Und schon wieder hat ein „wilder Knabe“ zugeschlagen: 14-Jährige festgehalten und missbraucht – kaernten.ORF.at und erinnert mich an Goethes Vergewaltigungs-Gedicht vom Heideröslein: „… Und der wilde Knabe brach’s Röslein auf der Heiden; Röslein wehrte sich und stach, Half ihm doch kein Weh und Ach, Musst‘ es eben leiden.“ Jetzt mag sich wohl wer dran stoßen, dass ich das Wort „Knabe“ aufgegriffen habe – von einem 34jährigen Mann könne man doch erwarten, dass er die Gesetzeslage kenne … aber so einfach liegen die „Dinge“ – die Ursächlichkeiten – eben nicht.

Goethe hat vielleicht wirklich an einen Jugendlichen gedacht … einen, dem man „Unreife“ noch – wie lange noch? – nachsieht. Es gibt aber auch unreife Erwachsene, und vor Gericht wird dies auch meist von forensischen Psychiater:innen bestätigt. Im Alltag nicht.

Dabei gibt es für Männer – weil die damit aus dem traditionellen patriarchalen Männerrollenbild herausfallen (in dem auch Gewalt inkludiert ist) – die Bezeichnung „puer aeternus“, zu Deutsch „ewiger Jüngling“, oder „Peter-Pan-Syndrom“, wenn noch die Verweigerung der Übernahme von Erwachsenenpflichten dazu kommt.

Für Frauen gibt es das als pathologischen Befund nicht. Noch nicht. Auch wenn die US-amerikanische Psychologin und Soziologin Betty Friedan (1921–2006) in ihrem Buch „Der Weiblichkeitswahn“ schon 1966 (!) das neckische Verharren in Jungmädchenposen kritisierte, gefallen sich – vor allem aber Männern, denen die Bewertungsmacht eingeräumt (statt abgesprochen!) wird – noch immer viele Frauen darin, und das wird ja auch von Produkt- und Dienstleistungswerbung propagiert.

Wenn nun Männer wie der zitierte, nunmehr festgenommene Kärntner, ihr sexuelles Interesse auf „Kinder“ – denn nach EU-Recht zählen dazu alle noch nicht Volljährigen – richtet, kann dahinter die Angst vor selbstbestimmten und damit konfliktbereiten Frauen stehen, denen man(n) nicht mehr alles Mögliche ein- oder ausreden kann. Gesucht werden simpelste Machtgefühle und die fördern zunehmend Machtmissbrauch, weil Grenzen nicht respektiert werden (müssen). Die solcherart Misshandelten erkennen dies meist erst spät und wollen es dann oft erst recht nicht glauben: Es löst Scham aus, feststellen zu müssen, dass man auf sich selbst nicht aufgepasst hat.

Deswegen ist es gut, dass die Polizei vor der „Mode“ warnt, sich in sozialen Medien als Sexy Hexy zu präsentieren (Drei Tage verschwunden – Mädchen zu Sex gezwungen: Verdächtiger gefasst | krone.at) – quasi als „Röslein“. Dornen allein nützen nicht – die paar Kratzer verhindern nicht das „Abbrechen“: des Stiels bei Röslein, der unverletzten Entwicklung zur eigenen Weiblichkeit bei Frauen.

Da braucht es Information – und Selbstverteidigungstraining durch Frauen: Denn in diesen geben die Trainerinnen andere, konkrete Erfahrungen weiter. Sie sind als Nicht-Beamtete ja auch nicht zur Neutralität (d. h. Vermeidung von Parteilichkeit) verpflichtet.