Einträge von Rotraud A. Perner

Einäugigkeit

Meine „Briefe gegen Gewalt“ seien einseitig, kritisierte mich vor etlichen Wochen, als noch Wahlkampf war, eine Journalistin, die Anfang der 1990er Jahre im Audimax der Salzburger Universität meine Studentin war. Wie sie das meine, fragte ich zurück, und sie antwortete, ihr falle auf, dass ich vor allem meine eigene Partei kritisiere, nicht aber die anderen. Ich klärte sie daraufhin auf, dass mein Ziel bei diesen „Briefen“ nicht personbezogene Parteikritik sei, sondern inhaltbezogene Gewaltkritik […]

Polit-Erben

Es gibt Nachkommen, die sich jahrelang auf ihre Erbschaften freuen, ja sogar in der Kunst des Erbschleichens üben. Andere wiederum schlagen Erbschaften aus – meist dann, wenn diese „überschuldet“ ist, was bedeutet, dass die Erblassenden allzu stark auf Pump gelebt haben. Und wiederum andere treten solche Erbschaften unwissend oder aber auch bewusst an und zahlen dann jahrzehntelang die Schulden der Vorfahren ab … und werden meist als „schön blöd“ verspottet […]

Dominanz

Da lese ich doch heute (27. 12.) auf XING News Empfehlungen, Titel: „Mit diesen subtilen Machtgesten gewinnen Sie jede Diskussion“ – und was finde ich da?
Kurz gesagt: Blickkontakt vermeiden – das mache einen unnahbar und überlegen – und in winzigen Schritten Revierverletzungen setzen – das schüchtere ein und fördere Unterlegenheitsgefühle.
Also noch kürzer gesagt: Demonstrierte soziale Inkompetenz.

Weihnacht

Als sie zu dem neugeborenen Jesuskind kamen, brachten die drei Sterndeuter – also Astrologen, später zu „Königen“ entschärft – Weihrauch und Myrrhe, duftende Kostbarkeiten, mit (Matthäus 2, 1–12). Dieses Räucherwerk diente traditionell zur Vertreibung von Dämonen und Schutz vor bösen Geistern […]

Achtsamkeit

Wir leben in einer Zeit der Schlagworte – „Eyecatcher“ oder auch „Earcatcher“, wenn sie uns „um die Ohren geschlagen“ werden oder „die Augen aushauen“ und quasi „ blind“ machen. Mit dem Wort „blind“ wird im Deutschen der Automatismus angesprochen, dass bei starker emotionaler Erregung die Vernunft schrumpft bis verschwindet: blind vor Angst, blind vor Wut, […]

Code Of Contact

Von Joachim Ringelnatz gibt es ein Gedicht („Die Riesendame der Oktoberwiese“), darin heißt es gegen Ende: „Da nahte sich mit wohlgebornen Schritten / Der Elefant vom Nachbarzelt. / Und sagte: „Emmy, schwerste Frau der Welt, / Darf ich um einen kleinen Beischlaf bitten?“ / Diskret entweichend konnte ich noch hören: / „Nur zu! Beim Essen kann mich gar nichts stören!“

Daran musste ich denken, als ich heute im Standard den Bericht „Schweden sollen vor Sex um Erlaubnis bitten“ […]

Konkurrenz – Die Wurzel der Gewalt

Wenn man die verschiedenen Formen von Gewalt zu ihrem Ursprung zurück verfolgt, findet man einen „Vergleich“: Irgendwer legt fest, wie etwas zu sein hat – „richtig“ bzw. „besser“ ist und wertet ab, was dieser Vorstellung nicht entspricht. Daraus ergibt sich dann folgende „Auslösesituation“: Irgendwer fühlt sich gegenüber einem oder einer anderen benachteiligt bzw. nicht wertgeschätzt („be- oder geachtet“, was bedeutet: nicht wahrgenommen, beantwortet oder auch anerkannt und berücksichtigt), und daraus können sich unterschiedliche Selbstbehauptungs- oder gar Selbsterhöhungsstrategien und -taktiken entwickeln und leider auch eskalieren […]

Tatort Straße

In den Salzburger Nachrichten vom 18. Dezember erklärt die Kolumnistin Karin Portenkirchner das mangelnde Blinken vieler Autofahrer damit, dass es „uncool“ sein – des „nervigen“ Geräusches wegen, das es verursache – oder weil sich dahinter möglicherweise eine „Sehnsucht nach Privatheit“ verberge, „es muss nicht jeder alles wissen“. Interessanter Ansatz, letzterer, finde ich: Da kann nämlich auch noch ein versteckter Machtwahn zum Ausdruck kommen, der in etwa lautet „Für die Surm (= Dummköpfe) hinter mir blinke ich doch nicht!“ […]

„… und bist du nicht willig …“

„… und bist du nicht willig …“ so brauch ich Gewalt, heißt es in Goethes Gedicht vom Heideröslein, das „der wilde Knabe“ brach.

Der Grad der Wildheit bildet dann auch den Unterschied, aus welchem Motiv jemand – meist männlich, seltener aber doch auch weiblich – die körperlichen, seelischen oder geistigen Grenzen einer anderen Person ignoriert, überschreitet, verletzt oder gar zerstört […]

Begriffsverwirrungen

Als (vom Erstberuf) Juristin weiß ich, dass man alles in Gesetzestexte kleiden kann – egal ob es sinnvoll ist oder nicht. Es sind politische Entscheidungen – und diese an Gerichte weg zu delegieren, finde ich problematisch.

Menschen, die zusammenleben und dauerhaft Verantwortung für einander oder auch für Kinder – oder andere obsorgebedürftige Menschen – übernehmen wollen, dafür einen rechtlichen Rahmen zu bieten, ist sinnvoll. Sinnvoll wäre es aber auch, Dauerhaftigkeit zu definieren und klare Konsequenzen festzulegen, wenn sich jemand der übernommenen Verantwortung entzieht […]