Wer schon einmal eine Aus- oder Fortbildung in „positivem Denken“ absolviert hat, wird bzw. sollte wissen: Auf Verneinungen kann (und soll) man verzichten – sie werden vom Denkapparat nämlich nicht akzeptiert. Beispiel: Denken Sie nicht an einen rosaroten Elefanten – und schwupps! ist er schon als geistiges Bild da … Man muss daher ein positives Gegenbild bieten, wenn man etwas vermeiden will. (Das Wort „vermeiden“ enthält keine Verneinung, daher ist es als positives Vor-Bild geeignet, allerdings muss man damit rechnen, dass dann jemand – durchaus berechtigter Weise – fragt: Wie tut man das?)

„Nur keine Panik“ zu appellieren, erweist sich vielfach als kontraproduktiv (außer man kennt den mentalen Mechanismus und kann sich gleich die passende Gegensuggestion – z. B. „gelassen“ oder „unaufgeregt“ – in Erinnerung rufen). Üblicherweise bleibt „Panik“ hängen – mit großer „Ansteckungsgefahr“, wenn man mit anderen darüber redet … Der Nobelpreisträger Daniel Kahneman hat in seinem Weltbestseller „Schnelles Denken – langsames Denken“ aufgezeigt, dass beim schnellen Denken meist vernünftiges Überprüfen von „Reiz“ wie auch „Reaktion“ fehlt – denn dafür braucht man das langsame Denken … allerdings mit der Gefahr, dass man dann manchmal zu spät dran ist.

Gegenwärtig eilen in fast allen Medien kurze Schnellmeldungen den langsamen Analysen voraus. Auch Medienarbeiter wollen Geld machen und brauchen daher Aufmerksamkeit. Es lohnt sich daher der Vergleich, in welchem Medium wie berichtet wird – nicht nur inhaltlich, sondern auch in welcher Ausführlichkeit, mit welchen Formulierungen und auch, wo in der Zeitung Berichte platziert werden. Und es lohnt sich die Selbstaufmerksamkeit: Wie atmet man, wenn man welche Nachricht „aufnimmt“ – d. h. unbewusst verinnerlicht, wenn man sie nicht kritisch auf Relevanz (für sich selbst aber auch für andere) überprüft.

Atmung ist dem Willen zugänglich: Man kann den Rhythmus steuern. Beschleunigung verstärkt Aufregung (und lässt oft „in die Luft gehen“, d. h. Gewaltpotenziale ansteigen), Verlangsamung bringt „auf den Teppich herunter“, und die zuvor aufgebaute Energie lässt sich dann in Kraft zur Behebung von Missständen umwandeln.

Ich sage meinen KlientInnen immer, wenn sie in Hochstress – egal ob privat oder im Beruf – geraten sind: Kommentieren Sie Ihre Situation wie eine Filmszene, in der sie halt zufällig selbst mitspielen, und geben Sie sich selbst „Regie-Anweisungen“ zur Deeskalation – zur Entschleunigung. Und Anderen können Sie sagen: Ich erlebe gerade, dass wir in eine Stress-Situation geraten sind – achten wir drauf, einander nicht noch zusätzlichen Stress zu verursachen! Setzen wir uns erst mal hin und überlegen wir, welche Möglichkeiten wir haben, die Situation zu verbessern.

Zum Abschluss eine Erklärung – weil ich soeben per Mail gefragt wurde, weshalb so viele Leute WC-Papier hamstern: Weil sie es aus Sparsamkeit statt Papiertaschentüchern verwenden! (Hab ich in Schnupfenzeiten in meiner früheren Praxis, in der sich die Toilette gleich neben dem Therapieraum befand, oft beobachten können: Manche Klienten sind kurz hinausgehuscht, mit „reicher Beute“ zurück gekommen, haben mehrere Abrisse übereinander gelegt und sich dann heftig geschnäuzt … Darf auch sein, Vorteil: wird sogleich entsorgt!)