Da postete doch soeben ein SPÖ-Mitglied meines Wohnortes ein Bild, veröffentlicht von RALF Längle Landmaschinen (aus Tuttlingen in Deutschland), in dem ein Textquadrat mit folgenden Worten einen Riesen-LKW verdeckt: „Hallo ihr verblödeten GRÜNEN und Friday for Future Hüpfer. Was würdet ihr jetzt ohne die Scheiß DIESEL LKW machen? Wenn ihr Charakter hättet würdet ihr in Löcher kacken und den Arsch mit Gras abwischen.“

Ich habe gegen die Verbreitung dieser Hass-Wortwahl und Vergiftung des sozialen Klimas protestiert (wie auch etliche andere Poster mittels Negativ-Emojis) und – quasi als Bestätigung meiner vermuteten Motivation des Genossen – von ihm gleich eine drauf bekommen, vor allem weil ich Sachlichkeit eingefordert – und diese mit einem dafür erforderlichen IQ von über 120 verbunden habe: Wenn man nämlich Ansätze bzw. Fähigkeiten nicht permanent übt – was Zeit braucht – verkümmern sie (so wie es viele von ihrer Muskulatur kennen, wenn sie z. B. längere Zeit einen Arm im Gips tragen müssen, oder wie ich es derzeit erlebe, die als Kind 7 Jahre Klavier spielen gelernt hat und mich jetzt, wo ich es gerne wieder täte, leider nicht mehr ans „wie“ erinnern kann).

Der Nobelpreisträger Daniel Kahneman beschreibt in seinem Weltbestseller „Schnelles Denken – langsames Denken“, wie viel Zeit Vernunftdenken erfordert während emotional schnell – zu schnell – reagiert werden kann (und leider auch wird). Vernunftdenken muss geübt werden – und viele verweigern das, weil sie glauben, ihre Intelligenz werde mit dieser Anforderung bezweifelt – und das ist meist eine Folge von seinerzeitigem Lehrer-Spott oder gar Beschimpfungen.

Andere verbal zu attackieren kann auch eine Charaktereigenschaft sein – denn Charakter besteht aus verfestigten (erstarrten) Verhaltensweisen. Im „schnellen Denken“ folgt auf einen Reiz sofort eine Reaktion und die ist meist unbedacht (da steckt wieder der Wortstamm von „denken“ drin – und darauf weise ich deshalb hin, weil ja viele Menschen leider in ihrer Schulzeit kaum etwas von Sprachentwicklungen und Sprachvergleichen zu hören, geschweige denn zu üben bekommen haben). Korrekt wäre z. B. zu posten: „Jetzt sieht man, wie sehr unsere Gesellschaft von einem gut funktionierenden Güter-Verteilungssystem abhängig ist (und daher keine WC-Papier horten muss)“.

RALF Längle verkauft übrigens Traktoren – gehört also schon zur Diesel-Lobby, aber nicht zur LKW-Lobby – wobei ich deren Widerstände gegen politische Bemühungen, die deren Interessen entgegengesetzt sind, nachvollziehen kann: Offenes (nicht geheimes) Lobbying gehört in einer Demokratie respektiert – nicht aber der oben zitierten Stil (= Charakter!) von Feindseligkeit. Den will ich als toxisch aufzeigen und verurteilen. In meiner Forschung 2019 zur Bürgernähe kam deutlich zum Ausdruck, dass das traditionelle Polit-Hick-Hack den Bürgern auf die Nerven geht – und der gegenwärtige Verzicht darauf im Angesicht des „Außenfeindes“ COVID-19 findet sogar in den offiziellen Medien, die sonst nicht müde werden, Kritikpunkte herauszusuchen, Anerkennung und Lob.

Ich habe mir heute aber nicht nur Zeit genommen, diese Landmaschinen-Firma zu googeln, sondern auch die Stellungsnahmen österreichischer Parteien zur Dieselproblematik – und war erstaunt, wie viele Gesinnungsänderungen in den letzten Jahren da zum Ausdruck gekommen sind (z. B. https://www.spoe.at/2017/08/22/diesel-gipfel-sofort-massnahmen-uebertreffen-deutsche-ergebnisse/; https://tirol.neos.eu/news/landtag/einzig-die-neos-setzen-taten-in-sachen-dieselprivileghttps://www.fpoe-stmk.at/news-detail/fpoe-hermann-nein-zu-belastungsfantasien-von-spoe-chef-lang/; https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/oesterreich/2022793-Gratwanderung-bei-Oekosteuern.html; – bitte immer auf‘s Datum achten!) – eben weil ich mich dem langsamen Denken – Betonung auf Denken – verpflichtet fühle: Ich will mich nicht unterschwellig zu Feindschaft manipulieren lassen, vor allem, weil so etwas (nachweisbar!) das Immunsystem schwächt …

Allerdings: Wenn echte Kabarettisten (Politiker zählen da nicht dazu, auch wenn sie es gerne sein wollen) solche Inhalte professionell gekonnt auf der Showbühne übertreiben, kann man eigenen Frust durch Lachen in überprüfbare Blödelei „transformieren“. (In meinem Buch „Heilkraft Humor“ habe ich auf Sigmund Freud verwiesen, der in seiner Abhandlung über den Witz und seine Beziehung zum Unbewussten zwischen tendenziösen, also verdeckt gewalttätigen, und tendenzfreien, also „albernen“, sogenannten Scherzen unterschieden hat.) Plakate und Ähnliches sind als Medium zur Transformation nicht geeignet, denn es braucht dazu einen Schau-Spieler, der selbst frei ist von Hass-Tendenzen.