Es gibt Menschen, denen ist es ein hoher Wert, anderen Menschen eine Freude zu machen – egal ob diese das wollen oder nicht, die aber sehr ärgerlich werden, wenn man ihre Umarmungen oder Küsse abwehrt. Mir hat sogar einmal einer dieser Grenzüberschreiter an den Kopf geworfen, ich hätte wohl eine „Berührungsphobie“, nur weil ich von dem mir völlig Fremden nicht abgetatscht werden wollte. Gottlob gibt es heute Bücher für Kinder wie „Kein Küsschen auf Kommando“ und „Kein Anfassen auf Kommando“, nicht nur um kleine Kinder vor sexuellen Übergriffen zu schützen, sondern um überhaupt darauf aufmerksam zu machen, dass Anstand im Abstand besteht.

Mit gelindem Widerwillen erinnere ich mich an die Abschiedssitzung zur Beendigung einer Therapie, wobei mir die höchstzufriedene Klientin aus Dankbarkeit „ein Reiki“ schenken wollte. (Sie hatte soeben mit einer Ausbildung begonnen). Vermutlich habe ich sie beleidigt, weil ich nicht „bereichert“ werden wollte. Aber mir war ihr voll Freude leuchtendes Gesicht zu viel „Energie“ – ich hätte wohl eine Art Sonnenbrand bekommen. An diese Episode wurde ich erinnert, als ich die „Zwangssegnung“ von Sebastian Kurz durch den evangelikalen australischen Prediger Ben Fitzgerald sah. Außerdem waren die als heilig gedachten Handbewegungen „durchdringend“ (wie wohl alle wissen, die eine Ausbildung in „Touch for Health“ besucht haben): Fitzgerald legte seine rechte Hand an Kurz‘ linke Schulter und der Dolmetscher seine linke auf die entsprechende Stelle am Rücken. Wenn die beiden einen Energiebogen leiten wollten, dann musste er sich stauen … aber instinktiv schloss der verlegen lächelnde Kurz seine Hände schützen vor seinem Sonnengeflecht – der Körperstelle, an der wir Machtspiele verspüren, wo es uns „magerlt“, und wo Mönche oder Nonnen ihre Hände in ihre weiten Ärmel schieben, eben auch als Schutz vor energetischen Attacken. Wissende tun das so.

Was wäre geschehen, wenn Kurz freundlich abgewehrt hätte – etwa mit den Worten, „Seien Sie mir nicht gram – aber wen  ich einen Segen erhalten möchte, dann von Kardinal Schönborn!“

Als ich am 18. April 2016 , einen Tag nachdem ich zur evangelischen Pfarrerin im Ehrenamt ordiniert worden war, von einem meiner Hunde beim Versuch, die beiden, die sich ineinander verbissen hatten, zu trennen an der linken Hand verletzt wurde, war ich froh, dass mir das einen Tag nach der Zeremonie passiert war und nicht vorher – ich hätte sonst nicht segnen wollen und, wie ich meine, auch nicht sollen – ich hätte meine Schmerzen und die Medikamente, die ich in die Hand gespritzt bekommen hatte, an die Gemeinde übertragen. Deswegen meine ich, sollte man, wenn man energetisch zwangs- oder auch ohne Zwang beglückt wird, wenigstens wissen, wie „rein“ die Person lebt, die „Licht“ überträgt.