Zu den klassischen NLP-Methoden gehört die Arbeit mit Zeitlinien.

Die meisten Menschen sind darauf hin erzogen worden, kausal zu denken: Was war DIE Ursache für eine bestimmte Folge, von der aus bestimmt wird, wer „schuld“ ist, d. h. bestraft werden muss bzw. wer Schadenersatz zu leisten hat. Das hat vor allem damit zu tun, dass Eltern bei Missgeschicken schnell reagieren – und unter Zeitdruck neigt man dazu, die eigenen Kindheitserfahrungen zu wiederholen. Auf diesem „linearen“ Denken beruhen viele Strafbestimmungen aber auch Versicherungskonditionen etc. – und vor allem die üblichen Selbstrechtfertigungen: Es gibt immer jemand, dem man die Schuld in die Schuhe schieben kann. Die Frage nach dem eigenen Anteil bleibt dabei ausgespart …

Die Alternative dazu bildet das „komplexe“ Denken, bei dem fast gleichzeitig an alle Einflussfaktoren – also auch seelische oder mentale, nicht nur die physischen – miteinbezogen werden. In der therapeutischen Gesprächsführung wird dann beispielsweise „gedehnt“ formuliert: „Was könnte denn noch mitbestimmend gewesen sein?“ (und nicht schnell „verhört“ und damit die Person in Stress gebracht – was meist dazu führt, dass sie das antwortet, von dem sie glaubt, dass es beim Gegenüber „gut ankommt“). Um diese Art des komplexen (kybernetischen, systemischen) Denkens einzuüben, hilft es, ein Tortendiagramm zu zeichnen und in die einzelnen Tortensegmente die phantasierten Anteile hineinzuschreiben. (Es dürfen auch welche davon frei bleiben). Damit kann man auch Vergangenheit (Erfahrungen, Dynamiken usw.) und Zukunft (Wünsche, Ängste usw.) miteinbeziehen.

Gewalt beginnt dort, wo man jemand auf einen bestimmten Punkt auf der biographischen Zeitlinie „fixiert“, etwa indem man ihm oder ihr Verhalten in der Kindheit, Jugend, Lebensphase vorwirft, die vermutlich längst überwunden wurde – oder andernfalls klar zu legen, weshalb – wegen welcher Folgen – dieser Rückbezug sinnvoll ist (z. B. wenn eine unangenehme Folgeerscheinung korrigiert werden muss). In Paartherapien oder Mediationen hilft es, quasi vorab Vereinbarungen zu treffen, dass Erlebnisse VOR einem bestimmten Zeitpunkt nicht herbei geredet werden, und das, wenn es doch geschieht, sofort anzusprechen und freundlich zu stoppen. Dazu braucht man eigentlich keine professionelle Kommunikationshilfe – man muss nur so fair sein, jemand nicht auf seine Vergangenheit zu „etikettieren“. Eine Gegenstrategie dazu besteht darin, nachzufragen, wie oft man dieses Verhalten an den Tag gelegt hat anstatt aus Einmaligkeit Permanenz zu konstruieren. (Klassisches Beispiel: Bettnässen bei Kindern. In einer Therapie fragt man dann nach, „Jede Nacht?“ und dann „Die ganze Nacht?“ und dann „Ununterbrochen zwischen 2 und 3 h?“ und relativiert so die demütigende Definition, das Kind wäre „ein – permanenter – Bettnässer“.)

Eine andere Gegenstrategie wird dem deutschen Kanzler Konrad Adenauer zugeschrieben, der einmal elegant gesagt haben soll „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern, nichts hindert mich, weiser zu werden“.

Will man aber jemand sozial vernichten, dann richtet man die Aufmerksamkeit immer wieder auf den kleinen Zeitpunkt des Fehlverhaltens und macht eine „Brand“ (englisch für „Marke“, wörtlich Brandzeichen) daraus und damit ein Mem, das man immer wieder verbreiten kann.