Wer erinnert sich noch an die Proteste der weiblichen Filmstars gegen die High-Heels-Pflicht für den Roten Teppich bei den Filmfestspielen von Cannes 2015 [Filmfestspiele Cannes – Aufregung über High-Heels-Pflicht | Tiroler Tageszeitung Online – Nachrichten von jetzt! (tt.com)]? Oder an Großbritannien, als manche Arbeitgeber (entgegen ihrer Fürsorgepflicht, die ja generell auch die Fußgesundheit umfasst) Frauen die Absatzhöhe vorschreiben wollten? Oder an die Aufregung im Blätterwald, als die seinerzeitige Verkehrsministerin Monika Forstinger umgekehrt ihren Mitarbeiterinnen das Tragen von High Heels wegen des Klapperns untersagte? [Streit um High-Heels-Dresscode | kurier.at]

Nun scheint die Gleichberechtigung auch diesen Nebenschauplatz des traditionellen Sexismus der Kleidungsgebote für Frauen auch die Männerwelt erreicht zu haben: Seitdem sich politische Gegner über Shorts und Herrenhandtasche von Außenminister Alois Mock 1987 in Jordanien [Stilikonen und Modesünder – Kleiderwahl der Politiker | Nachrichten.at] mokierten, blitzte das Thema erst wieder bei den unschuldsweißen Sneakers von Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein bei seiner Angelobung auf … um jetzt Generalmajor Rudolf Striedinger wegen seines Kampfanzugs zu bombardieren [Rudolf Striedinger ist ein gut getarnter Krisenkoordinator – Diskurs – derStandard.at › Diskurs] – wobei auffällt, dass der glossierende Standard-Autor Sebastian Fellner den Stabschef von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner gleich zweimal vom Generalmajor zum Generalleutnant upgegradet hat – in der GECKO-Funktion ist er es ja schon übergeordnet – sein Wort in Gottes bzw. der Ministerin Ohr.)

Glückliches Österreich, das sich in Pandemie-Zeiten nur über Outfits erregt, statt über gesundheitsschädliche physische und psychische Inputs! Damit meine ich etwa unverantwortliche Medikationsvorschläge von offenkundig parteipolitisch abgestimmten Politiker:innen – oder Angstmache, Feindbildaufbau, Hetz- und Gewaltaufrufe.

In Psychiaterkreisen wird manchmal gescherzt, wodurch unterscheide sich der Arzt vom Patienten und die Antwort lautet: Ersterer hat den Schlüssel. Da ist zwar nur der materielle gemeint, tatsächlich hat er aber auch den intellektuellen: Er oder sie kann mittels seiner Fachsicht erkennen, welche Handlungen Veränderungen bringen.

Bei militärischen oder paramilitärischen Fachleuten ist es genau diese Kenntnis, die den nationalen wie auch internationalen Überblick in Krisenlagen und die Koordination der Not-wendigen Maßnahmen fördert. Deswegen sind Offiziere heute auch oft gesuchte Berater in Wirtschafsunternehmen: Sie denken nicht nur ein oder zwei, sondern viel mehr Schritte voraus und bedenken für jeden Schritt auch die möglichen Konsequenzen.

In diesem Zusammenhang möchte ich an den klugen Artikel von Irene Brickner im Standard vom 09.02.2017 erinnern („Burkaverbot trifft alle“, S. 12), in dem sie weitblickend an die nicht bedachten möglichen Konsequenzen von Verhüllungsverboten erinnerte.

Kleidungsgebote oder -verbote aktivieren fast bei allen Gedächtnisspuren aus der frühen Kindheit, als die elterliche „Autorität“ vorschrieb, was sich gehört und was nicht – und wie bei kleinen Kindern folgt unbewusst die gleiche Reaktion wie damals: Die „Braven“ passen sich stumm an, die „Schlimmen“ verweigern (oder verbessern!) und kämpfen gegen die jeweils Anderen – und dazu gehört auch spotten.

Nachtrag vom 09.01.2022 (einen Tag nach der zitierten Standard-Glosse und Schreiben meines „Briefes“):
Im heutigen KURIER-Interview („Ein Lockdown ist kein Allheilmittel“, S. 4) stellt Bundeskanzler Nehammer klar: „Die Uniform, die Generalmajor Striedinger trägt, ist der alltägliche Dienstanzug der Soldaten in Österreich. Dadurch entsteht auch eine Identifikation mit der Truppe, die die Gesundheitsbehörden in vielen Bereichen unterstützt.“, und weiter: „Warum ist Generalmajor Striedinger so wichtig? Weil die Führungskompetenz des Bundesheeres in der Gecko abgebildet ist.“ Genau.

Und in diesem Zusammenhang: Ich bedanke mich erneut postum bei Major Simon Wedenig, der mich, damals Jus-Studentin und noch bei meinen Eltern in Wr. Neustadt wohnhaft, in vielen Privatissima in der MilAk mit strategischem Denken vertraut gemacht hat – heute eine meiner größten beruflichen Stärken.