Günter Kaindlstorfer bewirbt auf Facebook seinen heutigen „Kreuz und Quer“-Beitrag über das „Scheitern“.

2019 habe ich in der evangelischen Pfarre Traiskirchen einen Vortrag unter dem Titel „Scheitern tun nur Schiffe“ gehalten: Halt! Gewalt! › SCHEITERN tun nur Schiffe (haltgewalt.at). Mir war dabei wichtig darauf aufmerksam zu machen, wie mit der Metapher eines Schiffbruchs Katastrophenstimmung vermittelt wird – daher würde ich, wenn es schon unbedingt Kapitäns- oder Matrosensprache sein soll – lieber Formulierungen wie „Wendepunkt“ oder „Kurskorrektur“ verwenden.

Überhaupt Katastrophenstimmung: Die wird vielfach aufgebaut, wenn sich etwas ereignet, das man so gar nicht will – beispielsweise ein Fleck (Nicht genügend) in einem Zeugnis; nicht, weil das so furchtbar wäre … furchtbar sind eher die Reaktionen der Eltern oder sonst Nahestehenden (denn bei Entfernteren ist es meist unerheblich). Anderes Beispiel: Die Beendigung einer „Beziehung“ – oder was man dafür gehalten hat. Denn nur privates oder berufliches Zusammenwirken ist noch lange keine echte Beziehung, sondern man „hat nur gemeinsame Bezugspunkte“.

Eine echte Beziehung besteht darin, dass man miteinander Gedanken, Pläne, Gefühle, Wünsche und Befürchtungen teilt, und dass man auch körperlich spürt, dass diese wahr, authentisch sind – und dass man auch selbst „in der Wahrheit bleibt“ – auch wenn man merkt, dass die andere Person sich etwas zusammenphantasiert, was man nicht will, vor allem wenn es unwahr ist.

Es ist keine Schande, damit konfrontiert zu sein, dass eine erhoffte Beziehung sich als Hort von Missverständnissen, Irrtümern, Widersprüchlichkeiten oder gar Unvereinbarkeiten herausstellt. Man muss dann den Kontakt nicht abbrechen – man muss ihn nur „redimensionieren“: Den Stil ändern, oder die Rahmenbedingungen, oder die Distanz – und das sollte gemeinsam vereinbart werden, nicht einseitig oktroyiert wie etwa im sogenannten Ghosting (wo jemand absichtlich zum irrealen „nebelhaften Gespenst“ wird, indem er oder sie jegliche Kommunikation abbricht und dauerhaft verweigert).

Kommunikationsverweigerung ist im Kern eine Attacke auf die Selbstachtung eines anderen (und Selbstschutz vor Mitgefühl, etwa aus Angst, dann „weich“ zu werden oder Zorn, dass jemand sich nicht unterwirft, besonders wenn man selbst Unterwerfungswunden in sich trägt) und schadet damit der seelischen Gesundheit der anderen Person/en, lautet sie doch im Klartext: „Du bist mir keiner Rede wert“ und „daher mache ich dich zu einem Nichts“.

Sich vertragen heißt Verträge schließen, betone ich immer wieder, und das braucht Kommunikation.

Sich selbst zum ungeahnten Eisberg unter Wasser zu machen – das Risiko inbegriffen, dass der oder die Andere daran seelisch zerbricht – bewerte ich als eine subtile Form von indirektem Mord, aber einen, den man mit ein paar „Erkenntnisschrammen“ gut überleben kann – vorausgesetzt, dass man das will.