Zum inneren Feuer zählen auch sexuelle Erregungszustände, und auch bei ihnen fehlt Information, wie man aus Flammenwerfern wohlig wärmende Glut machen kann ohne nur Asche zu produzieren. Auch hier fehlen Vorbilder, denn in der Dramaturgie der darstellenden Künste gibt es meist nur die Klischees von Naiven, Sentimentalen, Verbitterten, Intriganten, Brutalen und – (meist einsam agierenden) Helden.

Helden haben keine Zeit für Sexualität (außer James Bond) und werden dafür am Ende belohnt (wobei James Bond allein bleibt, er will ja nur eine „Gespielin“, keine echte Partnerin). Der weltberühmte Soziologe Erich Fromm unterscheidet Menschen nach (Buchtitel) „Haben oder Sein“. Habenmenschen wollen Sex haben – sie wollen keine Liebenden sein.

Habenmenschen betrachten andere wie Waren, die man kauft oder raubt, und wenn sie dabei kaputt gehen, haben sie halt Pech gehabt. Zur falschen Zeit am falschen Ort, lautet dann der zynische Kommentar. Und: Selber schuld – warum bist du nicht weggelaufen? Und warum warst du überhaupt dort? Meine Antwort: Weil Naive nicht so denken wie Brutale – und das ehrt sie!

Heute lese ich im Kurier (Seite 18), der Strafverteidiger des Zeitungszustellers, der eine 15jährige in seinem Lieferwagen vergewaltigt und „einvernehmlichen Sex“ behauptet hatte, habe sich bemüht, dies als „technisch unmöglich“ darzustellen, und „Außerdem vermisst er Abwehrverletzungen bei dem Mädchen“. Wie soll sich jemand, der im Schock erstarrt ist – Freezing heißt das in der Fachsprache – Abwehrhandlungen setzen, wenn man nicht darauf trainiert ist?

Deswegen fordere ich seit 1987 (meiner letzten Rede als Politikerin bei einer „Wiener Konferenz“) immer wieder Selbstverteidigung im Turnunterricht für Mädchen. Turnunterricht soll auch Zurnunterricht werden!

Impulskontrolle ist Lernaufgabe für Täter – nicht für deren potenzielle Opfer!