Nun sind also endlich auch „unbefugte“ Bildaufnahmen – und damit auch das „upskirting“, das Filmen unter den Rock (oder auch Kilt!) – strafrechtlich verboten: § 120a StGB ist mit 1. Jänner 2021 in Kraft (Kurier, 22.01.2021, S. 23) – und mit bis zu sechs Monaten Haft verpönt – und Verdoppelung wenn derartige Aufzeichnungen veröffentlicht wurden.

In den 1950er Jahren, als nackte Brüste in den Kino-Schaukästen noch mit schwarzen Balken verdeckt werden mussten, war es ja verständlich, dass Heranwachsenden die Augen herausfielen, wenn sie irgendwo einen Busenblitzer zu sehen erhofften (ich erinnere an das legendäre Foto von Jayne Mansfield: Sophia Loren and Jayne Mansfield in a restaurant Photo Print | Fruugo AT), und bei ein paar verklemmten Oldies mag das auch heute noch so sein … aber bei jüngeren Männern, die bereits nach der „sexuellen Befreiung“ der späten 1960er Jahre aufgewachsen sind?  Es können doch wohl nicht alle psychisch krank sein?

In der von mir bevorzugten Methode der gelenkten emotionalen Regression zur Urszene – darunter verstehe ich im Gegensatz zu Sigmund Freud das Erlebnis, in dem sich die Erregung im „Komplex“ verdichtet hat und auf Wiederholungen drängt – kommen in der Erinnerung verwirrende, oft traumatische Erfahrungen hoch wie beispielsweise bei einem Grundschüler, der die Eltern beim Geschlechtsverkehr filmen musste und später an diese Inszenierung fixiert war (bis er sich eben dank dieser Methode von seinen Zwangshandlungen befreien konnte).

Vermutlich sind es in der Vielzahl aber eher Männer, die als quasi „Unsichtbarer“ die geheime Macht des wertenden Kontrollblicks genießen wollen und die Macht, damit quasi das Objekt der Begierde zu besitzen.

Von der Zwangshandlung zum Sammelzwang ist ja nur ein kleiner Schritt – und der wurde mit der Bereicherung durch Filmkameras und Handies (ganz im Sinne des beflissenen Famulus Wagner in Goethes „Faust“ mit seiner „Weisheit“, „Was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen“) auch für Otto Normalverbraucher umsetzbar: Man besitzt das Foto an Stelle der unerreichbaren Weiblichkeit.

Im Klartext handelt es sich um eine Form von mentalem Vampirismus: Statt in eine Austauschbeziehung zu einer Person einzutreten, für die man sich wirklich interessiert,  wird von ihr ein „Abzug“ gemacht – und nicht einmal von der ganzen Person, sondern nur von einem Teil. So wie ich immer sage, „Ein Dieb sieht von einem Heiligen auch nur die Taschen“, zeigen diese Männer mit ihrem Symptom, dass da was mit dem Töpfchentraining bzw. der Reinlichkeitserziehung („Herbstlaubunterhosen: vorne gelb und hinten braun“) schief gelaufen ist.

Was wiederholt wird, ist in diesem Fall der kontrollierende Blick der Mutter der frühen Kindheit (2. Lebensjahr) – und die Umwandlung der Angst vor deren Kritik in einen zurück geholten Triumph über alle (potenziellen) Mütter der eigenen kleinen Welt.