens für die Arbeit mit traumatisierten Menschen kompetenten Angehörigen der psychotherapeutischen Berufe befragt werden sollten – weil bei allen anderen Berufsangehörigen die Gefahr der Retraumatisierung oder einer zusätzlichen Multitraumatisierung besteht – enttarnt diese Formulierung die komplette Ignoranz der beurteilenden Beamtenschaft, die offensichtlich noch nie etwas vom Unterschied dessen, was Laien unter Ohnmacht verstehen, und „Dissoziation“, das ist der zeitweise Verlust des ansprechbaren und aktionsfähigen Bewusstseins im traumatisierenden Erleben, gehört bzw. verstanden haben.

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Interview für NÖN 51 (19.12.2018)

(stark gekürzt nur in der NÖN Mistelbach erschienen)

NÖN: Dass ein 54-jähriger seine sehr alten Eltern ermordet mutet doch seltsam an, immerhin war der Vater 92, die Stiefmutter 87 jahre alt. Ist das nicht außergewöhnlich?

Rotraud A. Perner: Bei jedem Mord findet man einen Kipp-Punkt – entweder schon länger vorher (lange aufgestaute Frustwut oder Verzweiflung) oder akut bei massiven Attacken auf das Selbstwertgefühl (das kann jedem passieren! Bei manchen dauert es halt sehr lange und bei anderen gar nicht).

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Ein Freund sagte in Hinblick auf die seinerzeitige „Aktion Mitmensch“, eigentlich sei die Wortschöpfung Mitmensch ein verdummender Pleonasmus (das bedeutet Bezeichnungsüberfluss wie etwa „tote Leiche“), denn jeder Mensch sei ja Mitmensch in der gesamten Menschheit.

Ähnliches könnte man über die Formulierung vom „menschenverachtenden Denken“ (profil 50/ 10. 12. 2018, S. 28) konstatieren, wie es derzeit in den politischen Konfrontationen häufig herbeizitiert wird: Derjenige (Frauen mitgemeint), der dieses Wort dem jeweiligen Gegenüber „an den Kopf wirft“ oder hinterrücks anheftet, befleißigt sich derselben Methode – es wird nicht sachlich kritisiert, sondern die Person wird in ihrer Gedankenfreiheit verachtet.

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Vermutlich fühlt sich Georg Dornauer, ohne Frauenstimmen zum SPÖ-Vorsitzenden gewählt, als quasi Tiroler Freiheitsheld des neuen Stils – er kämpft halt nicht gegen napoleonische Revieransprüche sondern gegen Frauen, die sich gegen geistige Revierhoheit mancher Männer wehren, und er wehrt sich genau damit: Er beansprucht die geistige Definitionsmacht darüber, was Sexismus sei.

„Sexismus entsteht immer beim Empfänger“ doziert der – man glaubt es kaum – promovierte Politikwissenschaftler (Dissertation „Ursachen und Hintergründe für die Hegemonie der ÖVP in Tirol“) im Versuch, seine eigene Hegemonie zu verfestigen – frei nach dem Buchtitel der österreichischen Sozialwissenschaftlerinnen Cheryl Benard und Edit Schlaffer „Viel erlebt und nichts begriffen: Die Männer und die Frauenbewegung“ (Rowohlt). Offensichtlich hat er sich weder im Studium noch privat mit Vorurteilsforschung und Diskriminierungsstrategien wie Rassismus, Sexismus, Ageismus beschäftigt. Ewiggestrig könnte man sagen.

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Damit kein Missverständnis entsteht: Ich meine mit diesem Leitwort Jugendliche, die Probleme HABEN – nicht aber, dass sie welche machen.

Wenn es jemandem gut geht, ist er oder sie friedlich, weil seine bzw. ihre Grundbedürfnisse befriedigt sind.

Nur aus einem Krisengebiet „weg“ zu sein, entspricht noch lange nicht dem Grundbedürfnis nach Sicherheit, denn der Mensch besteht nicht nur aus einem Körper aus Knochen und Muskeln etc., sondern auch aus Nerven, Bindegewebe und inneren Organen und die reagieren primär, also bevor sich der Gesamtkörper in (Kampf- oder Flucht-) Bewegung setzt. Sicherheit bedeutet, sich geborgen, beschützt und nicht angefeindet zu fühlen.

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