Zum heutigen Wahltag für den nächsten Bundespräsidenten – leider kandidiert keine Frau, keine Helga Rabl-Stadler für die ÖVP oder Erika Pluhar für die SPÖ, aber der würde man auch ihr Alter vorhalten, da sie ja älter ist als Alexander Van der Bellen (78), und da auch ich gleich alt bin wie er, fühle ich mich bei solchen verbalen Untergriffen wie von der Donnerstag Abend auf ORF II offenbar gezielt zu dieser Frage motivierten Schülerin im Publikum, ob er nicht zu alt sei, ebenso mit diskriminiert … Ageismus heißt das.

Aber mir ist schon klar: Armin Wolf und Susanne Schnabl versuchen, mit Wertschätzung vermeidenden Fragen Neutralität zu inszenieren – das ginge auch anders – und für Infotainment zu sorgen und folgen damit dem Mainstream der – hohoho! – Grenzverletzungen.

Denn egal wie alt man ist – Klugheit wie auch Anstand sind keine Frage des Alters, sondern eher der Erziehung, und da heute die Medien miterziehen, verkümmert beides in der „flüchtigen Gesellschaft“ (Zygmunt Bauman).

Im heutigen Kurier (09.10.2022, Seite 6) widmet sich eine ganze Seite dem Thema „Jedem sein Präsident“ und der österreichischen Sucht, irgendwo in einem Verein Präsident zu sein. Ich erinnere mich amüsiert an die Zeit, als ich – ebenso wie meine Vorgänger:innen, „erste Vorsitzende“ von insgesamt drei der Österreichischen Gesellschaft für Sexualforschung (ÖGS) war (1996–2002: „Sechs Jahre Sex sind genug!“ s. www.perner.info – Biographie bei 2002). Kaum hatte ich den Vorsitz an Johannes Wahala von der Beratungsstelle Courage für gleichgeschlechtliche L(i)ebensweisen übergeben, änderte er die Statuten und wurde „Präsident“.

Wer aber meint, das wäre ein Männerproblem, irrt. Auch bei dem von mir gemeinsam mit Elfriede Abt gegründeten Verein „Die Möwe“ änderte irgendwann eine der Obfrauen (ich weiß nicht mehr, ob es Maria Graff war oder Martina Fasslabend) Jahre später den Namen der Vorsitzenden auf Präsidentin.

Titelungen sollten nachweislich – da steckt das Wörtchen „nach“ drin – erarbeitet sein.

In dem seinerzeitigen Science Fiction Bestseller „Freitag“ von Robert A. Heinlein aus 1982 heißt es satirisch: „So fiel beispielsweise vor drei Jahren einem Ökonomen von der Basis auf, dass die Universitätsabgänger im Durchschnitt etwa dreißig Prozent mehr verdienten als ihre Mitbürger, die solche Abschlüsse nicht vorzuweisen hatten. Derartige undemokratische Verhältnisse waren im Rahmen des Kalifornischen Traums nicht zu dulden. Folglich wurde in größter Hast für die nächste Wahl eine Initiative eingeleitet, die Vorschrift zu erlassen, wonach alle kalifornischen Oberschulabgänger und / oder kalifornischen Bürger, die achtzehn wurden, automatisch einen Universitätsabschluss zugesprochen erhielten. Eine Großvaterklausel datierte diese Höherstufung um acht Jahre zurück.“ (Ausgabe Bastei Lübbe 2000, S. 205)

Tipp für die nächsten Wahlzuckerln: Das wär doch was – nach dem Mastertitel für gewerbliche Meister:innen? (Scherz!)