Gewalt besteht nicht nur im physischen, psychischen, sexuellen, verbalen, finanziellen oder strukturellen feindlichen Agieren, sondern schädigt ebenso wie Ignorieren oder Unterlassen. All das löst Stress oder gar Hochstress aus und diese Stresshormonausschüttungen bleiben im Organismus, sofern sie nicht aus-gedrückt werden: durch Wehrkraft oder Flucht, Kunst oder Sprache. Spontanes Totstellen – Schockstarre – hilft zwar bei Käfern, nicht aber bei Menschen: Die Energie, die im Körper zum Kämpfen / Verteidigen aufgebaut wird, verfestigt sich dann im Inneren und kommt in Symptomen zum Ausdruck, ausgenommen hat man hat sich bewusst in den absolut passiven Zustand begeben und sich selbst im „inneren Dialog“ rehabilitiert.

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In Brüssel haben eine 31jährige Mutter und ihr 21jähriger Partner ihren 6jährigen Buben 15 Stunden – von 5 h früh bis 20 h abends – bei eiskaltem Wetter auf dem Balkon ausgesperrt, lese ich soeben in orf online. Der Knabe war bereits ohnmächtig, unterkühlt, unterernährt und in Lebensgefahr. Dennoch wurden beide nur wegen Folter angezeigt, hieß es da, aber allein der Mann sei geständig.

Ich überlege: Viele Menschen sehen es als zulässige Form von Strafe an, „ungehorsame“ oder „nervende“ Kinder auszusperren. Sie verstehen nicht, dass das Folter sein soll. Bei Folter denken sie an Filmszenen von Marterpfahl und Bastonade (das Dauerschlagen der Fußsohlen mit dünnen Gerten), vielleicht noch an Waterboarding (simuliertes Ertränken) – aber sie denken nicht an Nahrungsentzug oder das Aussetzen in enormer Hitze oder Kälte, vor allem aber Einsamkeit. Isolation. „Niemand reagiert auf dich.“ und „Niemand wird dir helfen!“

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Wir leben in einer dualen Welt – in einer Welt, die wir in Abgrenzungen und Gegensätzen wahrnehmen. Der Sündenfall – Sünde von sondern, absondern – besteht im Herausfallen aus der paradiesischen Einheit. Die kann man Gott nennen oder auch Mutterleib oder auch Mutter Erde, aus der in der poetischen Sprache des Ersten Testaments JHWH den Menschen formt und in die unser aller Körper in unterschiedlicher Form zurück sinken, egal ob in einer Erd-, Feuer- oder Wasserbestattung.

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Als ich 2003 medial heftig gegen das angeblich so lustige „Pastern“ als Aufnahmeritual im GAK protestierte, wurde ich einige Zeit mit Drohanrufen (Facebook und Twitter waren noch nicht „in“) belästigt. Man wollte mich einschüchtern, der Lächerlichkeit preisgeben oder auch mundtot machen. Verständlich: Wer erträgt schon die plötzliche Einsicht, missbraucht worden zu sein in einer Umwelt, die dazu neigt, persönliche Betroffenheit als Einzelreaktion herunter zu spielen?

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Ich habe es aufgegeben zu zählen, wie oft das Wort Streit bzw. streiten in den letzten Wochen in den Zeitungen, die ich täglich lese, vorgekommen ist. Aber sehr sehr oft. Vor allem in Bezug auf die Regierungspartner, die politischen Parteien, hingegen wesentlich weniger in Hinblick auf Familienkonflikte oder Männerkämpfe.

Ich versuche das Wort Streit so gut es geht zu vermeiden. Es schafft nämlich allein durch das Aussprechen oder Lesen bereits eine Atmosphäre von Intoleranz und erhöht damit die Gewaltbereitschaft. Weiterlesen

In letzter Zeit wurde oft die Frage gestellt, ob die Medien mit schuld seien an Hasspostings oder auch der Verrohung der Sprache. Teils ja, teils nein, lautet meine Antwort.

Sprache orientiert sich grundsätzlich am gesprochenen Wort und daher an den Bezugspersonen, die wir als Kleinkinder imitieren, und da schon fällt es vielen schwer, grammatikalisch halbwegs korrekte Sätze zu bilden, wenn daheim nur im Befehlston „gebellt“ wird. Zur Erinnerung: Immer wieder werden Zeitangaben veröffentlicht, wie erschreckend wenig beziehungsorientiert Paare miteinander reden – so zwischen 5 und 10 Minuten täglich, Tendenz abnehmend. Statt dessen wird nunmehr gesimst … Doch was man nicht übt, verkümmert – davor warnt ja auch der Volksmund mit „Wer rastet der rostet“ oder auf Englisch „use ist or loose it“.

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Der 10. Dezember ist der Tag der Menschenrechte. Zu diesen gehört das Recht auf die Unversehrtheit der Person, das in manchen Verfassungen ausdrücklich formuliert ist, in anderen sich aus dem Verbot von Folter, grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe ergibt (Art. 5 der Allgemeinen Erklärung der der Menschenrechte der UNO).

Leider werden in manchen Kulturen weibliche Menschen aber nicht als Menschen, sondern als Sachen angesehen, die man(n) im Eigentum oder Besitz hat. Weiterlesen

Die der extremen Rechten zugezählte französische Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen will Schulbildung auf Inländer einschränken, lese ich heute auf www.orf.at/#/stories/2370273/ , denn „die nationale Solidarität“ müsse sich „gegenüber Franzosen äußern“, und: Ausländer sollten nicht erwarten können, dass „ihre Kinder umsonst ausgebildet werden“.

Der Wiener Arzt und Sozialreformer Julius Tandler (1869–1936) hingegen wusste: „Wer Kindern Paläste baut, reißt Kerkermauern nieder.“ Weiterlesen

Das altgriechische Wort „diabellein“ bedeutet „auseinander schleudern“ oder auch „verwirren“. Es steckt in unseren Begriffen „diabolisch“ drin oder auch in „Diavolo“ – Teufel. Er ist der, der trennt – „spaltet“ – und verwirrt.

Spalten kann man horizontal: Zwischen Jungen und Alten, Frauen und Männern, Einheimischen und Fremden, Menschen die fit sind und solchen mit Behinderungen … und immer wieder zwischen angeblich Linken und Rechten. Der Linzer Wirtschaftsprofessor und NLP-Master Walter Ötsch nennt diese Methode in seinem Buch „Haider light“ die Teilung in die „WIR“ (die immer Recht haben)  und die „Anderen“ (die weg gehören).

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Nausea ist mehr als nur Brechreiz. Wo dieser sofort vorbei ist, sobald man das Unverdauliche aus sich heraus-gedrückt hat und einem Gefühl sauberer Leere Platz macht, dauert Nausea lang an: Man fühlt sich vergiftet, geschwächt, wund.

Das Wort stammt vom griechischen naus, das Schiff (vgl. Nautik, Schifffahrtskunde), und wer schon einmal seekrank war, weiß, dass diese Form von Übelkeit im Gehirn (durch eine Beeinträchtigung des Gleichgewichtsorgans infolge widersprüchlicher Sinneseindrücke) und nicht primär vom Magen her hervorgerufen wird.

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