Am 2. August zeigte der ORF „Am Schauplatz“ eine Dokumentation zum Thema „Wenn Männer Frauen schlagen“; sie enthielt einige der wesentlichen Aspekte dieser leidigen Gewaltform – und bewies unter anderem auch das Phänomen, dass Personen, die psychologische oder psychotherapeutische Betreuung in Anspruch nehmen, dann die Psychosprache ihrer Berater_innen übernehmen. (Das Gleiche kann man auch bei sexuell ausgebeuteten Kindern beobachten: Sie verlieren ihre spontane Ausdrucksweise, wenn sie durch Befragungen fachkundiger Personen neue Sprachformen kennen lernen – Betonung auf „lernen“.)

Es gibt mehrere Theorien über die Entstehung von Aggression und Gewalt (nachzulesen in meinem Buch „Gewaltprävention im Alltag“), beispielsweise die „Triebtheorien“, die „Frustrationstheorien“ und die „Lerntheorien“. Letztere besagen, dass Aggressionsverhalten von Vorbildern „abgeschaut“ wird. Wenn man damit Erfolg hat – keinen ernstzunehmenden Widerstand erfährt – wird es immer wieder nachgeahmt. Wenn auch heute diese Vor-Bilder überwiegend aus Film und Fernsehen stammen, so sind Übergriffe, Prügelorgien bis Mordstaten gegenüber Personen, die man angeblich liebt, dort gegenüber den privaten Erfahrungen aus der Herkunftsfamilie in der Minderzahl. (Hier wäre eine wissenschaftliche Studie sinnvoll, um Quantität und Qualität z. B. im Laufe eines Monats zu erheben – allerdings wird sie vermutlich keine Finanzierung finden, weil potenzielle Geldgeber sicher glauben, Verbote allein würden genügen, um Taten verhindern.)

Verbote wirken nur, wenn man erstens den Sinn begreift und anerkennt – „logisch“ (im Sinne der „Goldenen Regel“ Matthäus 7, 12) ist da gar nichts, denn logisch bedeutet im urtümlichen Verhaltensbereich, das zu tun, was die eigenen Ziele fördert. Die Ziele der Gesellschaft sind da egal – und zweitens, dass man die eigenen Wurzeln der Gewalt erkennt und zu steuern weiß. Das erfordert aber auch wiederum „Modelle“. Jede Konfrontation in einer Situation, in der Gewalt problemlösend wäre – jede Benachteiligung,  jede Verletzung der Selbstachtung, jeder Ärger – ist eine Übungsgelegenheit. Solche Vorbilder gehören in die Medien – aber auch in Elternschulungen, Berufsanleitungen … eben überall hin.

In dem ORF-Beitrag wurde korrekt auf Despotismus und andere Machtansprüche schlagender Männer hingewiesen. Was nicht deutlich entschlüsselnd angesprochen wurde, ist die Strafwut: So wie Eltern oft schlagen, wenn ein Kind nicht „folgt“ (wobei vorausgesetzt wird, dass schon die Kleinsten wissen, was sie sollen! Aber wie sollen sie das wissen, wenn es ihnen niemand kindgerecht im Tun und Erklären vermittelt!), schlagen sprachunfähige Erwachsene, wenn sie sich nicht respektiert fühlen. Die Wurzel der Gewalt ist immer der Vergleich: Man hat ein geistiges Bild, wie es zum eigenen Wohlfühlen sein sollte, und die Realität entspricht dem nicht – also „muss“ der oder die andere bestraft werden, so wie man es „gelernt“ (im Nervengeflecht eingespeichert) hat, ob mit der Faust, dem Messer oder einer Schusswaffe hängt nur von deren Verfügbarkeit ab.