In der ZiB 2 heute sagte Pamela Rendi-Wagner, man werde sich eben daran gewöhnen müssen, dass Frauen entscheiden – Betonung auf „entscheiden“. Sie meinte damit wohl die SPÖ – denn in den Bundesregierungen entscheiden Frauen seit Ende der 1960er Jahre mit Sozialministerin Grete Rehor (ÖVP) als erster Ministerin. Oder Maria Schaumayer (ÖVP) als erster Nationalbank-Präsidentin und in zahlreichen Firmen auch, von den vielen Gewerbetrieben und Kleinunternehmerinnen ganz zu schweigen. Da könnte der Eindruck entstehen, es wäre die „rechte Reichshälfte“ – der ja auch die erste Bundeskanzlerin eher zuzuordnen ist – die Frauen besonders fördere – wie ja auch die „rechtsrechte“ mit der ersten Vizekanzlerin Susanne Riess und Nationalratspräsidentin Heide Schmidt.

Eigentlich hat bei Rendi-Wagners Satz das Wörtchen „auch“ gefehlt und zwar nach „Frauen“. Frauen entscheiden schon lange. Wenn ich an meine Zeit als (jüngste) Bezirksrätin und Landtagskandidatin in Wien Favoriten zurück denke, hatten wir damals Anfang der 1970er Jahre die erste Wissenschaftsministerin (Hertha Firnberg) und die Spitzenfrau des ÖGB (Maria Metzker) im Klub der Mandatare, dazu zwei Wiener Landtagspräsidentinnen (Maria Hlawka, Erika Krenn), und im Wiener Frauenkomitee, in das ich als Vertreterin des Vorstands der Jungen Generation kooptiert war, waren damals Staatssekretärin Gertrude Wondrak, die Spitzengewerkschafterinnen Hilde Seiler und Gabrielle Traxler, die spätere Staatssekretärin und damals Chefredakteurin der Zeitschrift „Die Frau“ Anneliese Albrecht – alles Frauen, die tagtäglich weit in die Zukunft reichende Entscheidungen trafen.

Der Unterschied zu heute liegt eher darin, dass Frauen in Spitzenpositionen in der westlichen Welt doch schon so zur Gewohnheit geworden sind, dass sie schwer zu toppen ist – aber die an Politik interessiert Gesellschaft ist sensibler geworden, wenn Frauen irgendwo fehlen … Gruppenbilder „mit Dame“, nämlich einer einzigen, werden von vielen Frauen – bekanntlich die Mehrheit der Bevölkerung – als strukturelle Gewalt empfunden. Umgekehrt höre ich immer wieder von Männern die gleiche Kritik, wenn ihnen eine Frau „den Job wegnimmt“. Wie wenn sie ein Anrecht auf alle Entscheidungsfunktionen hätten – die öffentlichen nämlich. Daheim sieht es oft anders aus. So erzählte mir unlängst eine meiner Verlegerinnen, dass ein geplantes Buch eines US-Psychiaters, den ich als Autor vermittelt hatte, nicht fertig geschrieben würde, weil seine Frau dagegen sei. Schade – er hätte einen ganz neuen Ansatz in der Sucht- und Gewaltprävention beschrieben.

Da fiel mir der Satz ein, den Maria Rauch-Kallat oft lachend zitiert: „Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine Frau, die ihm den Rücken frei hält — und hinter jeder erfolgreichen Frau steht nur zu oft ein Mann, der sie zurückzuhalten versucht!“
Diesen Satz kann man heute auch umdrehen – als Beispiel für zunehmende Geschlechtergerechtigkeit?