Es war einmal … ein Bundeskanzler, der hielt Stellung trotz Dialyse. Eine Gesundheitsministerin, die führte ihre Geschäfte trotz Chemotherapie. Ein Außenminister, der führte Österreich in die EU trotz schwerster Parkinson-Symptome. Ein Nationalbankpräsident, der lenkte Österreichs Währungspolitik trotz Schlaganfall, Aphasie und Rollstuhl. Menschen mit Verantwortungsgefühl eben.

Es gibt aber auch Menschen, die steigen aus, wenn es für sie nicht mehr stimmt … und wagen sich in eine unsichere Zukunft hinein. Aber sie bestellen vorher ihr Haus. Franz Werfels Novelle vom „Tod des Kleinbürgers“ fällt mir ein, der sein schwindendes Leben hinauszögern will, damit seine Frau in den Genuss seiner Versicherungsprämie kommen kann…

Und dann gibt es Menschen, die schmeißen alles hin, wenn es sie nicht mehr freut. Meist sind es Ehemänner oder auch „nur“ Väter, die die Mütter ihrer Kinder der Armut preisgeben, weil sie sich von einem Tag zum anderen bei einer anderen Frau mehr Lust und mehr Vorteile erwarten. Ich habe schon vor Jahren publiziert, dass ich solche Personen (obwohl ihr Verhalten von vielen als „normal“, d. h. „üblich“ gesehen wird) für ungeeignet für verantwortungsvolle Aufgaben halte. Es geht nämlich nicht um die Tatsache der Trennung – es geht um die Form. Dazu gehört auch, dass man den davon Betroffenen die Zeit einräumt, die ihnen Mitgestaltung und damit auch Selbstbestimmung ermöglicht. Die ist nämlich ein wesentlicher Gesundheitsfaktor. Wird dieser ignoriert, ist das eine Form von Gewalt.

Pacta sunt servanda, heißt einer der wesentlichsten Rechtsgrundsätze: Verträge sind einzuhalten. Wenn man eine Wahl annimmt, sich also einem festgeschriebenen Procedere unterwirft, aus dem sich Rechte und Pflichten ableiten, ist man an diese gebunden – außer man hat sich die Zustimmung zu einer quasi „Vertragsauflösung“ erworben. Auch die Möglichkeiten einseitiger Kündigungen müssen daher von vornherein festgelegt sein, so will es das Gesetz und auch all das, was man „gute Sitten“ nennt. Aber natürlich gibt es immer wieder „sittenlose Gesellen“ (auch weibliche), die Verträge brechen. Die psychotherapeutische Arbeit zeigt: Die  halten sich für so unersetzlich, dass sie glauben, sich alles erlauben zu dürfen. Die Diagnose lautet Narzissmus. Sie muten sich Kompetenzen zu, die sie letztlich nicht erfüllen (wollen).

Witzigerweise zeigt der heutige (19.09.2018) Kurier auf Seite 2 ein Foto vom vergangenen Samstag (15.09.2018), auf dem Peter Kaiser (grinsend), Christian Kern (lächelnd) und Hans Peter Doskozil (schmunzelnd) ein Steuerrad in Händen halten: Kaiser greift mit beiden Händen auf die Außenteile der Speichen (sagt man so dazu?), Doskozil nur mit einer Hand, die andere hat er ans Rundholz (auch da fehlt mir das Fachwort – Aufklärung erwünscht!)  gelegt – aber Kern greift innen hinein – er greift dem Rad in die Speichen!

Übrigens: Der 19. September ist der „International Talk like a Pirate Day“! Von wegen “Hol dir was dir zusteht”