Unter „Unfaire Förderung von Teilzeit“ berichtet der KURIER vom 13.01. (Seite 11) davon, dass der „angebliche“ Sozialsprecher (angeblich, weil ich seine Aussage nicht als sozial erlebe) der Neos, Gerald Loacker, meint, steuerliche Entlastungen sollten „zielgerichtet“ nur „die Leistungsträger, also die Einkommen zwischen 2500 und 4500 Euro brutto, treffen“. Denn: „Wir haben jetzt schon das Problem, dass die abgestuften Arbeitslosenversicherungsbeiträge dazu führen, dass jemand mit zwei 1000 Euro-Teilzeitjobs in einem Jahr 840 Euro weniger an Sozialversicherungsbeiträgen bezahlen muss, als wenn er einen Vollzeitjob mit 2000 Euro ausübt. Er oder sie wird in dieser Hinsicht deutlich bevorzugt.“, und dies sei eine „unkluge und unfaire Förderung von Teilzeitbeschäftigungen“.

Ich habe selbst 1978–1986 als Führungskraft im Verein Jugendzentren der Stadt Wien (mit Personal- und Finanzverantwortung) 20 Stunden pro Woche gearbeitet – und zusätzlich noch KAPOVAZ (= kapazitätsorientierte variable Arbeitszeit) und noch einmal unter gleichen Arbeitsbedingungen als Professorin an der Donau Universität Krems.

Das erste Mal, weil ich, damals Bezirksrätin und Landtagskandidatin in Wien Favoriten, mir nicht nachsagen lassen wollte, ich wäre nicht anwesend, wenn ich in kommunalpolitischen Agenden unterwegs war (was vollzeitbeschäftigte andere Kollegen in Leitungsfunktionen – männlich! und daher analog Primarärzten „wichtig wichtig“ – nicht als Problem sahen). Dass meine Söhne damals Volksschüler waren, war nicht der Grund – diese Herausforderung hatte ich als Vollzeit angestellte volkswirtschaftliche Referentin in der OeNB mit Hilfe von Tagesbetreuungen, also mit Geld und guten Worten, gelöst.

Das zweite Mal in der ersten Dekade des 3. Jahrtausends aus gleichen Motiven, weil ich ja – nach wie vor – auch eine Privatpraxis als Psychotherapeutin, Mediatorin etc. mit noch vielen weiteren Unterrichtsverpflichtungen in anderen Bundesländern erfüll(t)e.

Damals wurde in einschlägigen Fachzeitschriften darauf hingewiesen, dass Teilzeitarbeit den Arbeitgebern nützt, weil nachweislich in 4 Stunden die Leistung von 6 erbracht werde, weil die Pausen wegfallen und ohnedies der Arbeitsplatz verlassen werde, wen man das Gefühl habe, die Arbeitsaufgaben des Tages erfüllt zu haben.

Das hat sich seitdem geändert – und wie die Aussagen von Herrn Loacker zeigen, weil es offensichtlich nur um Akquisition von mehr Beiträgen für die Sozialversicherungen geht, nicht aber um Armutsverhinderung für Zahlungspflichtige. Für all diese gehört eben wirklich was verändert (analog zu Gewerbetreibenden, die unter einer bestimmten Umsatzhöhe von der MwSt befreit sind). Das würde auch dem Gleichheitsgrundsatz entsprechen.

Was dabei vergessen wird: Üblicherweise koordinieren Angestellte nicht 2 Teilzeitjobs in Höhe von 1000 Euro, sondern zwei prekäre, um vielleicht zusammen auf 1000–1200 Euro zu kommen. Dabei haben sie zwei Mal zwei = vier unbezahlte Zeiten für ihre Arbeitswege zu erbringen – meist in der Zeit, in der andere ihre Pausen genießen. Es gibt auch Personen, die drei Jobs koordinieren. So erinnere ich mich an einen Klienten, der nachmittags als Mechaniker arbeitete, danach als Billeteur in einem Theater und in der Nacht als Taxifahrer; seine Schuldenlasten (nach einer Scheidung) konnte (und musste er ja) damit abbauen — aber er baute damit auch seine Gesundheit ab!

Was mich aber primär stört, ist die unfaire Legendenbildung, nur Vollzeitbeschäftigte wären Leistungsträger. „Personaler erzählen, warum es sich eher lohnt, Mütter mit Teilzeitwunsch aus der Firma zu mobben“, lässt sich auf https://www.zeit.de/karriere/beruf/2016-03/teilzeitarbeit-muetter-kuendigung-personalmanager nachlesen: „Hausfrauensammelbecken“ seien die Abteilungen, in denen mehrere weibliche Teilzeitkräfte arbeiten, heißt es darin. Ich kenne aber viele Bereiche, in denen auch männliche Teilzeitler werken – wie immer dort, wo unterschiedliche Interessen Zeit außerhalb der Firma brauchen und die Vorgesetzten sich im Erhalt der Person Vorteile ausrechnen, aber auch dort, wo das Personalbudget nicht ausreicht.

Logischerweise fehlen später dann Summen in der Pension – ein Grund, weshalb Selbständige (oder alte alleinstehende Frauen) oft endlos weiter arbeiten müssen.