Als ich ein Volkschulkind war, ergötzte ich mich an dem Gedichtlein „Finster war’s, der Mond schien helle, Schnee lag auf der grünen Flur, als ein Wagen blitzesschnelle langsam um die Ecke fuhr. Drinnen saßen stehend Leute, schweigend ins Gespräch vertieft, als ein totgeschoss’ner Hase auf einer Sandbank Schlittschuh lief.“ Ob es noch weiter ging, weiß ich nicht … aber daran musste ich heute denken, als ich am Mittwoch (09.02. 2022) im KURIER auf Seite 21 den Artikel „Brennende Fragen nach Handydaten“ las.

Kurzer Inhalt des Berichts: Die Staatsanwaltschaft Wr. Neustadt lehnte die Auswertung der Mobilfunkdaten zur Ausforschung der möglichen Verursacher der Riesenbrandkatastrophe in Hirschwang an der Rax vom Herbst 2021 auf Grund der minderen Strafdrohung (bis zu einem Jahr bei Fahrlässigkeitsdelikten) ab. Es wurde also offenbar nur vom Achtsamkeitszustand der möglichen Verursacher ausgegangen – aber nicht von den Folgen. Diese waren: 13 Tage lang mussten 9.000 Einsatzkräfte gegen den Riesenbrand ankämpfen, 14 davon erlitten Verletzungen, der Forstschaden wird mit 30 Millionen Euro beziffert – von den Ängsten der im Nahumfeld betroffenen Bevölkerung ganz zu schweigen (und auch der ferneren: ich beispielsweise war in meiner Vorschulzeit bei einem meiner Onkel, Förster in Naßwald, im Höllental auf Besuch und erinnere voll Liebe diese Gegend, und habe mitgefühlt, mitgelitten und mitgezittert).  Und da rede ich noch nicht an die großflächige Beschädigung des Gesundheitsareals, von dem auch Teile des Wiener Wassers stammen und des „genius loci“ – des „spirituellen Geistes des Ortes“. In meinem Theologiestudium ging die Alttestamentlerin mit der Seminargruppe der Lehrveranstaltung „Heilige Berge“ auf die Rax!

Gleichzeitig sind derzeit die Tageszeitungen voll von Berichten, dass andere Staatsanwaltschaften private Handydaten auf der Suche nach möglichen Beweisen für unterstellte Korruption durchforsten – Ergebnis: Zitate von emotionalen „Ausrutschern“. Außerdem: Überlegungen oder Bewertungen sind noch keine stichhaltigen Indizien.

Stimmen da die Dimensionen noch? Frage ich mich, und: Sollte nicht die mit großem Aufwand gepflegte natürliche Umwelt – erste Trägerin der sozialen Gesundheit! – einen höheren Schutzwert haben als „höfliche Sprache“ (wir sind ja nicht mehr „bei Hof“!)?

Vielleicht sollte die Wortneuschöpfung „Ökozid“ – Mord an der Umwelt – zumindest die gleiche Aufmerksamkeit erhalten wie der von mir als aus den USA importierter politscher Kampfbegriff kritisierte Neologismus „Femizid“? (Ich kritisiere nur die Bedeutungsgebung, Femizid heiße Mord an Frauen, „weil sie Frauen sind“, und schließe mich der Psychiaterin Heidi Kastner an, die in diesen Fällen von „Hinrichtungen“ spricht, und arbeite seit genau 45 Jahren wissenschaftlich wie praktisch an pädagogischen Lösungen, wie diese Untaten verhindert werden könnten.)

Es braucht wohl neue Gewichtungen nach den Folgen – nicht nur den materiellen nach den Kosten, sondern vor allem auch der mentalen – nach all dem, wofür wir alle uns verantwortlich fühlen und wofür wir Verantwortung einfordern.

Immerhin heißt es in unserer Bundesverfassung: Das Recht geht vom Volke aus.