Gestern postete eine Freundin auf Facebook ein herzergreifendes Video, in dem sie berichtete, dass und wie sie am Besuch einer Kabarettvorstellung im Wiener Stadtsaal gehindert wurde, weil sie keinen Mund-Nasenschutz trug – trotz ihrer Aufklärung, dass sie durch ärztliches Attest rechtfertigt sei.

Sie wurde verbal beleidigt, ihr wurde Betrug unterstellt (d. h. öffentlicher Vorwurf einer strafbaren Handlung, und das ist auch strafbar!), sie wurde am Aufsuchen des Ortes, wo etwas von ihrem Eigentum platziert hatte, blockiert und auch von anderen Anwesenden in bester Blockwartmanier diskriminiert – obwohl sie auf das bestehende gesetzliche Diskriminierungsverbot – auch Kranker! – hingewiesen hatte.

Ich habe in meinem Posting dazu an Karl Kraus erinnert, der ja pointiert deutlich machte: Das „goldene Wienerherz“ sei aus Metall. Und ich habe ihr Video öffentlich gestellt – in der Hoffnung, dass auch andere, die nicht so wie ich beruflich auf die Wahrnehmung echter Gefühle geschult sind, spüren, wie verletzt die junge Frau durch diese miese Verhaltensweise des Stadtsaal-Personals war.

Heute war das Video gelöscht. Sowohl in meiner Chronik als auch in ihrer. Offenbar von Facebook – denn meine Freundin wusste noch gar nichts davon.

Nun könnte ich schon verstehen, dass die Stadtsaal-Bediensteten aktiv geworden sind, weil keine Negativ-PR wollen – statt sich, wie es sich gehört, zu entschuldigen und eine Wiedergutmachung anzubieten. Oder verhindern wollen, dass es die Prinzipale (Lukas Resetarits? Oder wer?) erfahren. Aber nicht verstehe ich, dass es vielleicht gar Facebook war … das sich möglicherweise befürchtete juristische Konsequenzen ersparen will.

Bei meinem e-Book „(Über)leben in ,interessanten Zeiten‘ – leibseelische Balance unter Krisenbedingungen“ –  diese Woche ganz neu als gedrucktes Buch – musste ich im März auf „Befehl“ von Amazon alle Worte „Pandemie“ und „Covid-19“ durch andere ersetzen, vermutlich auch aus deren Vorsicht (oder Feigheit), eventuelle Klagen zu vermeiden – aber da gab es davor Kommunikation und ich konnte aus eigenem Willen entgegen kommen …

Dazu: In meinem ebenso diese Woche neuen Buch „Komme was da wolle … Krisenkompetenz“ schreibe ich, dass ich dafür bin, soziale Medien dem Medienrecht zu unterstellen – des Risikos bewusst, dass es dann Musterprozesse geben kann (hatte schon mal so einen, 1991, nachzulesen in meinem Buch „Tabuthema kindliche Erotik“). Aber dann werden die Güter gerichtlich abgewogen – und das höherwertige Gut – beispielsweise Aufzeigen von Gewalt – wird siegen gegenüber dem Bestreben der Konfliktgegner, in der Öffentlichkeit gut dazu stehen. Ich bin übrigens in dem damaligen Medienprozess in allen Instanzen durch Medienrichter Ernest Maurer (dem man immer FPÖ-Nähe nachgesagt hat) freigesprochen worden – mit der Begründung, als Frauenrechtlerin hätte ich eine politische Position vertreten, und das wäre höherwertig gegenüber dem Beleidigtsein desjenigen, den ich kritisiert hatte.