Seine Sexsucht sei der Grund gewesen, weswegen er acht Frauen – sechs davon asiatischer Abstammung – in drei Massagesalons in Atlanta ermordet habe, sagte der 20jährige Robert Aaron Long (Massagesalon-Massaker: Eltern verrieten Atlanta-Killer an die Polizei – News Ausland – Bild.de). Und er wollte noch in Nachbarstaaten weiterziehen und auch dort „die Versuchung beseitigen“ – wurde aber von der Polizei daran gehindert. War es das, was den zuständigen Polizeisprecher davon sprechen ließ, der geständige Täter habe „einen schlechten Tag gehabt“? USA: Flapsiger Spruch über Massaker – Polizeisprecher in der Kritik (berliner-zeitung.de).

Männer neigen dazu, die Schuld wo anders zu suchen, als bei sich selbst – im Gegensatz zu Frauen, die meist sich selbst als die Schuldigen anklagen. Das hat einerseits mit dem Erziehungsstil des gleichgeschlechtlichen Elternteils zu tun – und andererseits damit, wem in der Familie die jeweilige Schuld zugeschoben wird. Diese Zielscheibe ist üblicherweise die Mutter.

Üblicherweise heißt: von alters her. Denn in der Zeit, als Frauen noch darauf angewiesen waren, zur Sicherung ihrer Existenz geheiratet (oder gekauft) zu werden, mussten sie sich anpassen und dulden, um nicht verstoßen zu werden. Ich habe diese Geisteshaltung noch bei meiner Großmutter mütterlicherseits erlebt, die jedes Mal, wenn ich verkühlt war, in Sorge zu jammern begann, „kein Mann nähme eine kranke Frau“. (Dass ich dann von einem zwar schönen und intellektuell sehr begabten, aber schwer magenkranken Mann geheiratet wurde, hat sie geflissentlich übersehen.)

Es kann als bekannt vorausgesetzt werden, dass in manchen Kulturen Bekleidungsvorschriften damit argumentiert werden, dass Männer nicht von weiblichen „Reizen“ (im Doppelsinn des Wortes) um ihre Selbstbeherrschung gebracht werden können. Aber genau das besagt ja das Wort Selbst-Beherrschung: Dass man nur das tut, was man auch wirklich selbst will, sprich –  wofür man Verantwortung übernimmt.

Kleine Kinder können das noch nicht – sie sind nicht Ich-stark genug. Erwachsene, die das nicht können (bzw. wollen), sind das ebenso. Sie müss(t)en entweder Nachhilfe zur Nachreifung erhalten – oder andernfalls deswegen dauerkontrolliert (befürsorgt) werden.

Nach westlichen Rechtssystemen dürfen Beschuldigte „alles ihrer Verteidigung Dienliche“ vorbringen – wahr muss es nicht sein, wurde uns im Jusstudium immer wieder in Erinnerung gebracht; Wahrheitspflicht haben nur die Zeugen (und halten sich nicht daran, wie ich aus eigener bitterer Erfahrung weiß). Findige Strafverteidiger finden immer wieder schlaue Begründungen, weswegen wer anderer Schuld hat – nur nicht ihr Klient. Das gehört zu ihrem Beruf.

Aber wenn diese Verteidigungstaktik in weiterer Folge medial verbreitet wird, werden „Mythen“ geboren – zum Beispiel der von der Sexsucht, hinter der sich meist der dringende Behandlungsbedarf einer Depression bzw. ein Minderwertigkeitskomplex verbirgt – und die werden von Desinformierten geglaubt. Das beweist auch die Anhängerschar der zahlreichen aktuellen Verschwörungsmythen.