Da schmeißt eine 80jährige nach einem Streit mit ihrem Lebensgefährten dessen 10 Monate alten Hund aus dem 7. Stock, während der Pensionist … fernsieht (https://wien.orf.at/news/stories/2968166).

Da schleudert ein 20jähriger den Hund seiner Bekannten, auf den er während deren Berufsausübung aufpassen sollte, gegen die Wand, tritt ihn, würgt ihn und taucht ihn ins WC  – und schickt das Ganze als Video dem Frauchen (https://wien.orf.at/news/stories/2967787).

„Wie gibt es denn das?“, wurde ich gefragt, und „Was denken sich die denn dabei?“

Diese „Dynamik“ kann ich aufklären. Auch mir sind im Laufe meiner nunmehr über 50jährigen Berufspraxis mehrere solcher Miss-Handlungen bekannt geworden, und immer waren es Partnerpersonen, die damit drei Ziele erreichen wollten: Erstens wollen sie sich von dem Gefühl der Hilflosigkeit befreien. (Im aktuellen ersten Fall wollte die Frau Geld zurück gezahlt bekommen, im zweiten hatte der junge Hund ins Zimmer gemacht.) Zweitens wollen sie ihr Macht zurück erobern und demonstrieren (deswegen Handlungen, für die es Publikum geben muss), und drittens wollen sie der Person, die sie für ihre Hassgefühle verantwortlich meinen, „das Liebste“ kaputt machen (den Fernseher, den Hund).

Dieses Motiv, „Ich nehme dir, was du lieber hast als mich!“ ist relativ gut in Fällen erforscht, wo Jugendliche die Autos ihrer Eltern kaputt fuhren: Dort, wo Besitz und Erwerb wichtiger ist als Aufmerksamkeit, Zuwendung, Verständnis.

In Franz Grillparzers Trauerspiel „Medea“ wird dies verdeutlicht, wenn die titelgebende „wilde“ Königstochter und Zauberin ihre Kinder tötet, nachdem sie der ungetreue Jason zugunsten der „sanften“ Kreusa verlassen hat und nicht einmal auf ihr Flehen „Jason, ich weiß ein Lied …“ reagiert, mit dem sie ihre unbeachtete andere, zarte Seite zeigen will.

Und dann  gibt es noch etwas Viertes: die Unfähigkeit, Wut, Zorn oder Ärger anders aus-zu-drücken als durch blinde (d. h. unbedachte) Gewalt. Dort liegt die Lernaufgabe – aber um diese zu bewältigen, muss man sich selbst erst in der Gefühlsverstrickung wahrnehmen können (statt anderen die „Schuld“ zuzuschieben!) – und Alternativen einüben (vom Holzhacken bis zum – Reden!).