Als sie zu dem neugeborenen Jesuskind kamen, brachten die drei Sterndeuter – also Astrologen, später zu „Königen“ entschärft – Weihrauch und Myrrhe, duftende Kostbarkeiten, mit (Matthäus 2, 1–12). Dieses Räucherwerk diente traditionell zur Vertreibung von Dämonen und Schutz vor bösen Geistern.

Auch heute räuchern viele, wenn sie negative Gerüche aus ihren Räumen los werden wollen und stärken damit ihr Bewusstsein, gegen Unangenehmes vorgehen zu können – und manche betreiben diese Methode auch hinsichtlich ihrer „Innenräume“: Sie hoffen mit einer Zigaretten oder einem Joint den „bösen Geist“ aus ihrer Seele zu entfernen. Ein von mir ausgebildeter Lebens- und Sozialberater, vorher katholischer Pastoralassistent, sprach jedes Mal, wenn er zum Rauchen ins Freie verschwinden wollte, er müsse dringend ein „Rauchopfer“ darbringen. Um „Wen?“ zu besänftigen, wäre da zu fragen – „Sich selbst!“ wäre die passende Antwort – zumindest im Entzugszustand, der bekanntlich aggressiv macht.

Das Saugen, am Finger verboten, am Glimmstängel toleriert oder vormals erlaubterweise von der Tabakindustrie beworben, gilt aus psychoanalytischer Sicht als symbolisierte „Flucht an die Mutterbrust“. Man „stillt“ sich quasi selbst. Man unterdrückt Kampf- oder Weinimpulse – und außerdem lösen die gleichmäßigen Einziehbewegung von Lippen und Atmung die sogenannten „pleasure rhythm“ im Gehirn aus, und die heben den aktuellen Level von Wohlbehagen. Es gäbe allerdings dafür auch alternative Methoden … Als die Wiener Internationale Akademie für Ganzheitsmedizin, an der ich jahrelang unterrichtete, noch im Tourotel in Favoriten untergebracht war, hing im Büro ein Plakat mit der Aufschrift: Küss einen Nichtraucher und schmeck den Unterschied! (Der Chef und Gründer der GaMed, der Blutforscher und ehemalige Wiener Gesundheitsstadtrat Univ. Prof. Dr. med. Alois Stacher (1925–2013) war nämlich ein exzessiver Raucher!)

Wer Mentaltraining (eine Untergruppe von Autogenem Training) beherrscht, kann sich das alles aber auch geistig und wirksam vorstellen. (Man muss dafür natürlich jemand kennen, den / die man gut „schmecken“ kann!)

Der oberösterreichische Karikaturist Gerhard Haderer (*1951) stieß auf heftige Proteste, als er 2002 in seinem Jesus-Comic („Das Leben des Jesus“, Verlag Ueberreuter) das Gleiche von Weihrauch und Cannabis verdeutlichte und Jesus als permanent high darstellte. Etliche Psychiater befürworten aus ähnlichen Überlegungen auch die ärztlich kontrollierte Freigabe von Haschisch als schmerzlösendes und stimmungsaufhellendes Heil-Mittel.

Als ich – 1985 oder 1986, so genau weiß ich das nicht mehr – ohne Absicht beim Lesen des „Essener Evangeliums“ (aus den Schriftrollen vom Toten Meer) das Rauchen verwarf, lag das an der Erkenntnis, dass ich mir ja dadurch meinen Atem vergifte. Der Atem – wobei hebräisch die „ruach“ auch Wind und vor allem Geist, lateinisch spiritus, bedeutet – ist etwas Heiliges und Heilendes. Das wissen wohl alle mit Erfahrung in Atemmeditation; „richtiges“ Beten zählt auch dazu.

Ich bedauere, dass in vielen Berufen – beispielsweise in Spitälern! – nur „Rauchpausen“ – vor dem Haus – gestattet sind anstatt „Atempausen“ zu propagieren. Das gehört verändert. Auch meine Ehemann – Journalist – rauchte bis zu seinem Tod noch täglich an die 80 Zigaretten, als er, krebsbedingt, nur mehr ein halbes Stimmband besaß. Er hielt sich nicht für substanzabhängig, weil er als gelernter Sportprofessor beim Schifahren kein Nikotinbedürfnis verspürte. Da atmet man aber auch anders als am Schreibtisch.

In der Weihnacht, in der wir der Geburt des „Erlösers“ gedenken, werden vielerorts Kerzen angezündet. Auch das ist eine alternative Form vom Umgang mit Feuer, Rauch und – Licht.

Licht in der „dunklen“ Jahreszeit – aber Licht brauchen wir ebenso, wenn wir mit Dunklem konfrontiert sind. Die Weihnacht soll uns helfen, Licht aus uns selbst, aus unseren Herzen entstehen zu lassen.

Die Aufhebung von Rauchverboten hilft dabei nicht.