Die einen schmeißen Lebensmittel gegen Kunstwerke, die anderen kleben sich an Hauptstraßen fest – wie harmlos waren dagegen doch noch die „Spaziergänge“ der Impfgegner:innen. Aber sind dies alles richtige Wege, um politische Anliegen zu Gehör – oder besser Gesicht – zu bringen?

Die Argumentation von Lilly Schubert von der „Letzten Generation“ kann ich schon nachvollziehen („Letzte Generation“ nach Kartoffelbrei-Attacke: „Hören erst auf, wenn man uns einsperrt“ (t-online.de)) – aber friedfertigende Demonstrationen stelle ich mir anders vor: erstens durch Transport von konkreten Forderungen und zweitens – vorgelagert – durch die Beanspruchung von Anhörungsrechten bei Entscheidungsträger:innen.

Wenn man in die Geschichte blickt, hatten Widerständige nur die Möglichkeit im Massen zu gehen oder zu stürmen oder wie eine Mauer zu stehen. Alles andere – Sabotage, Zerstörungen, Vernichtungen – ist Gewalt: Es schädigt andere und im Endeffekt das gesamte Gemeinwesen, gesundheitlich, weil es die Sicherheit bedroht und Angst auslöst.

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Nun gibt also der angeblich 19jährige Wohnungsbesitzer zu, mit der dort zu Tode gekommenen 13jährigen Leonie nicht nur „gekuschelt“, sondern wie seine DNA im Intimbereich der Toten vermuten lässt, sehr wohl wesentlich „penetrantere“ Handlungen vollzogen zu haben (Fall Leonie: Zweitangeklagter relativiert seine Aussage (oe24.at)), und: Es habe sich um einvernehmlichen Geschlechtsverkehr gehandelt.

Abgesehen davon, dass jemand unter 14 Jahren vom Gesetzgeber als nicht „sexualmündig“ angesehen wird und daher – juristisch – auch gar kein Einverständnis geben kann, fragt sich, wie weit eine mit einem Drogenmix massiv betäubte – wenn nicht schon im Sterbeprozess befindliche – Person das können sollte.

Aber ebenso eine im Vollbesitz ihrer körperlichen und geistigen Kräfte befindliche Frau – denn allein zu sein mit einer Überzahl von Männern kann durchaus auch als nonverbale Einschüchterung vermutet und gewertet werden – wird wohl kein freiwilliges „Einvernehmen“ leisten, sondern eher Unterwerfung unter die Über-Macht, um ihr Leben zu retten. Weiterlesen

„Für den einen bedeutet ein barsches Wort, der harte Ton in der Stimme oder schlichtweg das Versagen einer Antwort und der nicht erwiderte Gruß eine Kränkung.“, schreibt der Vorarlberger Suchtexperte und Gerichtspsychiater Reinhard Haller in seinem Buch „Die Macht der Kränkung“ (ecowin 2015, S. 21).

Als ich Anfang dieses Jahrtausends in Linz Sexualberater:innen ausbildete, kam ein Teilnehmer, damals noch Pastoralassistent, nach eineinhalb Stunden Selbsterfahrung in der Gruppe ganz verwirrt wieder ins Plenum zurück: Ihm sei bisher nicht bewusst gewesen, wie kränkend es für Frauen sei, wenn man auf Anrufe, SMS, Mails oder Briefe nicht reagiere – er fände das total übertrieben, er müsse und könne doch auch nicht immer sogleich antworten.

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Im Mittelalter bemühten sich viele Menschen mit Hilfe von Erbauungsliteratur um ein heilsames Leben und Sterben – sie wollten ja mittels einer ars vivendi bzw. moriendi (Lebenskunst bzw. Sterbenskunst) in den „Himmel“ kommen und nicht in die „Hölle“.

Aus psychotherapeutischer Sicht ist der phantasierte „Ausblick“ auf eine Himmelfahrt beruhigend und Immunkräfte stärkend. Die Drohung mit Höllenqualen ist das Gegenteil – sie schwächt, insbesondere, wenn sie mit Bildern, auch sprachlichen(!), unterlegt wird. (Kinesiolog:innen können das mit dem Muskeltest ganz schnell nachweisen.)

