Dass es mit der Kindheit zu tun hat, wenn man dauernd an sich zweifelt, wird heute wohl schon Allgemeinwissen sein. Dass man sich aber auch selbst wie Münchhausen am Schopf aus diesem selbstschädigenden Verhaltenssumpf herausziehen kann, werden viele – schon wieder – bezweifeln.

Nun hat die Psychodrama- und Hypnotherapeutin Astrid Bartolot-Zips ein funkelnagelneues Buch geschrieben: „Ich genüge!“ (delta x Verlag) und dabei gleich einige von ihr entwickelte Ansätze vorgestellt: die Yarger-Code und die Klicker-Transformationshypnose. Beide kann man anhand dieses Buches einüben und eben „allein-genügsam“ praktizieren.

Wer in NLP ausgebildet ist, wird manches dabei als bereits bekannt empfinden – nur ein bisschen mit anderen „Techniken“ (vom griechischen techné, das heißt Kunst) angereichert. Aber wie beim 4-Hauben-Koch: Die Mischung und die Würze macht es aus. Und die Grundzutaten!

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Eine Expertenrunde um die zivilgesellschaftliche NGO #aufstehn will das Lueger-Denkmal in der Wiener Innenstadt vom Sockel holen, las ich unlängst auf orf.at, und inzwischen sei mehrmals das Wort „Schande“ auf das Bauwerk gesprayt worden, und Jasmin Chalendi, die Kampagnenleiterin, habe bei einer Pressekonferenz das Ergebnis der siebenköpfigen Kommission mit „Das Ehrendenkmal eines bekennende Antisemiten kann so sicher nicht stehen bleiben“ zusammengefasst. (Lueger-Statue soll vom Sockel geholt werden – wien.ORF.at, 05.05.2021.)

Das hat mich an ein Seminar bei dem derzeitigen Dekan der Evangelisch-theologischen Fakultät der Universität Wien, Wilfried Engemann,  erinnert, das den Titel trug „Das kann doch nicht ich gewesen sein“ und in dem wir uns mit Schuld und Sühne auseinandersetzten. (Meine diesbezügliche Seminararbeit „Auf der Suche nach der verlorenen Verantwortlichkeit – Psychotherapeutische Überlegungen zur Selbstkorrumpierung und der reinigenden Kraft der Wahrheit“ findet man auf www.kirchentuer.info unter Texte Theologiestudium.)

Zu den seelischen Abwehrformen, wie sie Anna Freud in „Das Ich und die Abwehrmechanismen“ beschrieben hat, zählen nicht nur die bekannte Verdrängung (dann fehlt jegliche Erinnerung an das Nicht-Bewusstseins-Fähige), oder die Verkehrung ins Gegenteil (man bezeichnet z. B. eine beneidete erfolgreiche Person „unabsichtlich“ als Versager), sondern auch das Ungeschehen-machen (z. B. Vergehen unbewusst durch Zwangshandlungen „löschen“ zu wollen).

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Als ich in den frühen 1970er Jahren – als ich mit meinen Söhnen in Karenz und das Geld knapp war – begann, mit journalistischen und anderen redaktionellen Beiträgen für den Compress Verlag „dazu zu verdienen“, sagte mir der Chef und rückblickend Mentor, ich solle nie das Wort „lügen“ verwenden, denn das wäre der Vorwurf einer strafbaren Handlung und als „Üble Nachrede“ und in der Folge „Ruf- und Kreditschädigung“ strafrechtlich und bei tatsächlichem Schaden auch zivilrechtlich verfolgbar – und das könne teuer werden. Ich solle stattdessen „das ist unwahr“ formulieren.

So genau hatte ich das im Jus-Studium nie gehört, war dankbar, und habe mich seitdem immer daran gehalten.

Beim täglichen Lesen von vier Tageszeitungen merke ich aber, dass sich die Zeiten geändert haben: Da schmeißen manche Nationalrats- oder Landtagsabgeordnete mit dem L-Wort nur so um sich, die Medien „springen auf diesen Zug auf“ und: „So fühlt man Absicht, und man ist verstimmt“ (Zitat Goethe, Torquato Tasso) – außer man findet das ganz ok – denn wenn daraufhin geklagt wird, müsste die vermutlich absichtlich „schädigende“ Person den Wahrheitsbeweis für ihre Behauptung antreten.

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Nein, ich meine mit diesem Titel nicht die Taktik, einfach so zu tun, als ob manfrau schliefe und wartet, dass rundum eine stachelig-schützende Dornenhecke wuchert, die neugierige oder auch feindliche Investigatoren abschreckt … und hofft, dass von irgendwo eine Helferperson herkommt, die einen mit einem Kuss voll Liebe ins soziale Leben zurückholt.

Ich meine die Strategie, zu wähnen, wenn man die verfluchten Spindeln verbietet, könne man verhindern, dass sich jemand daran sticht.

