Der 30. April – Walpurgisnacht – ist vorbei, der Tag der Arbeit auch, aber die Hexenjäger und leider auch Hexenjägerinnen arbeiten flott weiter. Sehr treffend schreibt Birgit Braunrath heute (14. Mai) im Einserkastel des Kurier: „Die alten Werte sind zurück. Aus der Solidargemeinschaft wird wieder die Neidgenossenschaft.“ Die „Gesellschaft des Kain“ formiert sich wieder, um mit scheelem Auge auf die zu blicken, die es „nicht gut genug“ machen ohne zu erklären, was sie denn als „besser“ erwarten würden … Erinnert alles an Julius Cäsar … keine offene Kritik direkt ins Angesicht, sondern aus sicherer Distanz, aber über die professionellen und (a)sozialen Medien in der Hoffnung auf viele Likes zur Verstärkung … Dabei wäre das heute  als interner Disput mit oder ohne hilfreichem „Joker“ und eventuell einvernehmlich offiziell mitgefilmt möglich, wäre mal ein Zeitdokument anderer Art.

Rendi-Wagner – vom Äußeren her als sensible Frau zu diagnostizieren – beweist Nervenstärke und zähe Steherqualitäten gegenüber den andauernden Angriffen aus dem Hinterhalt. Allein das qualifiziert sie für den noch immer möglichen Relaunch der einstmaligen Reformpartei der 1970er Jahre, vorausgesetzt sie schafft sich einen Braintrust wie seinerzeit Kreisky mit Egon Matzner oder Herbert Tieber … und sie sollte endlich mal diejenigen Ex-Parteimitglieder (wie mich) fragen, weswegen sie ausgetreten sind!

Besonders perfide finde ich aber die Angriffe von Eva Blimlinger auf Ulrike Lunacek. Ich vermute, Lunacek wurde in diese Funktion berufen, um als erfahrene Europapolitikerin dem Kulturland Österreich zu einer internationalen Leitposition zu verhelfen – und so etwas braucht Zeit, auch ohne den Covid-19-bedingten Stillstand. Den Vorwurf, dass sie nicht „in der Kulturszene vernetzt“ sei, verstehe ich als Angriff aus frustrierten „Freunderl-Szenen“ (und was sich dort abspielt, weiß ich nicht nur von meinen der einen oder anderen zugehörigen KlientInnen), denen sie nunmehr bewusst oder unbewusst als Speerspitze dient – und das ist nachvollziehbar, denn immerhin hat sie sich „geärgert“ (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Eva_Blimlinger), dass sie nicht Kultur-Staatsekretärin wurde. Ich würde von einer Parteikollegin, die sich kundig/er versteht, erwarten, dass sie ihre Kollegin unterstützt und Seite an Seite steht. So geht Kultur!

Birgit Braunrath hat ihre Kolumne mit dem vorletzten Satz beendet: „Dabei ist erwiesen, dass Vergleiche mit vermeintlich Bessergestellten unglücklich machen, während Zusammenhalt glücklich macht.“, um dann zu schließen: „Aber es hat ja keiner behauptet, dass die Normalität Glück bringt.“