In Krisenzeiten finden oft Regressionen statt, beispielsweise wenn man hoch fiebert: Dann „regrediert“ man – geht bzw. fällt zurück – auf eine frühere Entwicklungsstufe. Bei dem soeben erwähnten Beispiel hat man dann üblicherweise ein Rückzugsbedürfnis, auch nach Geborgenheit im Bett, und je nach den in der Kindheit erworbenen Gewohnheiten wollen die einen Ruhe und Alleinsein und die anderen sehnen sich nach umsorgender Pflege und jemand Lieben am Bettrand.

Andere Formen von Regression kann man bei manchen alten Menschen beobachten, wenn sie etwa nach Verlust der Partnerperson aus dem Zustand „Teil eines Paares“ in den des „verlassenen Kindes“ zurückfallen und wie ein Zweijähriger nur mehr Sachen horten oder, noch ein Stückchen weiter zurück in der Biographie, sich nur mehr fürs Essen interessieren.

Es gibt aber auch Krisen, in denen man auf das Verhalten des greinenden, wütend um sich schlagenden Babys regrediert. So etwas scheint derzeit bei all denjenigen Impfkritiker:innen zu geschehen, die „Systemerhalter“ wie Polizei oder Krankenhauspersonal körperlich attackieren: Ohne nach- oder gar mitzudenken, wird nur die „Motilität“ – der Bewegungsdrang in den Gliedmaßen – freigesetzt, ein Verhalten, das auch von Alkoholvergifteten bekannt ist, wenn ihr Denken bereits so „vernebelt“ ist, dass sie kaum mehr Kontrolle über ihren Bewegungsapparat besitzen. „Weich gesoffen“ nennt das der Volksmund. Und dann gehören diese Personen „aus dem Verkehr“ gezogen, um Selbst- oder Fremdgefährdungen hintanzuhalten. Und weil sie das so gar nicht wollen, wehren sie sich dagegen – stimmlich wie auch muskulär, oft auch mit Beißen und Spucken, wie Babys eben, und der Teufelskreis dreht sich enger und enger. „Widerstand gegen die Staatsgewalt“ heißt dann der Strafrechtstatbestand.

Um solch eine Eskalation zu verhindern, muss auf (stimmliche) Kampftöne verzichtet werden – ein schwieriges Unterfangen, wenn man gleichzeitig Kraft zur körperlichen Abwehr einsetzen muss. Wer das schafft, dem oder der gebührt Anerkennung, nicht Kritik (etwa in unbedachter und unpassend verstandener Solidarität mit denjenigen, die sich anscheinend den frühkindlichen Trotz „erlauben“, den man selbst nicht wagt).

Ich habe vor einigen Jahren für niederösterreichische Spitäler ein Seminardesign „Kritik, Beschwerde, Drohung, Attacke“ entwickelt und – leider nur bis Jahresende 2017 – trainiert, denn vermutlich bin ich Opfer von Ideenklau geworden. Derzeit wäre es wieder hochaktuell, wenn man den Medienberichten über die zunehmenden Attacken auf diejenigen Berufsgruppen folgt, deren Aufgabe es ist, die Bevölkerung vor Ansteckung mit den Corona-Viren zu schützen oder zu heilen.