Oder zu glauben, man könne Morde verhindern, wenn man Schusswaffen mit Verboten belegt, denn – frei nach dem Marie Antoinette von Österreich-Lothringen (1755–1793) in den Mund gelegten Spruch, wenn „das Volk kein Brot habe, solle es doch Kuchen essen“, folgern die Hinrichtungslogiker, wenn man keine Pistole habe, nähme man eben ein Messer – oder eine Axt, eine Schnur, einen Kopfpolster, einen Stein … oder auch das Auto. Kaiserin Elisabeth von Österreich (1837–1898) wurde mit einer spitz zugeschliffenen Feile ermordet.

Die wahre Waffe ist der Denkapparat der potenziellen Täterperson. Weiterlesen

Gerade zum rechten Zeitpunkt ist Reinhard Hallers neuestes Buch „Rache“ (ecowin) erschienen und zeigt verschiedene Motive und Umgangsformen von Hass und fehllaufende „Wiedergutmachungsbemühungen“ auf.

Was mich gefreut hatte ist, dass er verdeutlicht, was auch ich seit Jahrzehnten zu erklären versuche: Gewalthandlungen entstehen vor allem dann, wenn sich jemand nicht wertgeschätzt fühlt – die Form jedoch hängt von den im Einzelnen (oder ebenso Kollektiv) vorhandenen Vor-Bildern ab. Haller zitiert dazu die Negativmodelle aus Weltliteratur, Opern und Filmen.

Positivmodelle müssen wir uns selbst erarbeiten – und das hat mit der traditionellen Benachteiligung von Frauen zu tun.

Frauen haben ihre Missachtung jahrhundertelang als naturgegeben hingenommen, wurde ihnen doch weitgehend verboten, selbststärkende Erfahrungen zu machen: Immer musste ein Mann das „Oberhaupt“ sein (so auch im alten § 91 ABGB aus 1811, der in der großen Familienrechtsreform des SPÖ-Justizministers Christian Broda 1978/79 abgeschafft wurde; nunmehr verlangt das Familienrecht partnerschaftliche Gestaltung, aber wie das geht, wird nicht gelehrt, sondern immer noch Konkurrenz – und Konkurrenz heißt, einer muss Sieger sein).

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Sich von Altgewohntem zu trennen, fällt vielen nicht leicht – vor allem deshalb, weil sie – noch – nicht gelernt haben, mit „Leere“ umzugehen. (Zur Erinnerung: Ich definiere „lernen“ als Bildung von neuen Wahrnehmungs- und Handlungsnervenzellen). Ich spreche dann von „Entzugserscheinungen“. Wer schon einmal eine Fastenkur gemacht hat, sollte diesen Effekt der ersten drei Tage kennen: Man empfindet sich „erkältet“ – es fehlt ja gewohnte Energiezufuhr – fiebrig, schwach, vielleicht auch depressiv … und sollte eigentlich erkennen, wie abhängig man von der jeweiligen Substanz oder dem jeweiligen Verhaltensmuster war.

Wenn man diese ersten drei Tage oder auch die erste Woche, je nach „Suchtmittel“, ohne Rückfall überstanden hat, beginnt man die „Entgiftung“ zu genießen – außer man kehrt gedanklich immer wieder zu der vorherigen „Völle“ zurück, verklärt sie auch (und löscht alles Negative, das damit verbunden war) und belügt sich selbst.

Dazu können dann noch andere Verluste kommen: Der Kreis Gleichgesinnter etwa – oder der Kreis möglicher Kritiker, wenn man sich nicht mehr deren „Spielregeln“ anpasst – nicht mehr grenzenlos mittrinkt, mitfrisst, mitraucht, mithurt (und wenn es nur maulhuren ist) oder aber auch an einer Beziehung festhält (Beziehung zu ideologischen Gruppierungen mitgemeint).

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In einer Anfrage für ein demnächst kommendes Interview wurden mir folgende Fragen angekündigt:

Interessant sind dabei Fragen wie:

    • Welche Rolle spielt Resilienz in einer Krise wie der aktuellen?
    • Wie können Unternehmer – vor allem jene, die seit Monaten ihre Betriebe geschlossen halten müssen – aktuell ihre psychische Widerstandskraft stärken? Welche Techniken und Methoden können helfen, Optimismus zu bewahren, ohne den Kopf in den Sand zu stecken?
    • Frauen sind in der Krise stärker belastet – das trifft auch auf Unternehmerinnen zu. Was können die Betroffenen – im speziellen wieder selbstständig tätige Frauen – tun, um gestärkt aus der Krise zu kommen, um auch genug Power zu haben, um danach richtig durchstarten zu können?

Die Beantwortung ist gar nicht so einfach – denn ich warne, seitdem dieser „Modebegriff“ populär aufgetaucht ist, davor, dass das Phänomen der seelischen Widerstandskraft mancher Menschen als Anforderung missbraucht werden kann – oder als Werbeslogan für Seminare oder andere einschlägige Dienstleistungen.

