Da schreibt mir doch eine Leserin meiner Anti-Gewalt-Briefe auf meine private Mailadresse (Danke!) zu dem letzten, „LEHR-TRIEB“: „Die Partei, die Menschlichkeit auf ihren Plakaten propagiert, hat in den letzten Jahren die SEMMELWEISKLINIK geschlossen und das Denkmal „verscherbelt“; was mir persönlich sehr Leid tut, weil ich dort meine Kinder geboren habe und diese Frauenklinik aus meiner Sicht ein Symbol für Menschlichkeit war. Die Person Ignaz Semmelweis ist mit seiner Entdeckung der Ursachen des Kindbettfiebers als „Besserwisser“ bei seinen Chefs und der damaligen Obrigkeit abgeblitzt und wenn ich mich recht erinnere wurde sein Verdienst erst nach seinem Ableben anerkannt.“ (Originalschreibweise)

Dem stimme ich vollinhaltlich zu – nur wollte ich in meinem Text „Besserwisser“ als Synonym für Menschen verwendet wissen, die demonstrativ Wissensüberlegenheit behaupten (eben wie Semmelweis‘ Kollegenschaft, die sich nicht die Hände waschen wollte, wobei gesagt werden muss, dass um 1850 Wasser vielfach ein Luxusgut war).

Nun aber zu dem Begriff „Menschlichkeit“: Er ist vieldeutig. Versteht man ihn als Humanität, dann bedeutet er den christlich-ethischen Anspruch der Nächstenliebe; versteht man ihn aber als übergeordnete Summe aller Verhaltensweisen, die Menschen von Tieren unterscheiden, dann bleibt nicht viel an Differenz übrig. „Menschliches, Allzumenschliches“ (Friedrich Nietzsche) umfasst gleicherweise Rivalitäten, Bosheiten und Gewalttaten. Wenn der wundervolle Architekt und Karikaturist Thomas Witzany am 20. September in den Salzburger Nachrichten (Seite 4) zum Untertitel „Zwei wie Hund und Katz …“ Pamela Rendi-Wagner als  dürre rote Katze mit Riesengebiss und „CHHHHH“ die Krallen ausfahren und Sebastian Kurz als dicklichen Welpen mit „UPS!“ entsetzt zurückfahren lässt, ist wohl klar, dass sich die SPÖ-Vorsitzende als Oppositionsführer qualifiziert hat (aber nicht als Regentin).

Ja, Aggression und Gewalt gehört zur Menschlichkeit – und manchmal ist sie lebensrettend. Nur in Wahlkämpfen ist beides unnötig – sachliche Information und klare Differenzierungen genügen.

In der Produktwerbung ist hard selling ja schon längst obsolet – warum nicht endlich auch in der Politik?
Gabs da nicht einmal einen Weisenrat …?