Der von mir – wegen seiner vorbildlichen Art in Anwesenheit der Delinquenten voll Respekt seine Gutachten zu referieren – sehr geschätzte Gerichtspsychiater Reinhard Haller – in der Zeitung Kurier von heute zum „Kriminalexperten“ erhöht obwohl er kein Jurist ist – erklärt den Amoklauf des 27jährigen, der „nach einem Streit“ mit seiner Freundin eine Waffe aus dem Auto geholt und wild in die Besuchermenge der Nenzinger Bikerparty geschossen und zwei Menschen getötet und etliche schwer verletzt hatte, mit „Kränkung“ (dazu hat er ja auch sein jüngstes Buch verfasst) und „Ärger“. Und er verwendet den Begriff „das Abnorme“.

Ich finde diese Formulierungen in die Irre führend.

So abnorm ist blinde Wut leider nicht – das zeigen die vielen „blindwütigen“ Kindesmisshandlungen, Rachevergewaltigungen oder auch Folter als Strafe für „mangelnden Gehorsam“. Denn auch wenn Selbstbeherrschung als Norm vorgegeben wird, ist sie doch nur ein Ideal, für das Vorbilder und Anleitungen fehlen.

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In der ersten Klasse Volksschule, irgendwo in Niederösterreich, erzählt mir eine Mutter (Namen sind mir bekannt), gibt es bei ihrem Kind einen Mitschüler, der Drogen ins Schulhaus bringt und der Mitschülerschaft sagt, wenn ihre Eltern etwas brauchen sollten – sein Vater kann es besorgen.

Ein unschuldiger Nachwuchsdealer, der vermutlich brav Vaters Befehlen folgt.

Die Mutter fragt die Direktorin, was sie dagegen zu unternehmen gedenkt – aber diese scheint für solche Situationen kein Modell zu besitzen. Zumindest das Jugendamt wäre doch zu verständigen, meint die Mutter. Eigentlich schon, räumt die Direktorin ein. Auch weil der Junge von seinem Vater verdroschen wird – das wissen auch die anderen Mütter. Naja, schwierige Familienverhältnisse, seufzt die Direktorin, und: Was solle man da denn machen?

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Eine Journalistin hat mich zu den aktuell zugenommenen massiven sexuellen Übergriffen auf Frauen befragt – und mich dahingehend korrekt zitiert, dass ich Intuition als ein wesentliches Präventionsinstrument weiß – und hat sofort einen empörten – vermutlich deshalb auch wortverdrehenden – Leserinnenbrief mit „Warum sollen wir unsere Freiheiten einschränken?“ bekommen.

Das wurde in dem Artikel auch nicht gefordert – sondern nur, Gefahren wahrzunehmen.

Aber offensichtlich war die Schreiberin „blind“ vor Wut – und hat frei nach Paul Watzlawicks Hinweis, dass es außerhalb der Macht des „Senders“ liegt, wie der „Empfänger“ einer Botschaft  diese interpretiert, Aussagen hineinfantasiert, die nicht drin standen.

Was ich nun aber gerne aufgreifen will, ist der deutliche Wissensmangel der Schreiberin – und wahrscheinlich vieler Menschen – weswegen Intuition keine esoterische Traumtänzerei ist sondern eine wissenschaftlich nachgewiesene und nachweisbare Wahrnehmungsform, die aber leider von vielen Menschen weder genutzt noch trainiert wird.

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