Die Glaubenskongregation der römisch-katholischen Kirche hat also festgestellt, dass ihre Priester homosexuelle Paare nicht segnen dürfen, weil deren Lebensform Sünde sei. (Vatikan-Dekret: Keine Segnung homosexueller Paare – ZDFheute)

Als evangelische Pfarrerin habe ich gelernt, wofür ich bitte und wie ich segne – mit dem „Aaronitischen Segen“:

4. Buch Mose 6, 24–26 (Luther 2017)
Der Herr segne dich und behüte dich;
d
er Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;
der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.

Und als ausgebildete Prana-Heilerin (seit 1999) öffne ich mich dabei dem Heiligen Geist und bitte um Inspiration und gebe das an die zu Segnenden weiter.

Nun rätsle ich:
Wieso soll man Liebende nicht segnen dürfen, dass ihre Liebe und Treue wächst und sie einander beistehen, in guten wie in schlechten Zeiten? Denn Gott ist ja Liebe.

1. Johannesbrief 4, 16
Wir haben die Liebe, die Gott zu uns hat, erkannt und gläubig angenommen.
Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm.

Wieso darf man Waffen segnen – mit denen getötet und das 5. Gebot so massiv verletzt wird, dass es ärger gar nicht geht – aber Liebende nicht?

Oder liegt es an den sexuellen Phantasien der Mitglieder der Glaubenskongregation, dass sie sich Liebe nicht vorstellen, sich in Liebende nicht einfühlen können? Dass sie nur homosexuelle Handlungen im Sinn haben – aber die gibts unter Menschen, die sich heterosexuell bezeichnen, ebenso …

In meinem Buch „Sexuelle Reformation – Freiheit und Verantwortung“ (LIT Verlag Münster, 2017), das gekürzt und popularisiert auf meiner theologischen Masterarbeit basiert und medial totgeschwiegen wurde – warum wohl? – habe ich gezeigt, dass man das Alte Testament 1 Mose 1, 28 statt machtpolitisch tendenziös „Seid fruchtbar und mehret euch“ auch partnerschaftlich tendenziös mit „Seid kreativ und fördert einander“ übersetzen kann – wenn man Adam und Eva nicht sippenorientiert tendenziös einem Ehepaar gleichsetzt, sondern humanistisch-tendenziös als Prototypen für alle Männer und alle Frauen.

Was also verbirgt sich in den Worten der „Liebe“, die die Christenschaft allumfassend „Gott“ nennt – denn sie soll sich ja kein Bild machen

2 Mose 20, 4
Du sollst dir kein Bild machen und keine Gestalt dessen im Himmel droben, auf Erden drunten oder im Wasser unter der Erde.

wenn in den Segensworten Gnade versprochen wird? Doch sicherlich nicht Verdammnis!

Sünde – vom Wort „sondern“ wie „absondern“ – entsteht durch die Trennung in „gut“ und „böse“ und all die vielen Gegensatzpaare (wie z. B. auch Lüge, Irrtum etc. und subjektiv gefühlte Wahrheit, objektive kann es ja durch unser Getrenntsein gar nicht geben). Geheilt wird Sünde durch Einigkeit – deswegen ja auch die Bitte um Frieden im Aaronitischen Segen.

Und brauchen wir nicht alle friedvolles Zugehen aufeinander auf Augenhöhe – und offene Ansprache, wenn uns konkretes Verhalten stört, nämlich nicht nur die eigenen Phantasien und Begehrlichkeiten?

Was wir nicht brauchen, sind Ablenkungsmanöver … Denn ich denke bei dem Thema auch an die katholischen Priester, die unter dem Vorwand von Liebe und Förderung sich an Knaben sexuell vergriffen, denn weder durch Verdammnis noch Vertuschen wird dieses Phänomen beseitigt! Sondern nur durch Akzeptanz der Person und gleichzeitige Anleitung zur respektvollen Selbst- wie auch Fremdkontrolle.