Die Sozialhelfer, die Hilfsgüter gegen Sex tauschen, der Lehrer, der für Sex bessere Noten verspricht, der Kontrollor, der – geheim, geheim – von Strafe absehen könnte wenn frau täte, was er wolle (Erfahrung einer Klientin), aber auch der Opa, der an seiner Enkelin und ihren Freundinnen herumfingert – was ist es, das sie zu Gesetzesbrechern und mehr noch, Gesundheitsschädlingen werden lässt?

Sie hätten dem „Reiz“ nicht widerstehen können, lautet meist deren Verteidigung, und die einen berufen sich dann auf Kleidung oder Nichtkleidung (unbedeckte Haare!) oder aufreizendes Verhalten, und die anderen behaupten, es hätte ja keinen Widerstand gegeben – wie wenn der so einfach wäre gegenüber einer „Autoritätsperson“.

Autorität wird auf Grund unterschiedlicher Eigenschaften eingefordert: Alter, Wissen, Geld, Macht und dazu zählen auch Körperstärke, Beziehungen und – Bosheit. „Wenn man einen Hund prügeln will, findet man einen Stecken“, weiß der Volksmund, und wenn man jemand einschüchtern will, dann findet sich analog die passende Drohung (oder umgekehrt eine effiziente Versprechung). Aber hinter dem allen steckt ein geistiges Bild – ein Vor-Bild. Früher war das ein Beispiel aus Roman oder Märchen, Legende oder Sage, das die Phantasie angeregt hat, oder man hatte jemand etwas erzählen gehört. Heute werden die Bilder quasi als sichtbare Anleitung über die Medien geliefert. In beiden Fällen bleiben diese „Meme“ (d. s. geistige Inhalte, die kommunikativ im „Mem-Pool“ analog Genen im „Gen-Pool“ weiter verbreitet werden) üblicherweise unkommentiert: Es wird angenommen, dass man „eh weiß, dass sich das nicht gehört“.

Wenn man etwas „Ungehöriges“ tut, steht man zumeist unter Stress – und auf diesen Adrenalinausstoß kann man süchtig werden. (Etwas Ähnliches geschieht u. a. im sogenannten „Geschwindigkeits-Rausch“, Betonung auf Rausch. Man spricht dann auch von „Adrenalin-Junkies“.) Manche depressive oder abgestumpfte Menschen suchen diesen Kick, um sich wenigstens in dieser Grenzverletzung lebendig fühlen zu können. Andere sozial gehemmte suchen gezielt nach unterlegenen, schwächeren, unwissenderen und abhängigen Menschen, um sich im Kick der Überlegenheit suhlen zu können – oder das Bewusstsein ihrer eigenen Schwäche und Unbedeutsamkeit abzuwehren. Der Schritt über die nächste Grenze – der Grenze zur Folter – ist ein winziger (es sei an das Gefängnis von Abu Grhaib erinnert! Und an die NS-Vernichtungslager.) und meist ein gemeinschaftlicher, einer fängt an und die anderen wollen ihn „überbieten“ und oft wird dieser Schritt in die Unmenschlichkeit durch gröhlendes Gelächter begleitet, denn niemand wagt es zu protestieren und die Wahrheit zu sagen: „Halt – merkt ihr nicht: Wir sind dabei, zu Bestien zu werden!“.

Das ist das Kalkül der Täter: Dass niemand wagt, ihnen zu widersprechen oder auch körperlich Widerstand zu leisten, weil „die Gruppe“ – mitgehangen, mitgefangen – ohnedies alles abstreiten wird. Und weil die Allgemeinheit, wenn dieser ganze Sozialmüll hervorquillt, bald jammern wird, man solle damit aufhören – „so arg kann es doch nicht gewesen sein“ (weil sie nicht aushält, was die Opfer aushalten mussten).

War es aber.