Nein, ich meine mit diesem Titel nicht die Taktik, einfach so zu tun, als ob manfrau schliefe und wartet, dass rundum eine stachelig-schützende Dornenhecke wuchert, die neugierige oder auch feindliche Investigatoren abschreckt … und hofft, dass von irgendwo eine Helferperson herkommt, die einen mit einem Kuss voll Liebe ins soziale Leben zurückholt.

Ich meine die Strategie, zu wähnen, wenn man die verfluchten Spindeln verbietet, könne man verhindern, dass sich jemand daran sticht.

Oder zu glauben, man könne Morde verhindern, wenn man Schusswaffen mit Verboten belegt, denn – frei nach dem Marie Antoinette von Österreich-Lothringen (1755–1793) in den Mund gelegten Spruch, wenn „das Volk kein Brot habe, solle es doch Kuchen essen“, folgern die Hinrichtungslogiker, wenn man keine Pistole habe, nähme man eben ein Messer – oder eine Axt, eine Schnur, einen Kopfpolster, einen Stein … oder auch das Auto. Kaiserin Elisabeth von Österreich (1837–1898) wurde mit einer spitz zugeschliffenen Feile ermordet.

Die wahre Waffe ist der Denkapparat der potenziellen Täterperson. Und je raffinierter dieser ist, desto einfallsreicher wird geplant – auch die Erlangung der Diagnose Unzurechnungsfähigkeit zum Zeitpunkt der Tat. Je stärker hingegen die augenblicklich entstehende Wut hochsteigt, desto mehr sinkt die kognitive Denkfähigkeit. (Sprachlich wird das mit dem Eigenschaftswort „blind“ vermittelt wie in „blind vor Wut“ oder „blind vor Hass“.)

Insofern teile ich nicht die Einschätzung von Birgitt Haller vom Institut für Konfliktforschung, dass die „Hemmung, mit Schusswaffen zu morden, gegenüber Messern oder dem Erwürgen aufgrund der fehlenden körperlichen Nähe geringer ist“ (Der Standard, 11.05.2021, S. 9). Im Gegensatz zu denjenigen Täterpersonen (Frauen inbegriffen), die polizei- oder gerichtsnotorisch wurden und „danach“ vernommen wurden, haben sich mir in gut fünfzig Jahren beratender Berufstätigkeit relativ viele anvertraut, nachdem sie gerade noch „vor“ Vollendung des spontanen Mordversuch aus reinem Zufall gestoppt wurden. Bei allen hatte gerade der empörte Kraftzuwachs des ausgelösten Affekts (d. h. der massiven Adrenalinausschüttung) die – von Haller phantasierte – Hemmung gar nicht auftreten lassen.

Deswegen setze ich in der von mir seinerzeit als Univ. Prof. für Prävention an der Donau Universität konzipierten umfassenden und interdisziplinären – d. h. alle meiner Multiberufsqualifikation und -erfahrung entsprechenden Ansätze vereinigenden – Gewaltprävention bei der „Empörung“ an. Leider sind meine Versuche, diesen Ansatz den aus meiner Sicht am besten geeigneten VertreterInnen der beiden augenblicklichen Regierungsparteien zu präsentieren, auf taube Ohren gestoßen. (Missachtung ist übrigens auch eine Form von Gewalt. Deshalb hat es mich sehr gefreut, dass Reinhard Haller darauf in seinem jüngsten Buch „Rache“ auch hinweist.) Ich werde also auch wohl wieder ein Buch schreiben müssen …