Am Montag (13.09.) schrieben laut Tageszeitung Kurier vom 18.09., S. 6, mehr als 20 SchulsprecherInnen Wiener Gymnasien einen „Offenen Brief“ an Mitglieder der Bundesregierung (Kurz, Faßmann, Mückstein), um ihre Kritik an unzulänglichen Maßnahmen darzulegen.

Als ich ihn im Internet nachlas Die Anliegen der Jugend werden gekonnt ignoriert | DiePresse.com, war ich befremdet bis schockiert über die gewalttätige Sprache: Da heißt es „IHR unverantwortliches Handeln“, „Monatelang HABEN SIE propagiert …“ oder „Nicht das Corona-Virus, sondern IHR UNVERMÖGEN, damit umzugehen …“ – aus kommunikationskritischer Sicht alles „Du-Anklagen“ und damit eine Art von Kriegseröffnung. Aber die ist vermutlich beabsichtigt …

Es ist aber nicht nur die unfaire Vereinnahmung „Drei auf Eins“ und die sprachliche Verdeckung des „ich“ oder „wir“ der – wenn ich richtig gezählt habe: 32 – Unterschriebenen durch dogmatische Absolutsetzungen ihrer höchstpersönlichen Interpretationen (vgl. den „Dogmatismusquotient“ bei Irenäus Eibl-Eibesfeldt, Der Mensch – das riskierte Wesen, S.64 ff. ) und damit beispielhaft destruktives Polit-NLP (es gibt auch konstruktiv-heilsames Psychotherapie-NLP!), es ist auch die Negativenergie, die damit transportiert wird und die Leserschaft „trifft“ (sofern sie halbwegs sensibel ist): Der NLP-Trick liegt nämlich in der direkten Rede: Wenn man „Sie haben …“ hört oder liest, nimmt das Gehirn das als Angriff wahr – außer es wird durch persönliche Verantwortungsumrahmungen abgemildert wie beispielsweise „Für mich / uns bedeutet das …“ oder „Ich / wir sehe/n darin …“

Nun bin ich bekannterweise keine Freundin bedingungsloser Höflichkeit und schon gar nicht devoter Unterwerfung – Hofetikette gehört höchstens zu festlichen Ereignissen bei Hof, und den haben wir nicht mehr – aber ebenso nicht von pubertärer Randale.

Wenn man selbst respektiert werden will, muss man (homöopathisch) respektvoll auftreten.

Wenn man allerdings Angst erzeugen oder Hass schüren, wie auch Zulauf zu Wutäußerungen erzeugen will, wird man „einen deftigen Jargon benutzen oder gar Hassreden schwingen“, wie Bernhard Heinzlmaier in seinem neuesten Buch „Generation Corona“ schreibt (S. 51), wenn er auf die „Spaltung“ in der Gesellschaft Bezug nimmt.

Aus meiner Sicht gilt es, genau zu überlegen, wo man „Spaltungen“ aufzeigen will und weshalb oder wo nicht. Mir hat z. B. in seinem Buch zuerst sehr gut gefallen, dass er das Binnen-I durch Doppelpunkte ersetzt – es „spaltet“ den Lesefluss kaum … lässt sich leicht „übersehen“. Auch die SchulsprecherInnen benützen in ihrem „Offenen Brief“ den Binnen-Doppelpunkt.

Will ich das auch? Habe ich mich gefragt – und mir dann mit Nein geantwortet, denn damit wird der Sinn – Frauen konkret ins Bewusstsein zu heben – verfehlt. Da lasse ich diese Kennzeichnung lieber weg, wo ich sie für entbehrlich halte – aber bleibe bei der Betonung, wo Gefahr läuft, dass Frauen ignoriert werden.