Mit dieser Wortschöpfung habe ich (in meinem Buch „Madonna UND Hure“ 1997, vergriffen) eine Methode der unterschwelligen Abwertung von Frauen bezeichnet, die darin besteht, dass man sie weit unter ihrem gesellschaftlichen Status behandelt – beispielsweise indem man sie unerlaubterweise duzt oder als letzte nach allen Männern begrüßt … So beobachte ich auch immer wieder mit Interesse, welche Personen ORF-Anchor-Man Armin Wolf mit ihren akademischen Graden anspricht und welche nicht – auch so eine Geste des subtilen Respekts bzw. der Respektsverweigerung.

Mir ist so etwas heute wieder einmal widerfahren: Zuerst sprach mich der – wesentlich jüngere – Mann mit „Gnädige Frau“ an, und ich bat ihn, das nicht zu tun, denn wir wären ja in einem Berufsgespräch und diese Anrede passe nur bei einer privaten Einladung zu mir, z. B. zum 5-h-Tee – die ich bei dieser Gelegenheit gleich ausspräche. Darauf folgte die zweite Runde mit verbalem Tiefschlag: Nun sprach er mich mit „Frau Pfarrerin“ an – und ich gab es auf; er wollte mich offenbar vera…schen, denn wir waren weder in (m)einer Kirche, noch in einem liturgischen Kontext, vermutlich ist er auch kein Protestant sondern Katholik (und hat daher vielleicht auch etwas gegen Frauen in Priesterfunktionen) und daher entschloss ich mich – entsprechend meiner eigenen Empfehlung (siehe mein Buch „Die Tao-Frau – Der weibliche Weg zur Karriere“, C. H. Beck, S. 122) – den „Fehdehandschuh nicht aufzuheben, sondern elegant darüber hinweg zu steigen … Da ich mein Jus-Doktorat Anfang der 1960er Jahre erarbeitet habe, und damals gesetzlich vorgeschrieben „Dr.“ untrennbarer Bestandteil des Namens wurde, war das ein deutlicher Verweis an den „Aschenherd“ wie im Märchen von Cenerentola / Cinderella, die nicht und nicht mit auf den Ball darf.

Eine halbe Stunde später diskutierte ich dann mit einer Soziologin über dieses Thema: Die 43jährige war von einem (vermutlich in etwa gleichaltrigen, persönlich unbekannten) Fachhochschul-Lektor, den sie telefonisch interviewt hatte, zum Du-Wort „überrumpelt“ worden, weil „er es so gewohnt sei“, und hatte sich nicht gewehrt – weil sie höflich sein wollte.

In dem Buch „Macht ohne Ausbeutung“ des österreichstämmigen franko-amerikanischen Transaktionsanalytikers Claude Steiner (1935–2017) gibt es ein Kapitel, in dem der Autor mit seiner Freundin, ebenso Psychotherapeutin, für ein abendliches Ausgehen einen Rollentausch vereinbart. Als sie, zwar charmant, aber zunehmend immer dominanter wird, alles allein und über seinen Kopf hinweg entscheidet, wird er immer verunsicherter … und zuletzt ist es ihm auch nicht mehr möglich, ihren sexuellen Forderungen zu „dienen“.

Vermutlich wollen selbstunsichere Männer mit den genannten Methoden Frauen erstens zwecks eigener Selbsterhöhung abwerten, zweitens daran hindern, beruflich erfolgreich zu sein, und drittens noch Fürsten-Spaß als Heilmittel gegen eigenen Frust aus hierarchischem Diener-Sein haben. Tatsächlich beweisen sie aber nur zeit-ungemäße soziale Inkompetenz.