Irgendein Bühnenstar, männlich, ich glaube, es war Harald Juhnke, sagte einmal in einer Fernsehsendung über üppige Frauen: „Von einer schönen Frau kann gar nicht genug da sein!“

Daran musste ich denken, als sich anlässlich der fulminanten Darstellung von Offenbachs Eurydike in „Orpheus in der Unterwelt“ bei den Salzburger Festspielen ein Shitstorm über die amerikanische Koloratursopranistin Kathryn Lewek hervorbrach – aber nicht von irgendwelchen Patschenpaschas vor den Fernsehschirmen sondern von vorgeblich professionellen Musikkritikern in vorgeblichen Qualitätsmedien (Salzburger Nachrichten, 30.08.2019, Seite 7). Dass sich die Künstlerin dagegen mutig wehrte und sich nicht nur als erst kürzlich geboren habende Mutter outete sondern auch ihre Verletztheit öffentlich machte, zeichnet sie neben ihrer gesanglichen Leistung auch als doppelt couragiert aus. Immerhin gibt sie damit mehrfach Vorbild für Frauen, sich nicht „etikettieren“ zu lassen (Männer werden das höchstens im Wahlkampf von unfairen politischen Gegnern, die mit psychiatrischen Diagnosen um sich schmeißen, siehe newsletter@reply.oe24.at, „Brutalo-Duell zwischen Kickl und Brandstätter“), sich zu verbitten, an ihrem Äußeren und nicht an ihrer beruflichen Leistung gemessen zu werden, und dazu zu stehen, nach einer Geburt nicht gleich zur Fettabsaugung zu hasten (falls frau sich das überhaupt leisten kann) um dem männlichen Auge wohlgefällig zu sein.

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Er habe sich nichts dabei gedacht, sagte der 15jährige zur Polizei, der in Seewalchen am Attersee eine Schnur über einen Rad- und Gehweg gespannt hatte. Ein E-Biker war dadurch zu Sturz und Verletzungen gekommen (Der Standard, 26.08., S. 8). Ähnlich argumentieren diejenigen, die von Balkon oder Fenster aus in die Luft schießen oder sonst irgendwie „spontan“ ihren „Eingebungen“ folgen.

Das Wort „Eingebung“ beinhaltet im Gegensatz zu „Idee“, dass man keinerlei Ansatz einer Verantwortung „spürt“: Es fehlt die neuronale Verknüpfung des geistigen Bildes oder des emotionalen Zielgefühls mit dem verantwortlichen Ich. Was heißt das konkret? Bevor man sich im Stillen – im sogenannten „inneren Dialog“ – Handlungsanweisungen, Gebote oder Verbote gibt, hat man einen Sinneseindruck: Man sieht, hört, spürt, riecht oder schmeckt etwas und das löst eine Empfindung aus, nämlich „angenehm“ (und eventuell den Impuls „näher ran“ bzw. „in Besitz nehmen“) oder „unangenehm“ („nur weg hier“ oder „schnell kaputt machen“) oder zumindest „interessant („mehr herausfinden“). Das läuft sekundenschnell und meist unbewusst ab – es wird noch nicht „behirnt“. Um nicht nur auf Stammhirnniveau wie ein Tier auf „Reize“ zu reagieren, braucht es ein minimales Quäntchen Zeit um sich bewusst zu entscheiden, ob und wie man handeln will.

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Es gibt Worte, die prägen sich sofort ins Gedächtnis ein und werden unbedacht immer wieder ausgesprochen (oder geschrieben) – und das, obwohl die Vernunft sofort aufzeigen müsste, dass sie destruktiv dramatisieren oder gar schlicht Unwahrheiten transportieren.

Meist sind das Worte, die entweder stark lautmalerisch wirken oder mit emotionalisierenden geistigen Bildern verbunden sind. Eines dieser dramatisierenden Worte ist „sprengen“. Gibt man es auf google ein, finden sich etliche Meldungen, in denen von vergangenen oder künftigen Sprengungen von Regierungen die Rede ist – dabei würde das Wort „auflösen“ genügen, eventuell auch „beenden“. Diese korrekten Formulierungen würden allerdings voraussetzen, dass man darauf verzichtet, eine Person zu verteufeln anstatt die auslösenden Situationen und alle daran Beteiligten genau unter die Lupe zu nehmen. So beklagte Altvizekanzler Mitterlehner in der PRESSE, dass der damalige Außenminister Kurz die Regierung sprengen wollte (https://diepresse.com/home/innenpolitik/5613760/Reinhold-Mitterlehner_Kurz-wollte-die-Koalition-sprengen und viele gleichlautende Meldungen) und ebenso findet man unzählige Medienauszüge, in denen Wolfgang Sobotka als Sprengmeister bezeichnet wird. Beim 186. und ersten erfolgreichen Misstrauensantrag in Österreich vom Mai 2019 fehlt dieses Wort – obwohl für Maria Stern als Obfrau der initiativen Liste „Jetzt“ (die diese Erstposition ja auch oft genug für ihre Partei und sich reklamiert hat) der Titel Sprengmeisterin wohl respektvoll angemessen wäre, da sie ja in der entsprechenden Legislaturperiode kein Mandat bekleiden „durfte“, also doppelt initiativ sein musste.

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