Endlich deckt eine Frau auf – Olivera Stajic im heutigen Standard (23.04., S. 24, „Eine Schande“), denn Männer sind meist ahnungslos, wie ihr zitiertes Beispiel beweist –  dass Kindergärten keine Kinder-Aufbewahrungs-Anstalten sind. Sie zitiert nämlich den Bundeskanzler mit den Worten, es sei keine Schande, seine Kinder in Betreuung zu geben, „wenn man es nicht mehr aushält“.

Das ist einerseits mutig und hilfreich, denn in vielen konservativen Kreisen wird – vor allem in den Bundesländern – erwartet, dass eine pflichtbewusste Mutter sich ihren Kindern Vollzeit widmet. Mir schildern immer noch viele Frauen, die keine Alternativen haben, wie aus der Herkunftsfamilie aber auch aus ihrer Nachbarschaft sozialer Druck auf sie ausgeübt wird, denn – Zitat: „Wir haben auch nicht herumfliegen können!“ Dazu kommt noch der Spott der Ignoranten – damit meine ich diejenigen, die hämisch phantasieren anstatt die Realität zu erfragen – über den angeblichen Drang zur „Selbstverwirklichung“, wenn eine Frau ihrem Beruf (und damit ihrer Altersversorgung) den Vorrang gibt.

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Da las ich am 20. April spätnachts in meiner Facebook-Echokammer ein Posting des (seit dem Vorjahr – vorher nur niederösterreichischen) österreichischen Volkshilfepräsidenten Ewald Sacher (vorher zeitweilig Nationalratsabgeordneter bzw. NÖ Landtagspräsident), lautend: „Die Regierungsmitglieder spenden je ein Monatsgehalt. Ok, nett. Wir werden sehen an welche Organisationen. Aber wo bleibt das Mitgefühl mit jenen Hunderttausenden, denen man eine faire Erhöhung des Arbeitslosengeldes auf 70 % verweigert, wie es wir von der Volkshilfe gefordert haben? Faire Mindestsicherung, Notstandshilfe. Hat sie kein Gespür dafür, was nur ein, zwei Hunderter bei plötzlicher Arbeitslosigkeit und Not bedeuten?“, und ich habe dazu meine Frage gepostet, was er den spendet, und damit er es nicht als höhnisch missinterpretiert, habe ich in Klammer „als Orientierung“ dazu gestellt – und dann habe ich heute auf eine Antwort gespannt nachgeschaut und dieser mein „Kommentar“ war weg. Also hab ich ihn in etwa gleichlautend nochmals geschrieben. Und er war dann auch wieder weg.

Das hat mich an die stalinistischen Zensuren erinnert, wo dann plötzlich Trotzki auf den Fotos wegretuschiert war … oder Angela Merkel in Israel von einem Staatbesuchsfoto gelöscht wurde (allerdings in einer ultraorthodoxen Zeitung https://www.spiegel.de/consent-a-?targetUrl=https%3A%2F%2Fwww.spiegel.de%2Fpolitik%2Fausland%2Ftrauer-in-paris-israelische-zeitung-manipuliert-merkel-aus-foto-a-1012732.html&ref=https%3A%2F%2Fwww.google.at%2F).

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In der ZiB 2 am Sonntag, dem 19. April 2020 wurde Altbundespräsident sowie Altnationalratspräsident Heinz Fischer (* 1938) – im kaum ausgeübten Zivilberuf Universitätsprofessor für Verfassungsrecht – von Martin Thür (* 1982) zu der Frage der Verfassungsmäßigkeit der Einschränkungen anlässlich der Corona-Epidemie befragt und gab wie gewohnt sehr diplomatische Antworten. (https://tvthek.orf.at/profile/ZIB-2-am-Sonntag/13890057/ZIB-2-am-Sonntag/14048782/Ex-Bundespraesident-Fischer-ueber-Demokratie-und-Verfassung/14682856?meta=suggestion&query=fischer&pos=4)

Doch dann kam die Rede auf die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl am 26. April 1986 und dass man sich damals auch die Frage gestellt hätte, ob man den Aufmarsch zum 1. Mai absagen sollte und er sagte – ich glaubte, ich höre nicht recht – dass man diesen abgesagt habe.

Das ist unwahr.

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Dass Händewaschen lebensrettend sein kann, wollten die Ärzte zur Zeit von Ignaz Semmelweis (1818–1865) nicht wahrhaben: Sie konnten es nicht ertragen, dass sie selbst am Tode der frisch Entbundenen schuld sein sollten, nur weil sie sich zwischen dem Sezieren von Leichen und der Versorgung der Jungmütter nicht zum Händewaschen bequemen wollten – und nannten seine Forderung nach Hygiene „spekulativen Unfug“, so wie auch heute noch immer etwas lieber als dumm oder blöd bezeichnet wird, das man selbst nicht versteht, anstatt dass man einfach nachfragt (https://de.wikipedia.org/wiki/Ignaz_Semmelweis).

