Eigentlich wollte ich vorige Woche über den Sexismus des ÖGB-Präsidenten Katzian schreiben, der eine fast achtzigjährige Großspenderin der ÖVP als „Aufg’spritzte“ mit einer „Zwei-Millionen-Kette“ bezeichnete (Salzburger Nachrichten, 10.09.2019, Seite 2), gleichzeitig aber betonte, keinen Neid zu verspüren (https://www.kleinezeitung.at/politik/innenpolitik/5690118/Aufgspritzte_Heidi-Hortens-Anwalt-kuendigt-Klage-gegen). Ich wollte die Überheblichkeit des Spitzengewerkschafters kritisieren, dass Frauen über ihr Aussehen diskriminiert werden.

Nachdem Katzian sich umgehend entschuldigte, habe ich es sein lassen.

Gestern gab es das „Duell“ – weshalb diese Kriegs-Beschwörungen? Haben wir nicht ohnedies genug Gewalt im Alltag? reicht nicht „Konkurrentengespräch“? Dann würde der Stil, im konkreten Fall von Frau Rendi-Wagner – nicht so polemisch ausfallen – von ihr gegen Altkanzler Sebastian Kurz.

Auch sie setzte auf Überheblichkeit, indem sie mit süffisantem Lächeln über Kurz hinweg zu Moderator Thür – quasi wie zu einem Verbündeten, oder wie eine blasierte Mutter zum Vater – sagte: „Sein Glück ist, dass er noch sehr jung ist. Er kann ja noch etwas lernen.“

Das ist blanker Ageismus. Damit hat sie meine Stimme verloren.

Ageismus bedeutet Diskriminierungen auf Grund des Alters. Das trifft uns jeweils Ältere und Alte – aber es trifft genau so die Jüngeren und Jungen. Johanna Dohnal hat einmal sarkastisch zu mir gesagt (in den 1990er Jahren in Graz, bei einer Veranstaltung, an der wir beide referiert haben), „Das ist ja das ,Schöne‘ an unserer Partei, dass wir so lange Nachwuchs bleiben!“ Ja, es ist nicht leicht, Jüngeren Platz zu machen – besonders für diejenigen, die einer Generation zugehören, wo man erst ab 60 „Gewicht“ haben durfte (und Frauen sowieso nicht – außer körperlich als „Mutti“). Deswegen verwundert es, dass eine Frau, die nur 15 Jahre älter ist – also ohnedies noch der gleichen Generation angehört – mit Alter punkten will – wo doch alle wissen, dass Rendi-Wagner erst seit ihrem Einspringen als Ministerin für die so schmerzlich früh verstorbene Sabine Oberhauser der SPÖ beitrat. Nach Parteierfahrung ist sie die viel viel Jüngere, und wie man ja an ihrer Sprachgestaltung merkt, die auf Inhalts-Trainings Angewiesene. Man könnte also genau so sagen: In Hinblick darauf ist sie ja noch jung und kann noch dazulernen – und braucht sich dann nicht mehr durch Partei-ferne Spindoktoren coachen lassen.