Dass Arbeitgeber oder andere Vorgesetzte (z. B. Eltern) sich wünschen, dass ihre „Untergebenen“ (Kinder) von vornherein alles Widrige aushalten, sie sich deshalb nicht um besondere Achtsamkeit oder seelische Erste Hilfe kümmern müssen, ist aus deren Sicht zwar verständlich … es widerspricht aber deren (gesetzlich verankerten) Fürsorgepflichten.

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Dass ich die Neuwortschöpfung „Femizid“ ablehne, dürfte der Leserschaft meiner „Briefe gegen Gewalt“ bekannt sein: Denn während das sprachliche Vorbild „Genozid“ beinhaltet, dass alle Angehörigen einer Volkseinheit gezielt ermordet werden, treffen diese beiden Generalisierungen auf diese Frauenmorde nicht zu.

Ich verstehe und unterstütze schon auch, dass mit diesem Neologismus versucht wird, von der medial wie polizeilich üblichen Formulierung „Beziehungstat“ wegzukommen – obwohl sie durchaus zutrifft: Es handelt sich ja immer, wenn auch oft gut getarnt, um eine Gewaltbeziehung. Dass diese schwer zu bearbeiten sind, hat Robin Norwood in ihrem Langzeit-Bestseller „Wenn Frauen zu sehr lieben“ ausführlich aufgezeigt; allerdings hat sie den Angst-Aspekt zu wenig bearbeitet – nicht nur den der Frauen, sondern auch den der Anverwandten wie auch Nachbarn, die sich erst dann zur Einmischung aufrappeln, wenn es meist zu spät ist.

Ich bevorzuge meine Wortschöpfung „Strafmord“ Weiterlesen

An meinem ersten Arbeitstag in der Volkswirtschaftlichen Abteilung der Oesterreichischen Nationalbank 1968 (vorher hatte ich bei Gericht und in einer Großversicherung Arbeitserfahrungen gesammelt), wo wir damals die Arbeit eines Tages gelegentlich auf eine Woche aufteilten (ob sich das zwischenzeitlich geändert hat, wage ich zu bezweifeln), warnte mich meine Zimmernachbarin Dr. Hermann, „Wenn Sie sich zu wenig gefordert fühlen, liegt das an ihnen selbst – suchen Sie sich Arbeit!“

Daran erinnere ich mich jedes Mal, wenn irgendwo von „verlorenen“ Zeiten – Schulzeiten oder anderen Beziehungszeiten – geklagt wird. Den Ursprung orte ich im ewigen Ärger von Eltern, deren Kinder ein Schuljahr wiederholen müssen und damit ein Jahr später ins eigene Geldverdienen kommen (oder auch nicht, denn diese Erwartung erweist sich oft als Illusion). Später höre ich ähnliche Frustrationsäußerungen von Frauen, die meinen, ihre „schönsten Jahre“ an einen „undankbaren“ Mann vergeudet zu haben. Im Klartext heißt es aber nur, dass die dabei aktuellen Lernaufgaben nicht erfüllt wurden – von einem selbst, aber auch von der Nahumwelt, Verwandten, Freundeskreis aber auch Gemeindemitgliedern.

Der Spruch von der „verlorenen Zeit“ ist eine klassische „Anleitung zum Unglücklichsein“ (wie der Bestseller des weltberühmten österreichischen Psychotherapeuten Paul Watzlawick lautet) Weiterlesen

Zuerst ein Bekenntnis: Ich trage keine Sneakers, ich gehe bevorzugt barfuß oder in Stiefeln – und hege meine Altbestände, selbst produziertes Vintage (meine ältesten Schuhe stammen wohlgepflegt aus 1956 – ich bin seit damals nicht mehr gewachsen) und kaufe nur bei Zerfall. Ich schreibe also nicht „pro domo“.

Mich irritiert allerdings, dass so viele KommentatorInnen dem Schuhwerk des neuen Gesundheitsministers ein Statement oder einen Code unterstellen, wie die gelernte Volksschullehrerein und selbsternannte Machtexpertin Bauer-Jelinek oder die Modehistorikerin Vinken (Kurier, 25.04.2021, S. 8). Ich erinnere mich an eine Teilnehmerin an einem Bauer-Jelinek-Macht-Seminar, die mir empört berichtete, dass diese mit Ausschnitten aus Versandhauskatalogen den Frauen einreden wollte, wie sie sich „machtkompetent“ zu kleiden hätten – nämlich genau so, wie es den sozialdemokratischen Politikerinnen der 1970er und 1980er Jahre Spott von der konservativen Seite einbrachte: dunkles Kostüm, weiße Oberteile, Brosche links oder alternativ schmale Perlenkette. Quasi Tarnanzüge, um in den Reihen der Männer im grauen Flanell nicht aufzufallen.

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