Und schon wieder: [Toter bei Brand: Verdacht des Mordes – wien.ORF.at] – und es wird bereits vermutet, dass die greise pflegende Ehefrau der unerträglichen Situation ein Ende setzen wollte.

Genau deswegen haben mein älterer Sohn Roman, Psychosozialer Berater und Diplommediator, und ich das Buch „Pflegen – ohne auszubrennen“ geschrieben (aaptos Verlag, Juli 2022 – bestellbar bei uns) – haben wir doch beide Erfahrung als „pflegende Angehörige“ und wissen, wie es sich anfühlt, wenn man glaubt, nicht mehr zu können – oder zu wollen.

Wenn professionelle Pflegekräfte an ihre Grenzen geraten – wie ich es aus jahrelanger Beratung, Unterricht und Supervision in Krankenhäusern und Rehab-Zentren, aber auch von den großen caritativen Einrichtungen oder in meiner Privatpraxis kenne – können sie heim, in Urlaub oder auch in Krankenstand gehen. Angehörige können das nur, wenn ein Sozialversicherungsträger so ein Angebot finanziert und Ersatz vorhanden ist – aber den gibt es meist nicht, wie wir im Buch schildern. Als ich noch Mitglied im Wissenschaftsbeirat des Fonds Gesundes Österreich (FGÖ) war, wie auch in der Jury des NÖ Gesundheitspreises, gab es ja auch solche Initiativen, und die habe ich immer befürwortet.

Wer immer ein Auto besitzt, weiß, dass es nicht nur immer wieder aufgetankt werden muss, sondern auch regelmäßig ein umfassendes Service braucht – und dass man es nicht zuschanden fahren darf. Dabei ist ein „Kraftfahrzeug“ nur ein Apparat ohne Seele – und kein Mensch, der Aggression, Drohungen, Ekel aber auch falsches Lob aushalten muss.

Deswegen haben wir das Buch geschrieben – um zu erklären und anzuleiten, wie man mit „Energie“ umgeht – der eigenen wie der der pflegebedürftigen Personen, egal, wie das Naheverhältnis ist. Denn was man bei einem zweijährigen Kind oft schon schwer erträgt, ist bei einer „regredierten“ (d. h. auf ein früheres – oft sehr frühes – Entwicklungsstadium zurückgefallenen) Person viel schwerer, vor allem, wenn man sie immer als Kraftperson erlebt hat.

Wenn wir an unsere Grenzen der Belastbarkeit geraten, hilft nur Selbsterkenntnis und die „Entscheidung“ zwischen all den vielen Möglichkeiten, Hilfe zu beanspruchen; die, sich auf ewig von der Situation zu befreien, ist die schlechteste – aber das weiß man nicht, wenn man abrupt in eine Psychose gerutscht ist.

Genau das aber gehört schon in den Biologie-Unterricht: Wissen, wie sich Stimmungen und Antriebe verändern können, und woran man das frühzeitig erkennen kann … und überhaupt Wissen um Neurotransmitter und Hormone. Deswegen bin ich auch eine vehemente Verteidigerin des „Schulspiels“: Die dramatische Weltliteratur ist voll der Beispiele von Menschen in Ausnahmesituationen – und bietet Gelegenheit, „Wissen aus Nachahmung“ ins einfühlsame Langzeitgedächtnis zu verankern (wie es ja auch Schauspieler:innen tun).

Dann erkennt man vielleicht auch besser, wenn jemand in die dunkle Spirale abzugleiten droht – und holt ihn oder sie raus, indem man gezielt ein bisschen von der eigenen Energie abgibt – und das geschieht bereits, wenn man nur mit offenem Herzen zuhört oder – mitfühlt (und das alles aushält – aber das kann man einüben).