Es wäre wichtig etwas zu den Vertuschungsversuchen mancher Gastro-Unternehmer (und deren Polit-Freunden) zu schreiben, drängen mich etliche AbonnentInnen meiner „Briefe gegen Gewalt“. Finde ich auch – nur sehe ich diese sogenannte Vertuschung sehr differenziert.

Einer meiner Standardsätze lautet: Was redlich ist, kann man bereden (gleicher Wortstamm!) – und was nicht redlich ist, sollte man gar nicht andenken.

Zuerst sehe ich daher einen Unterschied, ob jemand von vornherein plant, etwas Unredliches zu tun (wie beispielsweise bei sexueller Ausbeutung von Abhängigen in der Familie, in der Kunst, im Sport … und leider überall) und dazu schon abstreitende, verwirrende, verunsichernde oder drohende Argumente vorbereitet – oder ob jemand quasi unvorbereitet (egal aus welchen Gründen, mangelnde Problemsicht etwa oder subjektiv „höherwertige“ Güter wie Profitstreben) in eine „hochnotpeinliche“ Situation geraten ist und nun „sein Gesicht wahren“ oder „seinen Kopf retten“ will.  Beides schädigt – nicht nur die eigene Würde sondern auch die Gesundheit aller anderen.

Ein anderer meiner Standardsätze lautet nämlich: Das was krank macht, ist die Lüge – das, was heilt, ist die Wahrheit.

Fast alle Menschen kennen Situationen aus ihrer Kindheit, in denen sie von sogenannten Erziehungsberechtigten (in Wahrheit eher Droh- und Strafberechtigten) verhört und eingeschüchtert wurden – und versucht hatten, sich aus dieser Notlage „heraus zu reden“. Wenn sie später wieder in eine ähnliche Situation geraten, pflegen sie spontan zu reagieren, wie damals als Kind. Lügen – und auch sich selbst zu belügen – dient der Angstabwehr. (Und der dienen ebenso Witze – wie die früher zahlreichen Comics vom spät heimkehrenden Ehemann und hinter der Eingangstür lauernden Gattin mit Nudelwalker – einem klassischen Bild von „verkehrter Welt“, was häusliche Gewalt angeht – aber einer realen Symbolisierung der männlichen Angst vor einer anklagenden Mutterfigur. Übrigens: Auch „die Medien“ sind ein – lobendes oder strafendes – Mutter-Symbol!)

Ausreden können als Flucht in eine Scheinwelt angesehen werden: Man redet sich die Realität „schön“. „Corriger la nature“ heißt es irgendwo bei Ferdinand Raimund, wenn ich mich recht erinnere … wie kleine Kinder eben, die oft Phantasiegestalten erfinden, denen sie die Schuld am eigenen Fehlverhalten zuschieben. Erwachsene buchen dafür Experten für Krisen-PR (da zähle ich mich auch dazu, daher weiß ich so viel darüber), und da gilt es, den Mut zur Wahrheit – die bekanntlich „dem Menschen zumutbar“ ist (Ingeborg Bachmann) – der in der Kindheit zerstört wurde, wieder aufzubauen und – vorzuleben.

In „Star wars“ sagt Großadmiral Thrawn, „Anyone can make an error, but it does not become a mistake … until you refuse to correct.” Frei übersetzt: Irren kann sich jeder mal – ein Fehler wird es erst, wenn man sich weigert zu korrigieren.