Der 4. September sei der Tag der Currywurst, lese ich heute im Standard (Seite L 3), und auch, dass dieses das „inoffizielle Nationalgericht“ der Deutschen sei.

Nun plane ich seit 14. August zu „Currywurst“ einen Brief gegen Gewalt zu schreiben – als Beispiel für mentale Gewalt. An diesem Samstag fiel mir nämlich in der Karriere-Beilage vom Kurier unter „Zitiert“ auf Seite 4 folgender Text auf: „Currywurst mit Pommes ist ein Kraftriegel der Facharbeiterin und des Facharbeiters in der Produktion“. Das sagt der deutsche Altkanzler Gerhard Schröder zur Ankündigung, dass die Kantine des VW-Stammwerks in Wolfsburg fleischfrei werden soll.“

Dass der gelernte Rechtsanwalt Gerhard Schröder (Jahrgang 1944) – nunmehr in fünfter (!) Ehe mit einer 26 Jahre jüngeren Südkoreanerin (die vorherige vierte, Jahrgang 1963, entstammte „nur“ der Tochtergeneration) verheiratet – wegen seiner „situationselastischen“ (© FPÖ_Ex-Verteidigungsminister Mario Kunasek) Werthaltungen stark kritisiert (s. Wikipedia, gelesen am 4. 9. 2021: Der kritischen Sicht auf Schröders Lobbyismus liegt die Auffassung zugrunde, dass Schröder teilweise im Sinne einer zwar legalen, aber mit seiner bisherigen politischen Aufgabe unvereinbaren und das Vertrauen in die Demokratie schädigenden Weise einseitige Geschäftsinteressen zum eigenen Vorteil verfolgt,[52][53] dass er seine politische Karriere als Drehtür benutzt hat und dabei seine politischen Prinzipien relativiert hat.[54][55][56] Auch während seiner politischen Zeit in Landes- und Bundespolitik war ihm häufig eine zu groß erscheinende Nähe zu Wirtschaftsführern vorgeworfen worden; er war als „Genosse der Bosse“ und „Autokanzler“ tituliert worden.[57] Ein fragwürdiger Vorrang der Wirtschaft vor politischen Zielen wurde in seiner Haltung gegenüber den Autokratien der Golfstaaten gesehen.[58][59]), und oft mit dem Etikett „Genosse der Bosse“ als offensichtliches Vorbild des österreichischen Altkanzlers Alfred Gusenbauer gesehen – sich plötzlich für nicht gerade gesundheitsfördernde Ernährung stark macht, verwundert doch einigermaßen. (Wäre er in einem Wahlkampf, wäre dieses Buhlen verständlich – aber vielleicht steckt dahinter eine subtile arabische Strategie, den Westen zu schädigen? Achtung – Scherz!)

Weil ich aber nicht nur kritisch, sondern auch fair sein wollte, hatte ich mir zwischenzeitlich das erste Mal in meinem Leben im Supermarkt Currywurst gekauft, einmal mit Bratwurst, einmal mit Bockwurst, und hintereinander getestet (weil mit einer Packung war ich nicht satt geworden, obwohl ich eine sparsame Esserin bin). Von „Kraftriegel“ habe ich dabei nichts gemerkt – beide habe ich als geschmacklich fad wahrgenommen – also war diese Bewertung wohl suggestiv gedacht, quasi als „verbale Gehirninvasion“ …? (Diesmal nicht als Scherz gemeint, sondern als Hinweis, auf Werbesprache zu achten.)

Apropos Werbung: Es gibt sogar ein Buch, „Die Entdeckung der Currywurst“ von Uwe Timm (dtv 2000/049), das hatte mir meine deutsche Mailfreundin zum Geburtstag geschenkt. Dass es nach vier Jahren ab Erscheinen bereits in der neunten Auflage vorlag, bestätigt erfolgreiche Werbung – oder aber den doch stark vom österreichischen abweichenden Geschmack?

Bei mir ist diese Novelle (so im Untertitel) trotz lobender Rezensionen („Raffiniert erzählt“, „Liebesgeschichte von zeitgeschichtlicher Gleichniskraft“ etc.) damals nicht besonders gut angekommen; erinnerlich ist mir nur mehr, dass sich die Köchin mit einer Riesenportion geschenktem Currypulvers ihre für andere Verwertung vorgesehene Wurt durch Stolpern im Stiegenhaus versaut und aus dieser Not eine Tugend macht … Aber vielleicht habe ich – daheim von meinen Söhnen mit Kochverbot belegte „Unköchin“ – in Erinnerung an meine nicht wertgeschätzten kulinarischen Kreativexperimente halt neidisch-gekränkt reagiert … muss ich noch ein bisschen kritisch nachsinnen.