Er habe die Kinder im Tod bei sich haben wollen, sagte der vermutliche Mörder seiner kleinen Kinder laut Tageszeitung Österreich vom 28.09.2021. Die gleiche Zeitung schrieb tags zuvor, das Mordmotiv wäre Hass auf die Kinder gewesen, da er an seiner biologischen Vaterschaft – es gibt auch eine soziale, und die muss sich jeder Elternteil erst erarbeiten! – zweifelte. Und: Sie seien ihm, der seine Miete nicht mehr zahlen konnte, „im Weg gestanden“. Seinen nachfolgenden Suizidversuch überlebte der Mann – ob er seine Tat laut den Zeitungsberichterstattungen angeblich angekündigt hatte, scheint mir erinnerlich, konnte aber keine Quelle der Nachricht mehr finden.

Wenn jemand versucht, Kinder oder andere Nahestehende mit in den Tod zu nehmen, wird oft von „erweitertem Suizid“ gesprochen. Damit wird aber die Wut und der Hass vernebelt, die für die Kraft zum Töten eines Menschen erforderlich sind und mit der Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung des Schrittes zur Selbsttötung vermischt – quasi als Entschuldigung. Drei Kinder – siebenjährige Zwillinge und einen Vierjährigen – zu Tode zu bringen, schreibt die Tageszeitung Österreich, bewirke einen längeren Todeskampf und brauche mindestens eine halbe Stunde. Ich ergänze: und Kaltblütigkeit.

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Am Montag (13.09.) schrieben laut Tageszeitung Kurier vom 18.09., S. 6, mehr als 20 SchulsprecherInnen Wiener Gymnasien einen „Offenen Brief“ an Mitglieder der Bundesregierung (Kurz, Faßmann, Mückstein), um ihre Kritik an unzulänglichen Maßnahmen darzulegen.

Als ich ihn im Internet nachlas Die Anliegen der Jugend werden gekonnt ignoriert | DiePresse.com, war ich befremdet bis schockiert über die gewalttätige Sprache: Da heißt es „IHR unverantwortliches Handeln“, „Monatelang HABEN SIE propagiert …“ oder „Nicht das Corona-Virus, sondern IHR UNVERMÖGEN, damit umzugehen …“ – aus kommunikationskritischer Sicht alles „Du-Anklagen“ und damit eine Art von Kriegseröffnung. Aber die ist vermutlich beabsichtigt …

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Da lese ich doch am 17. 9. auf Seite 25 im Kurier, dass es wiederum modern geworden wäre, dass Mütter und Töchter im Partnerlook aufträten. Dazu wird eine Modehistorikerin zitiert, die darin einen Ausdruck von zunehmender Höherwertigkeit von Familie sieht – und dass wohlhabendere Frauen mehr Zeit zum Nähen bzw. Shoppen dieser Designs hätten.

Ich hingegen erinnere mich an meine Kindheit in den 1940er und -50er Jahren, als meine Mutter – gelernte Volksschullehrerin und Pianistin – aus den Resten der Stoffe, aus denen sie ihre Kleider nähte, auch mir was schneiderte. Und ich erinnere mich, dass mir mein Vater – Gymnasiallehrer und später Direktor – erzählte, dass sein Vater, ein tschechischer Schneidermeister, seinen Arbeitsplatz in einem modernen Herrenmodenhaus verlor, als er einen Sohn bekam, und zwar genau aus diesem Grund: Weil er Zuschneidereste mit heim genommen hatte – obwohl die ohnedies kaum anderweitig verwertbar waren außer für Patchwork-Bubenhosen.

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Es gibt viele Formen von Gewalt, aber eine davon ist besonders fies: Menschen wegen ihrer Körperlichkeit zu diskriminieren.

Brava, Martina Rupp, dass Du Dein Leid öffentlich gemacht hast. („War arme Sau“ – ORF-Star über Schlankheitswahn im TV – Tv | heute.at)

Viele Spötter – leider auch Spötterinnen – fühlen sich nämlich ganz im Recht, wenn sie, quasi als „natural born physicians“ mahnend, Steigerungsstufe drohend, nächste Steigerungsstufe verhöhnend und mobbend, Frauen ausgrenzen, wenn sie nicht ihrem persönlichen oder vermeintlich gesellschaftlichen Schönheitsideal entsprechen – und dann wundern sich alle, dass dieses Bullying schon in der Schule nachgeahmt wird.

Wer hat damit angefangen?

Shakespeare lässt seinen Julius Cäsar sagen: „Lasst wohlbeleibte Männer um mich sein, mit glatten Köpfen, und die nachts gut schlafen“. Man beachte: Männer! (Und ich zitiere jetzt nicht Tante Jolesch mit dem legendären Ausspruch „Alles was ein Mann schöner ist …“ – den Rest kann man ja googeln.)

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Der 10. September ist der Weltsuizidpräventionstag – und ich bin schon neugierig, wie er sich in den Medien widerspiegeln wird. Vermutlich mit Hinweis auf Statistiken und Beratungseinrichtungen.

Aber reicht das?

Sterben ist ja heutzutage – in einer Zeit der Jugendvergötterung, Altersabwertung und Krankheitsverachtung – das Tabuthema, obwohl der Mangel an Pflegekräften und deren zunehmender Fortbildungsbedarf im Umgang mit Demenzerkrankungen eigentlich zur Wahrnehmung der Realität zwingen müsste … aber wer will schon an vermutlich kommende eigene Schwächen gemahnt werden? An Abhängigkeiten? Vor allem aber an Gefühle von Hilflosigkeit? Dann, wenn Leben unerträglich erscheint?

