Sowohl Feuerwehr als auch Rettung klagen über Schau- und mehr noch Fotografierlustige, die ihre Einsetze behindern. Es werde überlegt, mobile Sichtschutzwände einzusetzen … aber verliert man da nicht Zeit, die besser den Verunglückten gewidmet werden sollte? Gibt es keine andere Möglichkeiten?

Es gibt ja den Straftatbestand er unterlassenen Hilfeleistung – und eigentlich ist jedermensch, der Zeuge oder Zeugin eines Notfalls wird, zur Hilfeleistung verpflichtet. Dazu zählt wohl auch, Menschen, die den Einsatz behindern, wegzuweisen. In Wien wäre das besonders einfach: Gleichzeitig mit dem Einsatzaufruf für Feuerwehr und Rettung könnten die sogenannten „Parksheriffs“ oder die 2016 vom damaligen Innenminister Wolfgang Sobotka im Pilotversuch vorgestellten „Sicherheitsbürger“ oder Grätzelsozialarbeiter für genau diese Aufgabe an den Unglücksort gebeten werden, gleichsam als Unterstützung für die Polizei, die man ja nur bei Nichtbefolgung bzw. Widerstand benötigen würde, um allenfalls mit Strafen zu verdeutlichen, dass es sich hier um eine neue alte Form von Gewalt handelt: Gewalt an den Verunfallten wie an ihren Helfern.

Durch zuviel Fernsehen ans passive Zuschauen statt aktivem Mitdenken „trainiert“ fehlt der „Anstoß“ zum Handeln: Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass Menschen in der Menge erwarten, dass schon irgendwer – nur nicht man selbst – „was tun wird“. Dazu kommt, dass in der „narzisstischen Gesellschaft“ all diejenigen, deren Leben schal weil erlebnisarm dahinplätschert, als Unglückszeugen endlich etwas zu berichten und dank der Fotohandys sogar zum Vorzeigen haben und sich als quasi „Fast-beinahe-rasender-Reporter“ noch lange danach wichtig machen können. Es wäre also dringend anzuraten in Fernsehfilmen Szenen – aus dem Blickwinkel der Zuseherschaft aufgenommen – einzublenden in denen jemand hilft, damit sich diese Sichtweisen im semantischen Gedächtnis einspeichern. Es würde aber schon nützen, wenn jemand am „Tatort“  die Umstehenden mit adäquaten Aufforderungen „anschreit“ (diese Lautstärke ist wohl nötig, um die „Glotz-Zombies“ aufzuwecken). Und im Schulunterricht nicht nur Feueralarm einzuüben, sondern auch Erste Hilfe und Erste Unterstützung wäre auch nicht schlecht.