Aber auch heute braucht es oft viel Kraft, andere zum  Händewaschen zu motivieren – aber warum? Tiere pflegen sich zu putzen, warum der „nackte Affe“ (so der Buchtitel des Zoologen Desmond Morris) also nicht?

Meine Großmutter mütterlicherseits fällt mir ein, die immer wieder empört davon erzählte, wie sie einmal den Teig für Semmelknödel zu mischen begann, eine ihrer drei Schwestern das Angebot aussprach, „Ich mach dir schnell die Knödel fertig – ich muss mir dann sowieso die Hände waschen!“ War es reine Ökonomie des Wassersparens – oder des Vermeidens, etwas von sich – in dem Fall die Sch(m)utzschicht – herzugeben (so wie Zweijährige Ihre Haare und Finger- und Zehennägel verteidigen, und auch ungern „etwas von sich“  ins Töpfchen abgeben wollen)?

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Es war laut den Medien das Corona-Virus, das das Leben von Dr.in Erika Seda (1923–2020) am 7. April beendet hat. Ich habe sie 1969 kennen gelernt – bei der ersten „Wiener Konferenz“ (der Jahresversammlung der Wiener Sozialistinnen – Namensänderung auf Sozialdemokratinnen seit dem Parteivorsitz von Franz Vranitzky), zu der ich delegiert worden war. Da ich damals noch „nur“ Juristin war, hatte sie, eine der ganz wenigen weiblichen Nationalratsabgeordneten, mich als junge Kollegin unter ihre Fittiche genommen: Ohne sie wäre ich wahrscheinlich eine angepasste Gesetzesverteidigerin geblieben – denn dass man Gesetze auch ändern kann und wie, das hatte ich im Studium nie gehört. Das habe ich „in der Partei“ gelernt.

Auf dieser Tagung hörte ich Erika Seda das erste Mal den damals gültigen § 91 ABGB (aus 1811!) – „Der Mann ist das Haupt der Familie. In dieser Eigenschaft steht ihm vorzüglich das Recht zu, das Hauswesen zu leiten; es liegt ihm aber auch die Verbindlichkeit ob, der Ehegattin nach seinem Vermögen den anständigen Unterhalt zu verschaffen, und sie in allen Vorfällen zu vertreten.“ – kritisieren. 1969 waren bereits viele gut ausgebildete verheiratete Frauen voll im eigenen Beruf (auch wenn sie Mütter waren) und wollten sich selbst vertreten – und sich auch ihr Einkommen nicht vom Ehemann wegnehmen lassen. Erika Seda hat bis in die späten 1970er Jahre, als dann endlich (ich zitiere ihre Wortwahl) „das Haupt der Familie geköpft wurde“, bei jeder sich bietenden Gelegenheit für die rechtliche Gleichstellung der Ehefrau in der Ehe gekämpft. Als ich sie vor ein oder zwei Jahren bei einer Festveranstaltung traf und daraufhin ansprach, dass das ja ihr Verdienst  war und nicht der von Johanna Dohnal, die damals noch eine „kleine Bezirksrätin“ war wie ich, seufzte sie und sagte dann, in der Partei wäre es eben so, dass Verdienste nach PR-Opportunitäten auch an andere verteilt würden.

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Wenn man das Wasser im Aquarium nicht regelmäßig wechselt, gehen die Fische an ihren eigenen Ausscheidungsprodukten zugrunde.

Wenn ein Mensch sich mehrere Tage nicht (ausreichend) entleeren kann, vergiftet er sich an seinen eigenen Stoffwechselprodukten.

Wenn ein Mensch sich nicht seelisch reinigen kann (was hoffentlich zumindest in der Traumarbeit geschieht), wird er ebenso krank.

Das wusste bereits der niederländische Arzt Herman Boerhaave (1668–1738), von dem der Merksatz stammen soll, „Den Kopf halt kühl, die Füße warm und propfe nicht zu voll den Darm (das macht den besten Doktor arm)“. Letzterer drückt dann nämlich nach oben und ist eine Ursache für Kurzatmigkeit – und diese zählt zum gefährlichsten Symptom der Covid-19 Erkrankung: Das Blut kann dann Kohlendioxid nicht mehr abgeben und folglich auch keinen Sauerstoff mehr aufnehmen … Es ist immer wieder der gleiche Vorgang: Man erstickt am Abfall. Und genau das zeigt sich auch als globales Umweltproblem.

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