Als ich in den 1970er Jahren freiberuflich für einen SPÖ-nahen Verlag arbeitete, bat mich die damalige Bundesfrauensekretärin Anna Demuth (1921–2020), ich möge doch dafür sorgen, dass sie ins Fernsehen kommen könne. Naiv und in der Medienbranche unerfahren wie ich damals noch war, rief ich daraufhin den für Innenpolitik zuständigen Redakteur an und gab dieses Ansinnen weiter. Der freundliche Journalist klärte mich in netter Weise auf, es müsse schon eine „G’schicht“ vorhanden sein – Person allein genüge nicht.

Später präzisierte dies ein anderer Medienmacher in einer Ausbildungsveranstaltung: Eine „G’schicht“ ist, wenn etwas das erste oder letzte Mal ist, oder ein Skandal – oder ein Wunder.

Nun fragte ich mich in den letzten Tagen: Ist die Verlegung des Mannes, der durch die „Zweitfamiliengründung“ mittels Vergewaltigung und Wegsperren seiner Tochter in einer unterirdischen Wohnung unter dem Keller seines Wohnhauses weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt worden war, vom Maßnahmenvollzug für geistig abnorme Rechtsbrecher in den „normalen“ Strafvollzug, aus dem der nunmehr 87jährige 2023 mittels Antrag auf bedingte Entlassung frei kommen könnte  (PressReader.com – Zeitungen aus der ganzen Welt),  eine „G’schicht“? Warum bringen Medien diese Nachricht?

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Es war nicht 1987, also vor 35 Jahren, wie ich irrtümlich annahm, sondern am 26. April 1986 um 1 h 23, als die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl die westliche Welt in Schrecken versetzte (Nuklearkatastrophe von Tschernobyl – Wikipedia).

Jedes Mal am 1. Mai muss ich daran denken. Der „Tag der Arbeit“ war in diesem Jahr ein Dienstag, und mein Ehemann, Pressereferent des damaligen Umweltstadtrats von Wien, wollte mich, zu dieser Zeit Favoritner SP-Bezirksrätin und Landtagskandidatin – ohne Erklärung, daher für mich inakzeptabel – partout davon abhalten, wie gewohnt mit den Genoss:innen gemeinsam zum Rathaus zu marschieren.

Ich weiß noch genau, dass es damals nieselte und irgendwie komisch roch, denn ich zog meinen roten Lackleder-Regenmantel an – und den habe ich danach nie wieder getragen. Wegen des Geruchs. Erst viel später erzählte mir mein Ehemann, dass sein Chef – auch Favoritner Parteivorsitzender – schon vor dem Wochenende informiert war, dass die radioaktive Wolke vom Wind nach Westen geblasen werde. Offenbar war ihm das als undenklich berichtet worden – oder er wollte Panik vermeiden, weswegen er den Mai-Aufmarsch nicht abgesagt hatte. In meinem Freundeskreis dachte niemand an eine biologische Gefahr weitab der Ukraine – und die besorgten Grünbewegten wurden eher nicht ernst genommen.

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