28 Intimizide (Medienbezeichnung „Femizid“) werden von den Autonomen Österreichischen Frauenhäusern im Rückblick auf 2022 gemeldet – und es ist nur zu hoffen, dass es heute, dem letzten Tag des Jahres, dabei bleibt.

Noch viel umfangreicher sind die Zahlen der Kinder und Jugendlichen, die wie 2022 bekannt wurde, von ihren Kindergärtnern, Lehrern, Campbetreibern, Freizeitbetreuern etc. sexuell ausgebeutet worden sein sollen – aber da wurden die Belästigten nicht gezählt. (Und ja – eine Lehrerin war auch dabei, die einem 14jährigen Schüler Nacktfotos geschickt haben soll, übrigens der einzige Fall, in dem die Handlungen konkret berichtet – und damit die Filme im Kopfkino verhindert wurden.)

Wenn man diese Zahlen und die dahinter liegenden medial verbreiteten Tatsachen überprüft, fällt auf, wie sehr in den erstgenannten Fällen über die Motive spekuliert wird, bei den zweitgenannten hingegen nicht. Liegt dies daran, dass bei Lebenden die Persönlichkeitsrechte schützenswerter – oder die Gefahr von Klagen wegen deren Verletzung wahrscheinlicher – erscheinen?

Was jedenfalls in beiden Deliktsgruppen feststellbar wird, ist die Unfähigkeit oder besser Unwilligkeit der tätlichen Personen, die eigene Gefühlslage zu kontrollieren bzw. deren Impulse bereits im Entstehen in Sprache (auch im „inneren Dialog“) zu transformieren: „Sich Luft machen“ ist eine Aufgabe für kompetentes Atmen. Darunter verstehe ich ein durch Denken – und wenn möglich: Vernunft – ergriffenes / „begriffenes“ Verhalten, und das wäre jenes, das uns von Tieren unterscheidet.

Das zu erlernen, wäre Ziel eines „verschränkten“ Schulunterrichts, beispielsweise von Singen und Turnen, und dies bereits auf der Grundstufe. „Energie zurückspeisen“ nennen Elektrizitäts-Fachleute diese Methode. Ich sehe darin die wesentlichste Sozialkompetenz – wenn Menschen Friedfertigkeit erarbeiten sollen. Alle Menschen. Nicht nur Frauen (außer sie wurden gezielt zu Kämpferinnen ausgebildet).

Jahrhundertelang bestand das männliche Rollenbild im Archetyp des Kriegers – aber nicht des einsamen Samurai oder Ritters, sondern des anonymen „Kanonenfutters“, das mittels Feindbildaufbau präventiv aller Empfindsamkeit beraubt wurde. Den Rest besorgten die „üblichen“ – besser „üblen“ – Kriegstraumatisierungen.

Oder deren Ab-bildungen in Film und Fernsehen, in denen Action-Helden (und ab und zu auch Heldinnen) alles niedermachen, was als böse definiert wird (und die meist aus den USA, einem im Ausland kriegführenden Land, stammen), und die immer siegen. Sie geben die Modelle vor – und die werden unbewusst nachgespielt.

Genau das ist das Problem: Das Nicht-los-lassen-können, das Siegen-müssen um jeden Preis, das anderen den eigenen Willen und die eigene Meinung (ein Menschenrecht!) absprechen und sich damit über diese erhöhen (zu wollen).

Seit neuestem gilt es denen, die sich als „woke“ definieren, bereits als „Mikroaggression“, wenn ihnen jemand (sanft und ruhig) widerspricht – oder auch nur eine andere Ansicht äußert. Das ist allerdings unvermeidbar: Wir können nie von derselben Stelle aus blicken wie jemand anderer – wir sind immer davor oder dahinter, links oder rechts, darüber oder – darunter.

Dieselbe Sichtweise gewinnt man nur durch Einfühlung (und das ist etwas ganz anderes als gedachtes Mitgefühl!). Dann „spürt“ man nämlich körperlich ganz genau das, was der oder die andere spürt – z. B. Gewaltimpulse – und genau dann brauchen wir alle deeskalierende Modelle, wie wir aus solchen Situationen herauskommen.

Genau die fehlen aber, denn der für Frauen, Kinder und Jugendliche propagierte Widerstand ist nur zu oft der Anlass für ein folgendes Kapitalverbrechen (Mord und Totschlag).

Es gibt noch viel zu tun. Bald! (Die bisherigen Modelle zeigen ja keinen präventiven Erfolg!)

Damit ein hoffnungsvoller Blick ins nahende Neue Jahr!