Es gibt viele Formen von Gewalt, aber eine davon ist besonders fies: Menschen wegen ihrer Körperlichkeit zu diskriminieren.

Brava, Martina Rupp, dass Du Dein Leid öffentlich gemacht hast. („War arme Sau“ – ORF-Star über Schlankheitswahn im TV – Tv | heute.at)

Viele Spötter – leider auch Spötterinnen – fühlen sich nämlich ganz im Recht, wenn sie, quasi als „natural born physicians“ mahnend, Steigerungsstufe drohend, nächste Steigerungsstufe verhöhnend und mobbend, Frauen ausgrenzen, wenn sie nicht ihrem persönlichen oder vermeintlich gesellschaftlichen Schönheitsideal entsprechen – und dann wundern sich alle, dass dieses Bullying schon in der Schule nachgeahmt wird.

Wer hat damit angefangen?

Shakespeare lässt seinen Julius Cäsar sagen: „Lasst wohlbeleibte Männer um mich sein, mit glatten Köpfen, und die nachts gut schlafen“. Man beachte: Männer! (Und ich zitiere jetzt nicht Tante Jolesch mit dem legendären Ausspruch „Alles was ein Mann schöner ist …“ – den Rest kann man ja googeln.)

Tiefenpsychologisch liegt es nur indirekt an der geforderten „Attraktivität“ des weiblichen Geschlechts: Primär geht es um Konkurrenz unter Männern, die die Frau an ihrer Seite als Neidprovokation brauchen, um ihr unzureichendes Selbstwertgefühl aufzufüllen (von wegen Leibesfülle – es gibt auch mangelnde Seelenfülle).

Ich erinnere mich, dass Karl Lagerfeld, nachdem er massiv abgenommen hatte und knabenhaft dünn geworden war, über dicke Frauen lästerte – aber auch, dass er früher einmal darüber gesprochen hatte, dass seine Mutter korpulent war. Dahinter liegt die Angst vor der schwangeren Frau – einer, die womöglich den „Kronprinzen“ mit Geschwistern entthront – oder die womöglich ein Kuckuckskind beschert … und dann kommt auch noch frühkindlicher Futterneid dazu.

Dass eine ganze „Gesundheits“-Industrie von diesem Mechanismus profitiert – und das ohne zumindest mit social sponsering bei all den Personen (die sie, ohne über Ursachen und Maßnahmen informiert zu sein, beleidigen) das Unrecht aufzuheben versucht (wie beispielsweise die Casinos mit der Unterstützung für Spielsüchtige), stört mich schon lange. Deswegen fordere ich ja auch seit langem und immer wieder, dass das alles in den Biologieunterricht gehört:

Psychohygiene ist ja auch Gewaltprävention! Und sie ist keine Einbahnstraße!

Und der DrogerieMarkt DM – Vorreiter für Antidiskriminierung fülliger Frauen – sollte die herzenswarme und blitzgescheite Martina Rupp zu seiner Werbeträgerin machen!