Heute bedrängt eine Fülle von Horrorbildern die, meist auf die Kunst des energetischen Selbstschutzes unvorbereiteten Menschen, und macht ihnen Angst. Im Mittelalter war es die Angst vor der Pest und anderen Seuchen – heute, in Zeiten der weltweiten Überbevölkerung, ist es die Angst vor anderen Menschen, vor allen „ansteckenden“ oder potenziell „wegnehmenden“. Beistand brauchen beide Gruppen.

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Am vergangenen Samstag (15.10.2022) wurde in der ORF-Sendung „Bürgeranwalt“ die Beschwerde eines Rollstuhl-abhängigen Gastes behandelt, der sich vor dem Besuch eines renommierten Restaurants mehrfach nach den Bedingungen erkundigt hatte und dem jedes Mal „Barrierefreiheit“ zugesichert worden war. Diese hatte sich als Lift in den Keller – also Vermeidungsmöglichkeit von Stufen und Stiegen – erwiesen, aber nicht von den Bedingungen, die Paraplegiker brauchen, um selbständig aus dem Rollstuhl auf die WC-Muschel „überwechseln“ zu können.

Mir fiel sofort die Fehlverwendung des Wortes Barrierefreiheit – so hieße es im Gesetz, wurde in der Sendung erläutert – auf. Warum heißt es dort nicht „behinderungsgerecht“? Dass man Menschen mit Sonderbedarf nicht als „Behinderte“ diskriminieren will, finde ich ja richtig und wichtig – aber das Phänomen, dass die meisten von ihnen mehr Bewegungsraum brauchen (z. B. auch Menschen mit Sehbehinderungen! Oder allein schon mit Krücken!) – sollte allen, die sich für Bau-Experten halten, mittlerweile klar sein …

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Spät aber doch – weil wieder terminisiert am Buch-Schreiben – möchte ich doch zum heutigen Tag der seelischen Gesundheit ein paar kritische Anmerkungen machen.

In den mir zugänglichen Tageszeitungen – die Salzburger Nachrichten liefert mir die Post noch immer nicht! Und das seit gut vier Wochen! – fand dieses wichtige Thema aktuell wenig Aufmerksamkeit – obwohl die jahrelange Mühe um einen Kassengesamtvertrag (und nicht nur Bundesländer-Kassenverträge) für voll ausgebildete Psychotherapeut:innen (und nicht nur für andere Psychoberufler:innen mit kurzen Zusatzausbildungen) dringend permanent thematisiert gehörte.

Hier wäre Transparenz der Verhandlungen dringend erforderlich!

Nur die wachsende Zahl seelischer Belastungen zum Thema zu machen, ist zwar theoretisch hilfreich gegen die Diskriminierung seelischer Störungen und Krankheiten – aber solange diese unter dem Schlagwort „Resilienz (seelische Widerstandskraft) trainieren“ indirekt als Mangel bzw. Schwäche „gerahmt“ und die gefühlsarmen „Härtlinge“ als Zielbild vorgegeben werden, ist es die Gesellschaft, die krank macht (oder auch ist).

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Zum heutigen Wahltag für den nächsten Bundespräsidenten – leider kandidiert keine Frau, keine Helga Rabl-Stadler für die ÖVP oder Erika Pluhar für die SPÖ, aber der würde man auch ihr Alter vorhalten, da sie ja älter ist als Alexander Van der Bellen (78), und da auch ich gleich alt bin wie er, fühle ich mich bei solchen verbalen Untergriffen wie von der Donnerstag Abend auf ORF II offenbar gezielt zu dieser Frage motivierten Schülerin im Publikum, ob er nicht zu alt sei, ebenso mit diskriminiert … Ageismus heißt das.

Aber mir ist schon klar: Armin Wolf und Susanne Schnabl versuchen, mit Wertschätzung vermeidenden Fragen Neutralität zu inszenieren – das ginge auch anders – und für Infotainment zu sorgen und folgen damit dem Mainstream der – hohoho! – Grenzverletzungen.

Denn egal wie alt man ist – Klugheit wie auch Anstand sind keine Frage des Alters, sondern eher der Erziehung, und da heute die Medien miterziehen, verkümmert beides in der „flüchtigen Gesellschaft“ (Zygmunt Bauman).

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