Wiens Bürgermeister Michael Ludwig schlägt ein totales Waffenverbot vor — nicht nur auf bestimmten Plätzen sondern in der gesamten Bundeshauptstadt (https://www.orf.at/news/stories/2958598/) . Klingt auf den ersten Blick populär, auf dem zweiten populistisch und auf dem dritten unrealistisch.

Die einzige Waffe, die man nicht verbieten kann, ist das Gehirn: Seine Kreativität findet und erfindet ununterbrochen neue Mordwerkzeuge – vom Seidenschal bis zum Auto, von der Feile (Kaiserin Sisi!) bis zu den Händen („Schubs“ in den Donaukanal) und bis zum Gift auf der Türschnalle. Und Sprenganleitungen kann man sich mittlerweile im Internet herunterladen.

Als er noch (christlich-konservativer) Europa-Abgeordneter war, erklärte Karl Habsburg, dass Waffenverbote logischerweise Enteignungen nach sich ziehen müssten (OTS vom 2. September 1998) und daher nur mehr Personen mit Verbrechensabsichten insgeheim Waffen besitzen würden. Ich stelle mir dazu vor, dass die Waffenindustrie immer raffiniertere und kleinere Waffen auf den (internationalen) Markt bringen würde. Ist ja ein Riesengeschäft – wie von der  Verhinderungs-Macht der US-Waffenlobby bekannt sein sollte.

Wie war das doch bei „Dornröschen“? Der besorgte Vater ließ alle Spindeln verbieten – und doch gab es zumindest eine, an der sich seine Tochter stach, wie es die Unglücksprophezeiung voraussagte …?

Besser wäre eine Registrierungspflicht für bestimmte „gern benutzte“ Waffen analog zum Zulassungsschein: Sie sollte sich nicht auf die Person (Eigentümer, Besitzer etc.) festmachen, sondern am „Gerät“ (wohl wissend, dass man eben alles als Mordwaffe einsetzen kann) und gleich beim Ankauf zum Tragen kommen. Wer keine kriminellen Ziele hat, könnte derartigen Verdächtigungen zumindest seine gesetzestreue Selbstdarstellung – auch als Waffensammler – demonstrieren. Und für diejenigen, die lang geplant Mord und Totschlag vorhaben oder im Affekt ausführen, ist ein Verbot ohnedies sinnlos: Die ersteren halten sich für so schlau, dass man sie ohnedies nicht erwischt, und die letzteren „denken“ sowieso nicht „vernünftig“, sondern sind „außer sich“ im Schmerz oder in der Wut und „nicht mehr bei Trost“.

Für Dornröschen wäre es wohl hilfreich gewesen, über mögliche Verletzungsgefahren aufgeklärt zu sein. Aufklärung beinhaltet auch anatomisches Wissen – und die Intuition, böse Absichten frühzeitig zu erkennen (vgl. Gavin de Becker, „Vertraue deiner Angst“), ohne sich für das eigene Misstrauen schuldig zu fühlen.

Der Wunsch nach Sicherheit vor Gewalt ist berechtigt – aber um ihn durchzusetzen braucht es unser aller gegenseitige Unterstützung: Durch Achtsamkeit für einander und Nothilfe – und zu der gehört auch dir Unterstützung der staatlichen Ordnungskräfte.