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So beeindruckend die TV-Serie Die Macht der Kränkung vermitteln konnte, wieviel Leid Menschen anderen aus Bosheit, Rache oder einfach sozialer Inkompetenz zufügen können, so unzulänglich zeigte sich der Versuch einer zusätzlichen Aufarbeitung des dargestellten Phänomens in der nachfolgenden TV-Diskussion.

Das lag nicht an den teilnehmenden sogenannten ExpertInnen, egal ob sie aus der Antigewalt-Politik oder aus Psychoberufen stammten. Eine TV-Diskussion ist immer ein „Schau-Spiel“, und wie am Theater dominiert auch dort die „Regie“ und die wirkt eben anders als beispielsweise das Bemühen um Klärungen in einer Supervisions- oder gar Selbsterfahrungsgruppe.

So hat mich die Startfrage, mit welchen der AkteurInnen in der Serie man sich „identifiziert“ habe, gestört, um nicht zu sagen entsetzt. Identifikationen bewusst zu machen ist psychotherapeutische Arbeit und die braucht Zeit und bestimmte Rahmenbedingungen. Daher war ich sehr erfreut, als Alexander Haydn von der Wiener Männerberatung diese (absichtliche?) Fehlformulierung in Richtung, wer ihn emotional am meisten berührt habe, „reframte“. (Reframing ist eine psychotherapeutische Technik, einen anderen Blickwinkel oder eine andere „Umrahmung“ zu verdeutlichen und damit „Denk-Einschränkungen“ entgegenzuwirken.)

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In den Salzburger Nachrichten vom 7. September, Seite 19, wird die Rechtfertigung des wegen Vergewaltigung einer 44jährigen, der er „Hilfe beim Übersiedeln“ angeboten hatte, rechtskräftig zu zwei Jahren Haft (vier Monate davon unbedingt mit Psychotherapie-Auflage) verurteilten 20jährigen mit „Ich hatte schon so lange keinen Sex mehr“ berichtet.

Bei der – leider durchaus üblichen – Formulierung „Sex gehabt“ fällt mir sofort Erich Fromms Klassiker „Haben oder Sein – Die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft“ aus 1976 ein: Haben-Menschen wollen besitzen und konsumieren, Sein-Menschen wollen sich selbst verwirklichen – und diesen Unterschied erkennt man auch an der jeweils verwendeten Sprache.

Fromm schreibt: „Eine gewisse Verschiebung des Akzents vom Sein zum Haben lässt sich sogar an der zunehmenden Verwendung von Hauptwörtern und der Abnahme von Tätigkeitswörtern in den westlichen Sprachen innerhalb der letzten Jahrhunderte feststellen.

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Der 4. September sei der Tag der Currywurst, lese ich heute im Standard (Seite L 3), und auch, dass dieses das „inoffizielle Nationalgericht“ der Deutschen sei.

Nun plane ich seit 14. August zu „Currywurst“ einen Brief gegen Gewalt zu schreiben – als Beispiel für mentale Gewalt. An diesem Samstag fiel mir nämlich in der Karriere-Beilage vom Kurier unter „Zitiert“ auf Seite 4 folgender Text auf: „Currywurst mit Pommes ist ein Kraftriegel der Facharbeiterin und des Facharbeiters in der Produktion“. Das sagt der deutsche Altkanzler Gerhard Schröder zur Ankündigung, dass die Kantine des VW-Stammwerks in Wolfsburg fleischfrei werden soll.“

Dass der gelernte Rechtsanwalt Gerhard Schröder (Jahrgang 1944) – nunmehr in fünfter (!) Ehe mit einer 26 Jahre jüngeren Südkoreanerin (die vorherige vierte, Jahrgang 1963, entstammte „nur“ der Tochtergeneration) verheiratet – wegen seiner „situationselastischen“ (© FPÖ_Ex-Verteidigungsminister Mario Kunasek) Werthaltungen stark kritisiert (s. Wikipedia, gelesen am 4. 9. 2021: Der kritischen Sicht auf Schröders Lobbyismus liegt die Auffassung zugrunde, dass Schröder teilweise im Sinne einer zwar legalen, aber mit seiner bisherigen politischen Aufgabe unvereinbaren und das Vertrauen in die Demokratie schädigenden Weise einseitige Geschäftsinteressen zum eigenen Vorteil verfolgt,[52][53] dass er seine politische Karriere als Drehtür benutzt hat und dabei seine politischen Prinzipien relativiert hat.[54][55][56] Auch während seiner politischen Zeit in Landes- und Bundespolitik war ihm häufig eine zu groß erscheinende Nähe zu Wirtschaftsführern vorgeworfen worden; er war als „Genosse der Bosse“ und „Autokanzler“ tituliert worden.[57] Ein fragwürdiger Vorrang der Wirtschaft vor politischen Zielen wurde in seiner Haltung gegenüber den Autokratien der Golfstaaten gesehen.[58][59]), und oft mit dem Etikett „Genosse der Bosse“ als offensichtliches Vorbild des österreichischen Altkanzlers Alfred Gusenbauer gesehen – sich plötzlich für nicht gerade gesundheitsfördernde Ernährung stark macht, verwundert doch einigermaßen. (Wäre er in einem Wahlkampf, wäre dieses Buhlen verständlich – aber vielleicht steckt dahinter eine subtile arabische Strategie, den Westen zu schädigen? Achtung – Scherz!)

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