Wenn jemand gesellschaftliche Spielregeln bricht (wie US-Präsident Donald Trump bei der Queen https://www.krone.at/1739579), stellt sich die Frage: Macht er das absichtlich um zu zeigen, dass er nichts von Erbmonarchien bzw. gekrönten Häuptern hält – oder ist er nur ungebildet oder unbelehrbar – oder will er das überspielen wie in einem Slapstick? Oder wie in einem Wildwest-Film, in dem der linkische bis ungehobelte Held erst von einer liebenden Frau „gezähmt“ werden muss?

Bei Jugendlichen sind es oft Mutproben wie etwa: Wer traut sich mehr, die Lehrerschaft zu provozieren? In Filmen finden das viele Zuseher lustig (weil späte Rache an eigenen Schultyrannen) – aber wenn dann der eigenen Nachwuchs aktuell vor dem Schulverweis steht, meist nicht mehr … (In der von mir konzipierten PROvokativmethode gilt es, mögliche „Kampfangebote“ in „Spielangebote“ umzudeuten nach dem „homöopathischen“ Motto „Verhaltensauffällige Schüler brauchen verhaltensauffällige Lehrer“).

Bei Trump wurde mangelndes Benimm bemängelt – bei unserer Außenministerin Kneissl umgekehrt die – zugegebenermaßen persiflierte – korrekte Erfüllung einer traditionellen Benimmregel. Eine Geschlechterdifferenz? oder „Quod licet Jovi non licet bovi“, wie der Lateiner sagt: Was Jupiter darf, darf das Rindvieh nicht. Oder liegt gerade darin Demokratie, dass man „Gleiches Recht für Alle“ einfordert oder gleich in Anspruch nimmt? Immerhin sind „Jupiter-Privilegien“ eine Basis von „struktureller Gewalt“: Man schafft Spielregeln und für manche „Bessere“ gelten sie nicht … oder umgekehrt. Oder man lässt „Mindere“ spüren, dass sie nicht zu den „Göttern“ gehören …

Ich erinnere mich an eine Klientin am Beginn einer vielversprechenden Karriere, die als erste aus kleinsten Verhältnissen stammend große Sorgen hatte, sich bei offiziellen Arbeitsessen mit defizitären Tischsitten zu blamieren. Um einfach nur abzuwarten und abzuschauen, hatte ihre Sozialphobie schon zu sehr Macht über sie gewonnen: Sie hatte keine Sozialphobie mehr – die Sozialphobie hatte sie. Ich entschied mich damals zu einer „paradoxen Intention“ à la Viktor Frankl: Sie solle bei jedem dieser Events mit Absicht mindestens einen argen Fauxpas begehen und berichten, wie die Anderen reagieren – quasi als Privatforschung. Gesagt getan – und: Alle waren hilfreich und nett, als sie sich Besteck in den Schoß fallen ließ, Flecken ins Kleid machte und Kaffee verschüttete. Manchmal kann Show also heilsam sein – wenn man ehrlich zu sich ist.