Immer wenn man etwas von sich gibt, gibt man etwas von sich, lautet ein Grundsatz in der Kommunikationswissenschaft – und ebenso in der Psychotherapie. Wenn man den Inhalt meiner bisher rund 65 Bücher (und vieler anderer Texte) darauf hin überprüft, kann man erkennen, was mir am Herzen liegt – aber genau so auch daran, was ich auf Facebook teile. Es sind meist Statements, die ich unterstützen will – und meine Begeisterung für klassischen Tanz und klassische Tänze.

Nach der Wiener Terrornacht postete jemand den rot-weiß-rot eingefärbten Eiffelturm. Das hat mein Herz berührt und ich habe das Bild öffentlich weiter geleitet (wie auch kurz darauf das ebenso beleuchtete Foto des Rathaus von Sarajewo.) Ein Mann hat daraufhin zu dem Paris-Foto „Paris scheint ein fake zu sein“ kommentiert. (Viel später habe ich in einer anderen Kommunikationsleiste gelesen, dass es von einem Fußball-Event stamme.) Ich habe darauf geantwortet: „Ob fake oder nicht, ist hier doch egal: Wichtig ist die gute botschaft (eu angelion), und dass sie wirkt“. Darauf hat eine Frau – Berufschullehrerin! – gekontert: „Nein, das ist nicht egal.“ Und kurz darauf nachgesetzt „Außer du heißt Trump.“

Auf den sinnverwirrten letzten Satz mag ich nicht eingehen, weil das nicht meiner Ethik entspricht (ich war nur überrascht über dieses „Niveau“ einer, wenn auch nur Berufsschul-, Pädagogin).

Als langjährige Universitätsprofessorin für Prävention will ich aber gerne aufklären, was hier (von ihr, hoffentlich nicht auch von anderen) offenbar nicht erkannt wurde:

Es gibt Fakes mit dem Ziel der Geschichtsverfälschung. Dazu zählen beispielsweise Fotos, auf denen unliebsame Personen wegretuschiert wurden. In der Stalin-Ära war das gang und gäbe. In meiner Vorjahresforschung zur „Bürgernähe im Zeitalter der Digitalisierung“ bin ich allerdings für die Gegenwart und auf Kommunalebene auch auf diese unnötige und unwürdige Praxis gestoßen.

Und dann gibt es künstlerische Bearbeitungen – von Bildern aber auch von Texten – die Botschaften vermitteln wollen, was auch jeder halbwegs gebildete Mensch erkennt; vor allem das Wochenmagazin profil bringt solche Bildgestaltungen häufig als Cover oder Titel von Berichten. Ich finde solche Bild- oder Textveränderungen meist genial, weil sie nicht nur kreative Leistungen von Fachleuten sind (das sind manche Beleidigungen ja auch, halt von Laien, wenn man sie wohlwollend bewerten will), sondern Beweise, wie man mit feiner Ironie oder listigem Humor Kritikwürdiges hervorheben kann. Als u. a. auch promovierte Juristin kenne ich die Grenzen, die man bei derartigen Bearbeitungen nicht überschreiten darf – nämlich Copyrights. Grob gesprochen: Es gilt immer der im Vergleich höherwertige Effekt. Genau den meinte ich mit „guter Botschaft“ und „wie sie wirkt“.

In all meinen Tätigkeiten – als Hochschulprofessorin, als Psychoanalytikerin, als Pfarrerin, als Publizistin – ist mir Salutogenese, die Förderung von Gesundheit, der höchste Wert: Das Bild vom rot-weiß-roten Eiffelturm, gepostet kurz nachdem Präsident Macron sich als erster Staatspräsident mit dem terrorverletzten Österreich solidarisch erklärte, hat (aus meiner Expertinnensicht) salutogene Wirkung für alle, denen Wien am Herzen liegt. Damit wird zumindest der mentale Beistand symbolisiert – und: Ein Bild sagt bekanntlich mehr als tausend Worte.

Beistand bedeutet auch mitdenken- und mitfühlen-Können. Beides braucht eine rezeptive Neurosignatur (d. h. Bildung!) und – Zeit. Auf Facebook ist schnell was hingeschmiert, wenn man von Vor-Urteilen überflutet wird. So beginnt Hate Speech. Ein Zeichen von Erregung – aber genau die wäre Anlass nachzudenken, welche geistigen Vorstellungen zu dieser Erregung geführt haben. Ich habe jahrelang am Zentrum für die schulpraktische Ausbildung der Universität Wien „Didaktik der Gewaltprävention“ unterrichtet und immer wieder die positiven Rückmeldungen der bereits im Unterricht Stehenden erhalten, wie sie ihr eigene verbale Gewaltbereitschaft einbremsen konnten, wenn sie sich kurz überlegten, auf welchen Phantasien sich diese gründete. Auf Vorurteilen! Die zu haben, ist unvermeidbar – aber man sollte sie hinterfragen und, wenn man mutig ist, auch direkt anfragen. So geht Humanität!