In den letzten Tagen hörte ich von etlichen Verleger:innen die Klage, sie könnten Bücher weder nach- noch neu-drucken lassen, weil die Druckereien keine Papierreserven mehr hätten. Gleichzeitig flattern täglich zahlreiche Postwürfe von Lebensmittel-Großhändlern, OK, aber auch Möbelhäusern, Baumärkten und natürlich Spendensammlern ins Haus, und ich frage mich: Dafür scheint also genug Papier dazusein – und das in der Zeit des Lockdowns, in dem man ohnedies nur bedingt außer Haus darf. Und wo viele schon seit langem über Reizüberflutung klagen …

Und meine Buchhändlerkolleg:innen – ja, ich habe nicht nur einen eigenen Verlag, sondern auch einen Buchhandelsgewerbeschein und betreue meine Stammkundenschaft selbst – appellieren, man möge doch bei ihnen bestellen und nicht bei Amazon, man sende ebenso zu oder liefere „übers Fenster“ aus, womit man noch mehr die Umwelt schonen könne.

Dass „die Umwelt“ genauso ein „Lebewesen“ ist wie wir selbst und daher auch Hygiene braucht, ist vielen nicht bewusst. Das liegt auch an der tendenziösen Übersetzung „… füllet die Erde und machet sie euch untertan“ (1 Mose 1,28), denn, wie mir meine Hebräisch-Nachhilfelehrerin während meines Studiums der evangelischen Fachtheologie erklärte, könnte man diese Textpassage auch mit „pflegt und bewahret sie“ übersetzen. (So schreibt auch der jüdische Wiener Religionsphilosoph Pinchas Lapide (1922–1997) in seinem Buch „Ist die Bibel richtig übersetzt?“ (Gütersloher Verlagshaus 2004/082, S. 32): „Kein Wunder, dass die Italiener das Sprichwort ,TRADUTTORE – TRADITORE‘ geprägt haben, das jeden Übersetzer zum Verräter stempelt – entweder gegenüber der Grundsprache oder der Zielsprache …“)

„Sind wir noch zu retten?“ lautet auch der Titel des Buches von Umweltmediziner Hans-Peter Hutter und ORF-Journalistin Judith Langasch (Orac 2021) – das wohl beste Weihnachtsgeschenk für alle, die umweltbewusster leben wollen. Da geht es nämlich nicht nur um Verantwortung für das Überleben unseres Planeten, sondern darum, worauf wir zugunsten unserer Gesundheit achten sollten, vom allgegenwärtigen Plastik über Feinstaub und Pestizide bis zu Lärm.

Lärm macht aggressiv – und das beginnt wohl wieder demnächst mit der Dauerberieselung mit Weihnachtsliedern, auch daheim. Manche drehen durch, wenn sie Kindergesang (vom Kindergarten im Gemeindebau) oder Kindergebrüll bei Sportspielen im Hof hören – aber wenn eine misshandelte Frau in der Nachbarwohnung schreit, drehen sie sich weg.