In meinem Buch „Heilkraft Humor“ habe ich versucht, die wesentlichen verschiedenen „Äußerungen“, die als witzig verteidigt werden, zu differenzieren, und dazu in Erinnerung gerufen: Schon Sigmund Freud hat in seiner diesbezüglichen Abhandlung Witze als tendenziöse von nicht tendenziösen unterschieden. Erstere wollen beschädigen, verletzen, vielleicht sogar sozial vernichten – letztere hingen sind „nur“ lustig ohne tiefere Bedeutung, oft sogar albern (wie beispielsweise die seinerzeitigen Häschen-Witze).

Schwierig wird es bei Satire. In meinem Buch habe ich auf Böhmermanns Erdogan-Lied Bezug genommen, das ich extrem geschmacklos gefunden habe. Ebenso finde ich die Aufforderung „Tötet Baby-Hitler“, nämlich Sebastian Kurz, extrem degoutant. (Und die Verteidigung, das wäre klarerweise keine Hetze, weil Mord ja verboten sei, erweist sich als Beleidigung für die Intelligenz des Publikums, das ja tagtäglich von Morden liest und hört.)

Satire darf überzeichnen – daran soll man ja erkennen, dass es Satire ist. Sie darf auch hart an Beleidigungen heranschrammen – aber sie muss dazu nicht von Hass erfüllt sein, sondern die lockere Leichtigkeit haben, die identifizierte Zielperson als Person nicht zu entwürdigen. Verhalten hingegen darf durchaus geächtet werden. Bei „anonymen“ Gruppen ist das anders, weil da keine Einzelperson geschädigt wird – allerdings disqualifiziert man sich selbst, wenn man nur mehr Dreck schleudert, wo ernsthafte Kritik zielführender wäre.

Vor diesem Hintergrund finde ich Florian Scheubas ach so witzige Ergänzung zu dem Satz aus der Trauerrede von Josef Dörfler zu Jörg Haiders Tod,  „Die Sonne ist in Kärnten vom Himmel gefallen“, „mit 142 km/h, 1,8 Promille und noch wärmer als man zuvor geglaubt hatte“ (https://www.servus.com/de/p/Scheuba-postet-gegen-Haider/SA002P9N/) (als Musterbeispiel übler Nachrede. Mir geht es nicht um mangelnde Pietät – diese wurde bereits kritisiert. Mir geht es um mangelnde Rücksicht auf die Familie, die einen schockierenden Unfalltod zu verarbeiten hatte und nun wieder hat. Und mir geht es darum, diese listige homophobe Doppelmoral deutlich abzulehnen, sich einerseits als aufgeklärt und diskriminierungsfrei darzustellen und sich hinterrücks diskriminierend lustig zu machen. Noch dazu über einen Toten, der keinen Wahrheitsbeweis einfordern kann – und den Herr Dr. Scheuba (den ich übrigens in meinem oben zitierten Buch für seine ethische Positionierung gelobt habe, deswegen erschüttert mich sein Tweet ja so!) ja nur erbringen könnte, wenn er selbst „part of the game“ gewesen wäre … denn zugeschaut wird er ja wohl nicht haben, oder?